In seinem neuen Roman "Hamster im hinteren Stromgebiet" erzählt Joachim Meyerhoff von Situationen, in denen er unkontrolliert kichern musste:
Durch mein Gelächter kam schon die nächste Begebenheit und die nächste und dann noch eine. Eine Nachricht fiel mir ein. Es war erst wenige Tage her, dass ich sie im Flugzeug gelesen und herausgerissen hatte. Ich musste meine Lektüre mehrmals unterbrechen und aus dem Fenster schauen, um meine Mitreisenden durch meinen Lachkrampf nicht zu stören.
Das kenne ich allzu gut! Nicht nur durch Lektüre (etwa von Meyerhoff-Büchern), sondern auch bei diversen Spoken-word-Hörgenüssen wurde ich schon mehrmals im Zug zu brutalsten Lachattacken provoziert. Ich bin kein Mensch, der viel und gerne lacht, aber wenn es mich erwischt, dann so richtig.
Mein erster größerer Lachanfall auf Schienen ist schon etliche Jahre her und hatte gar nichts mit Medienrezeption zu tun. In Frankfurt-Sachsenhausen gibt es eine deutsch-griechische Gaststätte mit dem so behämmerten wie brillanten Namen "Qualitäts-Eck". In meinem Freundeskreis entwickelte sich im Laufe der Zeit ein regelrechter Kult um dieses Lokal, der nur entzaubert werden konnte, indem wir es schließlich einmal besuchten. Irgendwann fuhr ich mit dem ICE aus dem Frankfurter Südbahnhof heraus und blickte arglos aus dem Fenster, als plötzlich in einem gut versteckten Winkel – das "Qualitäts-Eck" sichtbar wurde. Ich las das Wort, ließ es mir mehrmals durch den Kopf gehen und rastete aus.
(Beim Schreiben dieser Zeilen erinnere ich mich an unseren Besuch dieser Lokalität und einen etwas unangenehmen Vorfall dabei: Während der Essensbestellung stand der Kellner hinter mir – ich ließ mir wie so oft reichlich Zeit mit meiner Entscheidung – und fing auf einmal an, mir eine spaßig gemeinte Schultermassage zu verpassen. Normalerweise reagiere ich auf unerwünschten Körperkontakt mit spitzen Schreien oder indem ich den Übergriffling ausknocke, doch in diesem Fall blieb ich genau so ungerührt wie meine Kollegen.)
Ein ander Mal lauschte ich während der Fahrt der Hörbuch-Version von Heinz Strunks "Junge rettet Freund aus Teich". An der Stelle, wo der Ich-Erzähler fantasiert, dass der übermütig herumspringende Hund der Oma kein Hund ist, sondern in Wahrheit "ein Mensch, den es von einem Moment zum nächsten in einen Dackelkörper verschlagen hat", und der sich nun nicht verständlich machen kann, packte es mich. Tränen liefen mir herunter; peinlich.
Die zwei jüngsten Explosionen ereilten mich nach Inkrafttreten der Hygienebestimmungen, und ich war froh, dass ein Mund-Nase-Schutz mein grinsend verzerrtes Antlitz zum größten Teil verdeckte. Eine Episode von "The Dollop" – einer meiner Lieblings-Podcasts – befasste sich mit dem Leben des britischen Magiers und Komikers Tommy Cooper. Obwohl ich schon das ein oder andere über diesen Exzentriker gewusst hatte, brachte mich eine mir unbekannte Anekdote dann doch zum Durchdrehen: Einmal hätte Cooper um ein Haar im Live-TV die Talkshow-Legende Michael Parkinson enthauptet, wenn nicht eine Bühnenkraft im letzten Moment bemerkt hätte, dass Cooper vergessen hatte, den Sicherheits-Schnapper der Trick-Guillotine umzuschalten. Was für eine Vorstellung! Ich muss gerade schon wieder intensiv feixen. Wenig später erwischte es mich beim Ron-Burgundy-Podcast, aber damit hätte ich nach zwei Staffeln rechnen müssen ... Warum höre ich so was auch in der Öffentlichkeit?!
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