Am 8. November letzten Jahres starb Alex Trebek, seit 1984 der Moderator von "Jeopardy!", an den Folgen von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Dass wenige Tage zuvor Sean Connery das Zeitliche gesegnet hatte, entbehrte nicht einer gewissen Ironie, die freilich nicht nur mir aufgefallen ist: In den wiederkehrenden "Celebrity Jeopardy"-Sketchen von "Saturday Night Live" war Connery, in der Parodie von Darrell Hammond, die ewige Nemesis Trebeks (Will Ferrell).
Abgesehen von diesen Comedy-Spoofs hatte ich nie einen besonderen Bezug zu der weltbekannten Rateshow, welche – die Älteren erinnern sich – eine Zeitlang auch in Deutschland lief. Erst im Januar 2020 hatte ich zum ersten Mal reingeschaut, als nämlich das mehrtägige Spezial "Greatest of All Time" ausgestrahlt wurde, in dem die drei erfolgreichsten Kandidaten der "Jeopardy!"-Geschichte gegeneinander antraten. Das war äußerst unterhaltsam, rasant und lehrreich, und insbesondere der zu diesem Zeitpunkt bereits 79-jährige Alex Trebek als Spielleiter nahm mich mit seiner ruhigen, professionellen und warmherzigen Art für sich ein. Ich bereue es zutiefst, dass ich nach dem "GOAT"-Special nicht zum regelmäßigen Zuschauer wurde. Es gab halt so viel anderes zu konsumieren!
Als der Tod der TV-Legende verkündet wurde, war ich traurig und nahm mir vor, alle folgenden noch nicht gesendeten Folgen von "Jeopardy!" anzusehen. Derer gab es glücklicherweise 35 Stück, denn die Sendung wird mit einigem Vorlauf blockweise aufgezeichnet, und Trebek war noch bis zum 29. Oktober in der Lage gewesen, seinen Moderationspflichten (sein Vertrag lief bis 2022) nachzukommen. Am 8. Januar 2021 lief sein allerletzter Auftritt – mit überragenden Einschaltquoten – im Fernsehen. Ich habe es bis zur vergangenen Woche aufgeschoben, mir diese Episode anzuschauen. Sie war wunderbar unspektakulär und nur insofern (für mich) außergewöhnlich, als es das einzige dieser letzten 35 Male war, dass ein Kandidat von "Final Jeopardy" ausgeschlossen wurde, weil er am Ende der zweiten Runde im Minus stand. Die Antwort auf die letzte Frage bzw. die Frage zur letzten Antwort war "What is 'isotope'?"; ich hätt's gewusst! (Wenn ich kurz angeben darf: Es ist schon mehr als einmal vorgekommen, dass ich etwas wusste, worauf keine/r der Teilnehmenden gekommen ist.)
Jedenfalls wurde diese gleichzeitig harmlose und spannende Sendung über die letzten drei Monate zu einem lieben Part meiner Morgenroutine, umso mehr, als ich direkt nach dem eindeutigen Wahlgewinn Joe Bidens beschlossen hatte, dass es Zeit für eine Latenight-Show-Pause sei: Was sollten mir Colbert und Meyers noch groß über die so fruchtlosen wie kindischen Aktionen eines scheidenden und so schnell wie möglich einzusperrenden Versager-Präsidenten erzählen? Vergeudete Minuten!
Ich werde auch in Zukunft in unregelmäßigen Abständen bei Ken Jennings vorbeigucken. Der hat nämlich bis auf weiteres die Rolle eines "guest host" übernommen und macht das recht versiert und charmant. Jennings hatte 2004 für Furore (und ein regelrechtes "Jeopardy!"-Fieber) gesorgt, als er in 74 Partien die Rekordsumme von insgesamt 2.522.700 US-$ erspielte; auch das oben erwähnte "GOAT"-Tournament konnte er für sich entscheiden. Dass mit dem Gamemaster die Qualität einer Quizshow steht und fällt, ist klar. Es gibt bei "Jeopardy!" aber neben der horizonterweiternden Auswahl der Wissensgebiete immer wieder kleine Überraschungen, die für mich den Reiz ausmachen, beispielsweise Außenaufnahmen, in denen Korrespondent(inn)en der Show on location interessante Fragen stellen: in der Weihnachtszeit etwa aus einer Lebkuchenbäckerei in Nürnberg (wovon in der lokalen Presse nichts zu lesen war!).
Apropos Rekorde: Nicht nur hat die Show sage und schreibe 39 Emmys gewonnen, auch wurde ihr inzwischen 92-jähriger Ansager Johnny Gilbert 2017 als Dienstältester in diesem Job ins Guinness-Buch aufgenommen. "Thank you, Johnny!" (Zitat) Und: Thank you, Alex!
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