Ich selbst trinke jeden Tag Tee, obwohl ich dem Inselvolk nicht staatsbürgerlich, sondern nur mit dem Herzen verbunden bin. Beliebter Schwarztee wie Earl Grey kommt mir allerdings nicht in den Pott. Für mich kann es gar nicht postmodern und albern genug sein, weswegen ich im Supermarkt vergnügt kichernd zu Sorten wie denen der aktuellen "fabelhaften" Edition von Meßmer greife: "Zauber der Zwerge" (Holunder-Waldmeister) oder "Fantasie der Feen" (Himbeer-Vanille).
Sonntag, 28. März 2021
Die Tee-Zeremonie
"In der Coronapandemie haben die Briten die Liebe zum Tee wiederentdeckt", lese ich gerade. "Neun von zehn Menschen im Königreich gönnen sich nun regelmäßig ein Tässchen – zunehmend auch jüngere." Das erstaunt mich insofern, als ich geschätzt hätte, dass sich bisher zehn von zehn Menschen im Königreich mindestens einmal pro Tag a cuppa gönnen. Sofern zeitgenössische britische Serien und Filme die Lebenswirklichkeit widerspiegeln, ist Tee mehr als ein Genussmittel für private Mußeminuten, er ist flüssiger sozialer Kitt. Selbst wenn deine verfeindete Nachbarin wutentbrannt vor der Wohnungstür aufmarschiert, um sich über dies und das zu beschweren, gebietet es der Anstand, sie auf eine Tasse Tee hereinzubitten. Wenn nun in einer Filmszene jemand so ein Teetrinkangebot ablehnt, ist das ein Symbol dafür, dass die letzten Brücken eingerissen sind. Fernsehklischee, klar.
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