Anfang des Monats starb 103-jährig der deutsche Typograf und Grafiker Helmut Matheis. Ich las seine Vita und war begeistert, zu erfahren, dass mit ihm wohl einer der Letzten gegangen ist, die noch vor dem großen Zäsurjahr 1945 ein Studium abgeschlossen haben. Ich fragte mich, ob wohl noch Menschen unter uns weilen, die im "Dritten Reich" promoviert haben! Das hat mich an Hildegard Hamm-Brücher stets fasziniert. Wenig später starb kurz vor seinem 100. Geburtstag der Chemiker Siegfried Hünig, der tatsächlich wie seine Jahrgangsgenossin Hamm-Brücher ein "Turbo-Studium" hingelegt hatte und 1943 seinen Doktor machte. Bei dieser Gelegenheit soll auch die amerikanische Kinderbuchautorin Beverly Cleary (* 12.4.1916, † 25.3.2021) geehrt werden, die zwei Bachelor-Abschlüsse erlangte, noch bevor ihr Land in den Zweiten Weltkrieg eintrat. Als wäre das alles noch nicht mind-blowing genug gewesen, machte mich via Twitter jemand auf Renée Simonot aufmerksam, die noch lebende 109-jährige Mutter von Catherine Deneuve, die ihr Schauspieldebut im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs hinlegte!
Heute habe ich gelernt, dass es für solche aufregenden Epochenverbindungen einen englischsprachigen Spezialausdruck gibt: "The Great Span". Das renommierte Blog kottke.org sammelt Beispiele für derartige Links, etwa den Auftritt eines 96-jährigen Augenzeugen der Lincoln-Ermordung in einer TV-Gameshow von 1956.
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