Als ich neulich wieder einmal grübelte, kam mir der Gedanke, dass ich wahrscheinlich sehr schlecht darin wäre, mich mit Amerikaner(inne)n zu unterhalten, einfach aus dem Grund, dass ich einige ihrer geläufigen Phrasen allzu wörtlich nehmen würde. Zum Beispiel würde ich auf "What did you say your name was?" erwidern: "I haven't told you my name yet." Oder auf "Why don't you take a seat?": "Because you didn't offer me one." Und auf "Do you mind"-Fragen würde ich immer "yes" antworten, wenn es mir was ausmachen würde, und "no", wenn nicht. Auch würde ich mich kaum zurückhalten können, wenn jemandem "irregardless" oder "I could care less" rausrutschte.
Damit will ich nicht sagen, dass amerikanisches Englisch Sprechende ihre Sprache nicht beherrschen. Im Gegenteil: Sie tun das m.E. um ein Vielfaches besser, als Deutsche Deutsch beherrschen. Man vergleiche nur mal US-Podcasts, wo praktisch jeder Satz sitzt, mit deutschen Podcasts, wo restringierter Code und krudestes agrammatisches Gestammel vorherrschen und Kohärenz und Kohäsion fast komplett aufgegeben werden! Zudem ist man sich "dort drüben" der erwähnten Zweifelsfälle sehr wohl bewusst, was sich in zig Forenthreads zum "Do you mind"-Problem ebenso niederschlägt wie in humoristischer Verarbeitung in der Popkultur. Tatsächlich begegnete mir, kurz nachdem ich über all dies nachgedacht hatte, folgender Dialog in der Comedyserie "Angie Tribeca" (Episode 4x04):
- How old did you say this model was again?
- I didn't. 22. Now I have.
Haha! Man sieht: Gewisse Fälle von "Unlogik" und semantische Widersprüche werden durchaus erkannt. (Die gibt es übrigens auch im Deutschen, man denke an Sätze wie "Ich gehe nicht, bevor ich nicht gegessen habe", wo das zweite "nicht" streng genommen inkorrekt ist.) Sie können und sollten aber ignoriert werden, denn im Alltag weiß man in der Regel, was gemeint ist, und allein darauf kommt es an. Ich sozial inkompetenter Otto sollte mal lieber wieder meine Aufzeichnungen zur Einführung in die Pragmatik hervorkramen statt alles auf die Goldwaage zu legen. Andererseits ist es eh ausgeschlossen, dass ich in absehbarer Zeit mit Menschen aus den USA ins Gespräch komme.
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