Montag, 24. Mai 2021

Schrottcast

Letzte Woche wurde bei "6 vor 9" im "BildBlog" eine Podcast-Parodie bzw. ein Parodie-Podcast namens "Podcasts – der Podcast" verlinkt. In dieser Spotify-Eigenproduktion soll "den beliebtesten deutschsprachigen Podcaster:innen auf humorvolle und liebevolle Art Respekt für ihre beeindruckende kreative Arbeit" gezollt werden. Angehört habe ich mir dieses Format nicht, denn nicht nur schreckt mich die Beschreibung ab, auch die persiflierten Podcasts kenne ich bestenfalls dem Namen nach. Ausnahme: "Zeit Verbrechen". Ich gestehe, dass ich schon während so mancher langer Zugfahrt die ein oder andere Folge dieser beliebten True-Crime-Reihe (wohl die erste ihrer Art in Deutschland) gehört habe. Das hat mich sogar zu einer eigenen Parodie inspiriert, die Teil eines leider nie realisierten Audio-Projekts werden sollte und jetzt an dieser Stelle veröffentlicht werden soll:

Sabine Rückert von “Zeit Verbrechen” erzählt einen Witz 
SABINE RÜCKERT
Heute, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, habe ich einen Fall mitgebracht, der Sie bestimmt besonders interessiert, denn es geht – ja: es geht um ein Verbrechen. Aber auch um einen Witz, und das ist der Witz daran, aber auch das Erschreckende. Da sind also ein Priester, ein Rabbi und eine Blondine, und diese vier Personen – also es sind vier; man muss noch erwähnen, dass auch noch eine Lehrerin dabei ist. Diese vier Personen gehen in eine Bar. Das verläuft zunächst ganz normal, man bestellt ein Getränk, man lacht, man spielt auch eine Runde Darts, vielleicht liegt ein Hund in einem Hundekorb und trinkt Wasser aus einem Schälchen, wie man sich das so vorstellt, man unterhält sich, man geht mal auf Toilette, man geht vor die Tür zum Rauchen, man geht zwischendurch nach Hause für ein paar Wochen, man streitet sich, man blättert die Zeitschriften durch, die da ausliegen, zum Beispiel die neue Ausgabe von Zeit Verbrechen mit einer ganz-ganz tollen Geschichte über junge Frauen, die nackt an einem Jeep über eine Landstraße geschliffen worden sind. Und dann wird es seltsam. An dieser Stelle, das haben damals auch die Zeugen gesagt vor Gericht, ich war ja im Zuschauerbereich, ich habe auch alle Akten gelesen. Also im Zuschauerbereich der Bar, meine ich, neben dem Hund mit dem Wassernapf, da habe ich gelegen, und ich dachte schon damals insgeheim bei mir: Irgendwas an denen kommt mir verdächtig vor, die Sache stinkt mir, wie man so sagt. Zum Beispiel – und das war wirklich ungewöhnlich – hatte einer von den fünfen – es waren nämlich fünf Gäste, aber den fünften habe ich jetzt mal weggelassen, weil der keine Rolle mehr spielen wird, das war ein Schamane. Und als jetzt die Blondine einen Manhattan on the rocks bestellt und dann, als der Barkeeper gerade ein Glas in die Hand nimmt und die Blondine einen Revolver aus der Handtasche zieht, da denke ich: Moment mal, einen Manhattan trinkt man doch niemals mit Eis! Und das Gericht hat ja dann auch entschieden, dass das ein Raub war, also genauer eine, ich zitiere: “räuberische Erpressung”, so heißt das im Beamtendeutsch, und dafür gibt es IMMER eine Gefängnisstrafe, da wird man eingesperrt in einem Gebäude. Ja, und die Blondine hat alles abgestritten, es war aber auch – das habe ich vergessen zu erwähnen – eine andere Blondine, und das war auch nur in einem Film. Dieser Witz basiert auf einem Film. Und da fragt der Rabbi: “Und wie heißt diese Nummer?” Und der Barkeeper antwortet: “‘The Aristocrats’!”
[DRÄUENDE MUSIK LEGT SICH ÜBER DEN MONOLOG, WÄHREND S.R. AUSFADET]
Und an dieser Stelle war die Lehrerin ins Spiel gekommen. Das habe ich extra nachgelesen in der Urteilsbegründung, die ich mir kopiert hatte. Geklaut hatte. Es war, sie war die Lehrerin von Klein Fritzchen, den wir ja schon aus unserem Fall “Der enthauptete Lehrer” kennen. Und die Lehrerin spricht kein Wort Friesisch, sondern nur Hochdeutsch, der Fall spielt ja in Ostfriesland, wir erinnern uns.

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