Vor kurzem hörte ich die Ausgabe "The Baader-Meinhof Gang" des "Omnibus"-Podcasts. Den Heißen Herbst und wie es dazu kommen konnte, halte ich nach wie vor für eines der faszinierendsten Kapitel der bundesdeutschen Geschichte (wobei ich mich zuletzt verstärkt mit der unmittelbaren Nachkriegszeit beschäftigt habe), und das eigene Land mit amerikanischem Blick zu betrachten, ist stets unterhaltsam. (Es gibt mehrere "Omnibusse" mit Deutschland-Schwerpunkt, z.B. einen über die Wuppertaler Schwebebahn.)
Sogleich sah ich, dass in der Episodenliste unmittelbar danach eine Folge mit dem Titel "The Baader-Meinhof Phenomenon" aufgeführt war. 'Nanu', dachte ich, 'eine Fortsetzung, weil die Moderatoren das Thema RAF so spannend finden?' Ich spielte die Episode später ab und lernte: Mit "Baader-Meinhof-Phänomen" bezeichnet man jenes Phänomen, das ich in diesem Blog schon mehrmals dokumentiert und als "Doppelbegegnung" o.ä. bezeichnet habe! Der Ausdruck Baader-Meinhof phenomenon hat seinen Ursprung natürlich in den USA und wurde erst 1994 im Leserforum einer Lokalzeitung von jemandem geprägt, der über Baader, Meinhof & Co. gestolpert war, nachdem er keine 24 Stunden zuvor von Freunden zum ersten Mal von der Bande gehört hatte.
Noch jünger, nämlich von 2005, ist die wissenschaftlicher klingende Bezeichnung frequency illusion. Im Podcast wird auch vom red car syndrome sowie vom durch den Film "Repo Men" eingeführten plate of shrimp phenomenon gesprochen. Auch werden mehrere einleuchtende psychologische Erklärungen für den Effekt, den entrücktere Geister auf einen "Glitch in der Matrix" zurückführen mögen, vorgestellt, es geht um availability bias, den recency effect und den primacy effect, um die Macht des Zufalls, die menschliche Konditionierung aufs Mustererkennen, das Zurückgreifen auf Heuristiken, und was das alles mit Kreuzworträtseln zu tun hat. Kurzum: Das Hören war sehr befriedigend, und ich werde künftig nur noch Mehrfachbegegnungen festhalten, die extrem unerwartbar und spukhaft sind.
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