Einigermaßen schockiert war ich vom frühen Tode der Autorin Mo Hayder im vergangenen Monat. Deren Bibliographie ist nämlich insofern mit meiner Biographie verwoben, als "The Treatment" (dt. "Die Behandlung") der erste Roman war, den ich freiwillig und vollständig im englischen Original gelesen habe. In meinem Work-&-Travel-Halbjahr 2003/04 in Neuseeland trug es sich zu, dass ein Hostel-Mitbewohner aus England das ausgelesene Taschenbuch in das Büchertauschregal stellte und es mir auf Nachfrage anempfiehl. Als packend, aber auch als reichlich verstörend pries er es an, ich glaube, er benutzte das Wort "graphic".
Es gibt ja nun seit einigen Jahrzehnten eine Marktübersättigung mit drastischen Thrillern, in denen der aufzuklärende Mord blutrünstig wie nie, der Täter psychopathisch wie nie und der Ermittler bzw. die Ermittlerin exzentrisch wie nie ist, und ja, auch ich bin gelegentlicher Konsument solcher Reißer. So einige Werke von Karin Slaughter, Tess Gerritsen, sogar Sebastian Fitzek und einen Roman von Simon Beckett habe ich gern gelesen, Dennis Lehanes frühe, heute fast vergessene Kenzie-Gennaro-Reihe hat es mir ebenso angetan wie die Hard-Boiled-Krimis von Walter Satterthwait, und zuletzt hatte ich viel Freude mit Harry Binghams Detective Fiona Griffiths. Mo Hayder war in Sachen Krassheit schon eine eigene Nummer; trotzdem oder gerade deswegen (und weil sie halt wirklich mitreißend schreiben konnte) habe ich jedes ihrer Werke regelrecht verschlungen. "The Treatment", ihr "Zweitling" (Analogbildung zu Erstling) ist rückblickend denn auch als ihr Glanzstück zu bewerten, die Times stufte es als eines der "top ten most scary thrillers ever written" ein. Ein unter Pseudonym geschriebener speculative thriller soll 2022 noch erscheinen.
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