Freitag, 31. Dezember 2021

Zum Jahresende: Bilder und Screenshots mit Unterschriften

Hier steht ein Teil des Wortes "Essecke".

26. Februar: Kurz vorher lautete diese "Spiegel online"-Schlagzeile noch "[...] - wenn reiche Länder teilen". In "wenn reiche Länder teilten" haben sie's dann aber nicht mehr geändert.

Jetzt kommt er hinter schwedische Gardinen.

Meine neue Salatschüssel ist BPA-frei. Dabei wollte ich doch eine mit Baby Poisoning Additives!

Das musste ich viermal lesen, bis ich den Punkt nach "Müdigkeit" entdeckte.

- "Wo wohnst du noch mal?"
- "In der Milchstraße."
- [sarkastisch] "So genau wollt' ich's nicht wissen ..."

Ganz so selten ist der Tumor gar nicht – eher medium rare.


Das gefällt mir: Wohnungsgesuche mit sanfter Drohung

Symbolbild: Wie die Pandemie unsere Sprache verimpft

Über die Psychologie hinter diesem Hinweisschild denke ich seit Tagen nach. Zuerst werden die Hunde durch passiv-aggressive Ansprache so behandelt, als hätten sie vollständige Kontrolle über Ihr Tun. Dann sind es aber Herrchen bzw. Frauchen, denen es an Verantwortung(sbewusstsein) mangelt und die von ihrem Vierbeiner daran erinnert werden müssen, die durch unterstellte Unmündigkeit verursachten Fehler auszubügeln. Kurz: Hunde sind in der Denkwelt dieses Schildes einerseits bloße Tiere, die ihre Triebe nicht steuern können, andererseits geistig reif genug, um mit Menschen auf Augenhöhe zu kommunizieren, ja diese sogar – ihnen überlegen – zu erziehen und zu maßregeln.

Ich mag es, das Wort "Fluttore" italienisch auszusprechen.

Der Witzklassiker "Melonenbowle mit ganzen Früchten" neu gedacht

Der Satz lautet: "Ich hafte für alles."

Diese zwei Frauen haben meinen vollsten Respekt. Ich würde den Karton garantiert vor Nervosität fallen lassen!

Herbert Grönemeyer sieht inzwischen aus wie der späte Harry Carey.

Kann man diese Vogelboxen nicht fester anschrauben?

Mittwoch, 29. Dezember 2021

Schwamm drüber (oder Lappen?)

In einer alten Kolumne von Kathrin Passig, in der es u.a. um Haushaltspraktiken geht, erwähnt die Autorin eine Studie, derzufolge "die Wahl des Abspülwerkzeugs – Schwamm, Lappen oder Bürste – in Deutschland stark vom Wohnort abhängt. Also Bayern – Lappen, Schwaben – Schwamm, Rheinland – Bürste oder vielleicht auch ganz anders, ich habe mir die Details leider nicht gemerkt und konnte die Studie nicht rechtzeitig für diese Kolumne wiederfinden. Jedenfalls wird die Vorliebe für ein bestimmtes Abspülverhalten in mütterlicher Linie weitergegeben".

Als ich das las, habe ich natürlich sofort darüber nachgedacht, wie das bei uns war. Unabdingbar war und ist auf alle Fälle der Lappen. Aber auch der Schwamm gehört seit jeher zur Handwäsche dazu, als Ergänzungsutensil für Eingebranntes hat sich außerdem der Edelstahl-Schwamm, z.B. die "Glitzi-Scheuerspirale", bewährt. Und so halte ich es auch. Konkret so: Mit dem Lappen reinige ich Besteck (inkl. Kellen, Schneebesen und Artverwandtes), Tassen, Gläser, Eierbecher und anderes Kleinteiliges; den Schwamm nehme ich für Teller, Töpfe, Deckel, Frühstücksbrettchen, Brotdosen, Tuppergefäße. Der Stahlschwamm kommt wie erwähnt zum Einsatz.

Vor einiger Zeit habe ich mir eine Stielbürste gekauft, um meine Trinkflasche von innen säubern zu können. Leider stellte sich heraus, dass der Bürstenkopf zu dick für die Flaschenöffnung ist, sodass die Bürste, wie schon im Elternhause, eher ein Schattendasein fristet.

Montag, 27. Dezember 2021

Alle glücklichen Werbefamilien ...

In den vergangenen Tagen (Stichwort "coming home for Christmas") habe ich mich wiederholt der traditionellen Feiertagsbeschäftigung Zapping hingegeben. Beim zwangsläufigen Rezipieren von Fernsehwerbung wurde ich daran erinnert, etwas festzuhalten, das mir in der Vergangenheit immer wieder aufgefallen ist, wenn ich Gelegenheit zum Privatsenderschauen hatte; ein Phänomen, das es übrigens auch schon in meiner Kindheit und Jugend gegeben hat. Die Rede ist von Werbespots, in denen Mittelschichtshaushalte Trash-Lebensmittel abkulten. Ich könnte spontan mindestens vier Beispiele nennen. Zu sehen sind in der Regel biodeutsche, meist fünfköpfige Familien, die ausgelassen lachend einander Milchriegel, Tiefkühlpizzen, Knabbergebäck oder andere Convenience-Produkte bekannter Firmen servieren, wobei es meistens die Mutter ist, die ihren Angehörigen das Zeug, welches übrigens preppermäßig zu Dutzenden in Kühlschrank oder Speisekammer gestapelt liegt, kredenzt. Welche Realität soll das abbilden? Da ist ein Eigenheim, in das sichtlich eine siebenstellige Euro-Summe geflossen ist, aber die Bewohner schwören auf den zweitbilligsten Zucker-Fett-Geschmacksverstärker-Scheiß (nicht den allerbilligsten, denn das wäre die jeweilige Nachahmer-Variante vom Discounter).

Da diese Spots wie gesagt seit Jahrzehnten laufen, gehe ich davon aus, dass die Werbetreibenden sich etwas dabei gedacht haben und mit der Masche obendrein erfolgreich fahren. Mir fehlt die soziologische und marketingtechnische Expertise, um die Mechanismen dahinter zu erkennen. Die Intention ist vermutlich: Angehörige der middle class sollen das sehen und sagen "Die sind wie wir und sind sich trotzdem nicht zu fein für Mikrowellen-Hotdogs!", Angehörige der lower class hingegen "Wenn die das in ihrer freudestrahlenden Vorstadthütte lagern, müssen wir uns erst recht nicht schämen! Im Gegenteil, das beworbene Produkt ist schließlich die Marken-Version der Discounter-Alternative." Und alle sollen denken: "So ungesund kann das Erzeugnis ja nicht sein, wenn diese TV-Familie scheinbar nichts anderes konsumiert und dabei so healthy und beseelt ausschaut ..."

Mittwoch, 22. Dezember 2021

Ehrt Beeren!

2020 entdeckte ich auf der Grünen Woche nicht nur die famosen Quarkriegel (wieder), sondern – ich glaube, in der Thüringen-Halle – käuflich zu erwerbende Tüten mit getrockneten Erdbeeren. Von allen Trockenfrüchten sind Erdbeeren meine absoluten Favoriten; entdecke ich welche in Joghurts oder gar Speiseeis, freue ich mich und kann mir sicher sein, es mit einem hochwertigen Erzeugnis zu tun zu haben. Die Messe-Erdbeeren waren mir mit 50 Euro pro Gramm* allerdings zu teuer, und auch online fand ich später keine bezahlbaren Alternativen.

* Preis nur geringfügig übertrieben

Umso froher war ich, als ich neulich bei dm dieses hervorragende Produkt sah:


Nicht nur sind die 25 Gramm mit 2,75 € relativ fair bepreist, auch sind sie bio und obendrein sehr lecker. Die Scheibenform finde ich sogar praktischer als die bekanntere Krümel- oder Miniaturklumpen-Darreichung. In den letzten Wochen habe ich mir mein Müsli damit aufgepeppt.

Montag, 20. Dezember 2021

Grenzerfahrungen

Im letzten Beitrag habe ich mich in Zusammenhang mit dem Film "Die Unbestechlichen" darüber gewundert, dass die darin gezeigte US-amerikanisch-kanadische Grenze "überhaupt nicht so aussieht, wie man sie sich vorstellt". Tja, wie habe ich sie mir denn vorgestellt? Wahrscheinlich so wie das Minnesota, das man in "Fargo" zu sehen bekommt. Aber da hat mir europäische Ignoranz die Sicht beschränkt. Die Grenze zwischen Kanada und den USA ist die längste der Welt, und selbstverständlich sieht es nicht entlang der kompletten, großenteils bizarr geraden Linie so nordisch-trostlos-verschneit aus.

Tatsache ist: Die Brücke, die in der markanten "Untouchables"-Szene zu sehen ist, trennt zwar die zwei Länder gar nicht voneinander, sondern befindet sich rund 250 Kilometer vom Grenzübergang entfernt und überquert mitten in Montana den Missouri River. Aber glaubwürdig muss der gewählte Drehort den Location-Scouts trotzdem vorgekommen sein. Und weiter westlich kommt man sich anscheinend noch mehr wie in einem Südstaaten-Western vor! Gestern las ich nämlich zufällig in Allan Caseys Buch "Land der Seen", einem Vertreter des Genres nature writing, etwas, das mir ein überraschendes Bild vom 49. Breitengrad vermittelt hat und das ich deswegen hier zitieren möchte:

[Im Okanagan Valley] ist der Talgrund das ganze Jahr über knochentrocken. Der Osoyoos Lake ist wärmer als ein beheizter Swimmingpool im Sommer, und auf den Wetterkarten im Fernsehen erscheint die Stadt regelmäßig als heißester Ort Kanadas. Manche Leute nennen dieses dürre Land fälschlicherweise die Sonora-Wüste, und tatsächlich erinnert Osoyoos an die kleinen Städtchen an trockengefallenen Flussläufen nahe der Grenze zu Mexiko. Meterhohe Kakteen gibt es nicht, aber die Berge wirken auch hier wie von der Sonne gegerbt. Die Sonora bildet vielmehr den südlichsten Rand der Wüsten Nordamerikas. Weiter nördlich liegt die Mojave, und daran schließt sich das Great Basin an. Es umfasst die nördliche Variante der Wüstenzone, die sich über die Staaten Idaho und Washington bis an den staubigen Saum des Okanagan Valley erstreckt.

Auch das ist Nord-Nordamerika!

Samstag, 18. Dezember 2021

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

Das Ding aus einer anderen Welt (OT: The Thing)
John Carpenters Meilenstein von 1982 (den man damals freilich noch gar nicht als solchen erkannte) ist kaum genug zu preisen! Nicht nur ist er ein Klassiker des Subgenres "Alienterror in abgeschiedener Forschungsstation" (empfehlenswerte Liebeserklärung: die Episode "Ice" aus der ersten Staffel von "Akte X"), auch setzt er in Sachen Ekel-Effekte Maßstäbe, die danach selten wieder erreicht wurden (Peter Jacksons "Braindead" fällt mir noch am ehesten ein). Selten war Body-Horror dermaßen kreativ, was umso mehr beeindruckt, wenn man sich vor Augen führt, dass die widernatürlichen Metamorphosen und die garstigen Kreaturen handgemachte Maskenbildner-Tricks sind.
Ja, man braucht einen starken Magen, und die niedrige – bei null liegende – Frauenquote mag einem reichlich antiquiert vorkommen, trotzdem: Wer "Das Ding" seit der Indexstreichung vor zwölf Jahren noch nicht nachgeholt hat, sollte das schleunigst tun.

The Palindromists
Auf welcher Silbe das Wort palindromist zu betonen sei, ist beruhigenderweise nicht einmal unter Muttersprachlern unstrittig, was in dieser charmanten Dokumentation auch thematisiert wird. Palindromist(inn)en sind jedenfalls Leute, die in ihrer Freizeit Wörter, Sätze, ja ganze Geschichten erfinden, die von vorn wie von hinten zu lesen sind. Sogar Weltmeisterschaften in dieser Disziplin gibt es; eine solche ist der Dreh- und Angelpunkt des amerikanischen Films von 2020, dabei tritt auch der Kult-Kreuzworträtsel-Meister Will Shortz auf.
Die palindromists geben unisono eine gewisse "Störung" oder, netter ausgedrückt, einen Spleen zu Protokoll, nämlich den Zwang, ständig alles, was sie lesen, auf Rückwärtslesbarkeit zu überprüfen. An dieser Stelle kann ich es ja zugeben: Diese Macke habe ich auch. Ungefähr seit meinem zwölften Lebensjahr lese ich jeden Eigennamen, der mir zum ersten Mal begegnet, aber auch Werbesprüche, Hinweise und andere Kürzestsätze sowie kuriose Vokabeln instinktiv von hinten nach vorn. Recht früh bin ich so auf das Palindrom Retsina-Kanister gestoßen, auf das selbstverständlich schon viele andere gekommen waren, wie ich nach der Einführung des Internets erfahren musste.

Mindscape (OT: Anna)
Dass ich die Handlung dieses Psychothrillers von 2013 über einen Ermittler mit übersinnlicher Begabung nicht nacherzählen könnte, spricht nicht unbedingt für ihn. Negativ in Erinnerung ist er mir keineswegs geblieben. Ich weiß noch, dass mir gefallen hat, wie man sich bis zum Ende gefragt hat, welches Spiel die (original-)titelgebende Figur in Wirklichkeit spielt. Auch die Besetzung, u.a. Mark Strong, Taissa Farmiga und Indira Varma, kann sich sehen lassen.

Wait for Your Laugh
Die Tagline "The Longest Career in Showbiz History" ist nicht übertrieben. Hier werden neun Jahrzehnte amerikanisches Entertainment anhand einer Person abgerissen: Rose Marie (1923-2017), die als "Baby Rose Marie" im Radio und auf Varieté-Bühnen das Post-Depressions-Amerika verzauberte, bald darauf u.a. Al Capone unterhielt, später mit Legenden wie Doris Day, Carl Reiner und Dick Van Dyke zusammenarbeitete, ein gefeiertes Comeback mit einer Drei-Damen-Bühnen-Show hinlegte und zuletzt eine wiederkehrende Sprechrolle in einer Garfield-Animationsserie hatte. Wer sich nur entfernt für US-Comedy interessiert, sollte sich diese Doku besorgen.

Die Unbestechlichen (OT: The Untouchables)
Apropos Al Capone! Kurz nachdem ich in der Cinema das Making-of des bald 35 Jahre alten Werks gelesen hatte, strahlte der Sender Arte ihn aus. Nun konnte ich endlich all die berühmten Szenen, die ich bis dahin nur als Parodien kannte, sehen, war aber auch überrascht von einer Sequenz in der Mitte des Films, als dieser unvermittelt ins Western-Genre wechselt: Da gibt es einen Shoot-out an der kanadisch-amerikanischen Grenze, die überhaupt nicht so aussieht, wie man sie sich vorstellt.
Brian De Palma hat die spannende (dann aber auch letztlich unspektakuläre, weil in Teilen bürokratisch-nüchtern abgelaufene) reale Geschichte um die Chicagoer Mafia mitreißend inszeniert und mit seinem Cast um Robert De Niro und Kevin Costner das ganz große Besteck ausgepackt. Wenn ich etwas kritisieren müsste, dann die Besetzung von Sean Connery. Man verstehe mich nicht falsch – der Mann spielt tadellos und hat zu Recht einen Oscar und einen Golden Globe dafür erhalten. Er mag mir nur nicht zu seiner Rolle passen: Gibt es solche Streifenpolizisten? Welche Cops laufen denn in dem Alter noch Streife und sehen obendrein so aus wie Sean Connery? (Kann sein, dass er an einer Stelle erklärt, warum er in dieser Position hängengeblieben ist, aber das hat mich dann wohl nicht überzeugt.)
Alles in allem aber: 120 Minuten 1A-Kintopp!

Good Morning, Vietnam
Wie "The Untouchables" erschien auch "Good Morning, Vietnam" 1987. Beide Blockbuster behandeln ein gewichtiges Kapitel der US-amerikanischen Geschichte, dieser jedoch klammert Kampfhandlungen und sonstige Schrecken des Vietnam-Krieges weitestgehend aus und verlegt die Handlung auf einen Nebenschauplatz. Wobei die zwei Stunden nicht komplett in einem Radiostudio spielen: In den Szenen, in denen sich der Protagonist nach Saigon, aufs Land und ja, einmal auch in den Dschungel begibt, rahmen die tragikomische One-Man-Show, verhaften sie in der "echten Welt", geben ihr Substanz und Relevanz. Und gänzlich unpolitisch ist Barry Levinsons Biopic ohnehin nicht.
Im Mittelpunkt steht natürlich der überdrehte, optimistische, gerne aneckende AFN-DJ Adrian Cronauer, dessen Darsteller man offensichtlich bei den Moderations-Routinen freie Hand gelassen hat. Die komödiantische Urgewalt Robin Williams läuft in diesen Nummern (die ich gerne mal im O-Ton hören würde) zu Höchstform auf, und man fragt sich, wie viel nicht verwendetes improvisiertes Material wohl noch im Archiv schlummert.

Suicide Squad
Wie angekündigt, "musste" ich dieses DCEU-installment schauen, 1. um auf "The Suicide Squad" eingestimmt zu sein, 2. weil ich tatsächlich neugierig war, wie mit der Situation am Ende von "Batman v Superman" in der fortlaufenden Timeline umgegangen wird. Zu Letzterem kann ich sagen: Es spielt kaum eine Rolle. Also eigentlich schon: Neue Superhelden müssen her, und so wird eine Chaostruppe aus Halunken und Gestörten genötigt, die Welt zu retten. Bei manchen Figuren in diesem Team wird einem nicht so richtig klar, was exakt sie qualifiziert, aber man sollte ohnehin eine hohe Toleranz mitbringen, um diesen Antihelden etwas abzugewinnen. Am interessantesten waren Deadshot (Will Smith) und Killer Croc (Adewale Akinnuoye-Agbaje von "Lost", der, wie ich vorhin erst gelesen habe, in dem 2011er-Sequel von "The Thing" mitgespielt hat). Harley Quinn nervt leider kolossal, keine Ahnung, weshalb Margot Robbie dafür derart abgefeiert wurde; im letzten Drittel wird die Figur einigermaßen erträglich. Die Auftritte von Jared Letos Joker wurden gnädigerweise auf das Nötigste reduziert, insbesondere im dritten Akt, "with the majority of Leto's scenes being omitted from the theatrical cut, which upset Leto" (Wikipedia), haha!
Bei allen Unzulänglichkeiten hat mich der Streifen gleichwohl niemals gelangweilt oder erbost. Ich will nicht schon wieder auf Marvel rumhacken, aber im Vergleich mit den "Avengers", um mal eine Art "Pendant" heranzuziehen, hat "Suicide Squad" regelrecht Tiefe und "Fleisch", und die Charaktere mit ihren Ecken und Kanten waren dann doch irgendwie compelling. Ach ja: Der Soundtrack ist spitze!

Palm Springs
Es vergeht ja kaum noch ein Quartal, in dem ich kein Medium mit Zeitschleifen-Prämisse konsumiere (gerade habe ich das Videospiel "Twelve Minutes" abgeschlossen). Nach Horror-, SciFi- und sonstigen Variationen kehrte das Murmeltier 2020 wieder zu seinen Genre-Ursprüngen zurück. Wie die Besetzung mit Hauptdarsteller Andy Samberg schon erahnen lässt*, setzt "Palm Springs" in erster Linie auf Humor. Zwerchfellschmerzen hat mir die sommerliche Feel-good-Romanze zwar nicht beschert, aber durchweg gute Laune. Cristin Milioti und J.K. Simmons sind wie immer ein Gewinn. Und einen erfrischenden Twist gibt es hinsichtlich des Tag-Wiederholungs-Fluches dann doch (mittelschwerer Spoiler): Diesmal steckt mehr als eine Person in der Zeitschleife fest. Das wirft zwar ein paar die Logik betreffende Fragestellungen auf, die zu formulieren ich zu faul bin, aber der Eskalation wie auch der Kurzweil ist das nicht abträglich, ganz im Gegenteil.
* Wobei das nichts heißen muss! Ich erinnere mich noch daran, wie ich in der Pressevorführung von "Butterfly Effect" saß und überhaupt nichts über die Story wusste: Als dann Ashton Kutcher ins Bild trat, dachte ich schmunzelnd 'Ah, Ashton Kutcher, na, was machst du da schon wieder Albernes? You sure are up to no good, you rascal'! und war mir sicher, es mit einer Komödie zu tun zu haben, nur um dann von der tragischen Wucht des grandiosen Zeitreise-Dramas umso heftiger niedergestreckt zu werden.

Paranormal Activity 7: Next of Kin
Ich habe mir in diesem Jahr vorgenommen, fortan sämtliche Horror-Fortsetzungen, -Reboots, -Remakes und sonstige -Neuinstallationen links liegen zu lassen. "Saw: Spiral" und die kommenden "Halloween"- und "Scream"-Teile ignoriere ich ebenso wie die "Candyman"-Neuauflage oder die "Chucky"-Serie. Für das "Paranormal Activity"-Franchise, so hatte ich mir geschworen, würde ich aber immer eine Ausnahme machen, denn diese Gruselreihe, die das Found-Footage-Genre perfektioniert hat, hat bei mir noch jedes Mal funktioniert. Richtig hyped war ich, als "Next of Kin" auf einmal da war.
Mit Nummer 7 scheint nun aber langsam die Luft raus zu sein. Aus mehreren Gründen ist dieser Teil der allerschwächste. Zum einen ist das Setting zwar ein neues – eine archaische Gemeinschaft im Nirgendwo, in die eine Gruppe junger urbaner Menschen stößt –, es kommt einem aber allzu vertraut vor, denn die Macher haben sich deutlich von "Midsommar" inspirieren lassen. Zum anderen scheint man der eigenen Form nicht mehr zu trauen und entfernt sich von dem etablierten, verlässlichen Point-of-view-/Surveillance-Storytelling der Vergangenheit. Nicht nur sind jetzt gleich zwei Handkameras im Einsatz (mit Auflösungen, die sich mittlerweile professioneller Technik angenähert haben) sowie eine Drohne (!), in manchen Einstellungen scheint es auch, conveniently placed, ein drittes, "außerhalb" stehendes "Auge" eines auktorialen Erzählers zu geben, womit die narrative Besonderheit vollends aufgelöst wird. Zum anderen setzen mehr als einmal incidental music und musikalische Jumpscare-Marker ein ... weil Soundeffekte offenbar nicht ausreichen, um Schauer akustisch zu untermalen. Das zerstört dann den letzten Rest von Atmosphäre. Ich verrate nicht zu viel, wenn ich schreibe, dass eine dämonische Gestalt auftaucht, die viel zu deutlich und damit unsubtil und den beabsichtigten Schockeffekt unterlaufend gezeigt wird. Ich bin enttäuscht. Immerhin einmal lachen konnte ich, weil das Produktionsteam niemanden auftreiben konnte, der deutsch spricht:

"So weit nicht weiter". Das sollte auch für den Fortgang der "Paranormal"-Serie gelten.

Three Amigos
Zum Schluss ein weiterer Kultfilm, aus dem Jahr 1986. Steve Martin, Martin Short und Chevy Chase: Alle drei gehören, da will ich ehrlich sein, nicht zu meinen Lieblingskomikern. Am ehesten taugt mir noch Steve Martin, den ich ja auch in "Ein Ticket für zwei" nicht übel fand. In diesem Wüstenklamauk ist das Ensemble allerdings größer als die Summe seiner Teile. Die drei sind nicht die Marx Brothers – dafür sind die individuellen Eigenschaften des Trios zu unspezifisch –, aber z.B. die übertrieben triumphalen Vorstellungs-Auf(t)ritte, inklusive affiger Choreographie, sind buchstäblich zum Schießen. Auch der Plot ist einigermaßen clever und angenehm altmodisch (Buch: u.a. Lorne Michaels).
Gestoßen habe ich mich daran, dass es an zwei Stellen surreal wird. Eine singende Schildkröte und ein sprechender Busch mögen zwar witzig sein, wenn sie aber aus dem Nichts kommen, reißt mich das raus. Ich verlange von einer Komödie, dass sie von Anfang an festlegt, ob es sich um cartoonesken Anything-goes-Quatsch à la Monty Python handelt oder um eine Sitcom in Spielfilmlänge, die in unserer Realität zumindest so vonstatten gehen könnte und deren Lacher sich aus den Dialogen, der Figurenzeichnung und/oder dramatischen Entwicklungen ergeben. Aber das ist bloß meine Meinung.

Donnerstag, 16. Dezember 2021

Das gab Versengeld!

Wäre das Wort cringe nicht so überstrapaziert, man müsste es direkt wieder aus der Kiste der einzumottenden Modeausdrücke holen, um diese Gedichtzeilen, die vor einigen Wochen in der FAZ standen, zu attributieren:


Ich wollte erst anmerken, dass es erfreulich sei, wenn Hobby-Lyriker nicht nur Abreißkalenderblättchen vollschreiben dürfen, sondern zur Abwechslung das Feuilleton einer großen Zeitung. Aber dann las ich, dass der Autor jünger ist als meine Eltern. Eieiei. Wäre das zu Zeiten Schirrmachers sel. möglich gewesen? Ich fürchte, ja, denn Überforderung durch die Technisierung des Alltags war ja ein Dauerthema des unvergessenen Geistesmenschen.

Dienstag, 14. Dezember 2021

US Food Test 2021 (Bonus)

Mein Food-Paket war leergefuttert, da ergab sich die Gelegenheit, dem "AmericanFood4U"-Store am Berliner Alexanderplatz einen Besuch abzustatten. Zwei Produkte nahm ich aus der Filiale mit (gegen Bezahlung selbstverständlich). Erstens:


Dass es von der Chipsmarke Cheetos auch Mac'n'Cheese gibt, hatte ich gar nicht gewusst. Eine Sorte, die "Flamin' Hot" sein soll und zudem preisreduziert war, durfte ich mir nicht entgehen lassen. Die Zubereitung ist kinderleicht: Nudeln kochen, abgießen, Milch und Butter/Margarine dazugeben und alles mit dem beiliegenden Pulver vermengen, das die Pasta nicht nur herrlich künstlich rot färbt, sondern passend dazu auch ordentlich Feuer in die (für eine Person gerade ausreichende) Portion zwoscht. Ich mochte die Schärfe sehr, hier wird nicht zu viel versprochen. Für ein Mac'n'Cheese war mir die Soße zwar nicht käsig genug, trotzdem entfaltete sich ein Suchtfaktor, der mich zu einem regelrecht kindlichen Geschlinge zwang. Noch überzeugender als der Geschmack war Konsistenz und Geschmeidigkeit der Teigwaren. Mir läuft beim Tippen dieser Zeilen direkt wieder das Wasser im Mund zusammen. Mit 8 von 10 Punkten kann sich dieser Snack innerhalb meiner kleinen Testreihe die Krone sichern.


Im Softdrink-Segment geht es bekanntlich seit einer Weile rund. Da ich, ebenfalls bekanntlich, außer Wasser, Tee und hin und wieder einem Saft keine Softdrinks konsumiere, ist das für mich Terra incognita (zu dem andauernden Trend "Jugend-Promi-Eistees" kann ich überhaupt nix sagen), aber ohne gelegentliches Experimentieren ist das Leben ja fad. Also wurde wahllos nach einer von mehreren Sorten süßigkeiten-flavored Limonaden gegriffen. In den Geschmacksrichtungen Marshmallow, Kaugummi, Geburtstagstorte und Zuckerwatte war die Soda von Candy Can zu haben, ich entschied mich für letztgenannte. Kommen wir zum Positiven: Das Aroma von Cotton Candy ist deutlich zu erkennen. Dass das Getränk ohne Zucker daherkommt, ist ebenso zu loben. Aber. Aber! Nach vier Schlucken reicht es einfach. Das ist zu süß, ist zu affig, es ist ein Irrweg, so etwas sollte es nicht geben dürfen. Ich war heilfroh, dass ich mir die Dose mit jemandem teilen "musste" und also nur einen Sechstelliter davon zu schlucken hatte. Über Geschmack lässt sich streiten, und es mag Leute geben, die so ein Gesöff abkulten; für mich sind hier aber nicht mehr als 3,5 von 10 Punkten drin, und da ist der ausnahmsweise vergebene halbe Punkt lediglich für die Zuckerfreiheit.

Freitag, 10. Dezember 2021

Albernes zum Wochenschluss

"… und ich schau so hinter den Sessel, und wer kommt da auf allen Fünfen angekrochen wie ein Tier? Stockbesoffen …" 
"Äh, wie gekrochen? Auf allen …?" 
"Ja! Auf allen Fünfen, weil der nicht mehr geradestehen konnte, geschweige denn laufen."
"Schon klar, aber wieso denn 'auf allen Fünfen'?"
"Na ja, auf Händen und Füßen, wie gesagt, wie so ein Tier, haha!"
"Ich verstehe das nicht mit 'fünf' – ist das irgendein Insiderwitz?"
"Auf allen fünf Gliedmaßen, Mensch! Hände und Füße, Arme und Beine: eins, zwei, drei – oh …" 
"Na?" 
"Zwei plus zwei … dann hab ich ja … habe ich mein ganzes Leben lang falsch … Entschuldige, ich muss ein paar Anrufe tätigen."
"Hä?"
[holt sein Telefon aus der Tasche, wählt] "Ja, hi, ich bin's, Arnold. Äh, Folgendes, ich muss mich korrig- … Hm? Der Arnold aus Duisburg, wir sind uns mal vor 15 Jahren auf einer Party begegnet. Und da habe ich irgendwann im Laufe des Abends gesagt: Ich bin mit allen drei Beinen auf dem Teppich geblieben. Das war Blödsinn und auch gar nicht obszön gemeint oder so. Ich habe mich verzählt, ich hatte die ganze Zeit falsch gerechnet. Man hat ja vier Gliedmaßen. Und jetzt wollte ich mich ent- … Ach so. Ist gerade schlecht? Du bist wo? Ach, du bist Lehrerin? Und ihr seid auf Klassenfahrt? Ach herrje – dann stehst du ja permanent mit zwei Beinen im Gefängnis!!!"

Donnerstag, 9. Dezember 2021

Kurz notiert: Lass

In der vorletzten Ausgabe von "Aktenzeichen XY ungelöst" lief ein Filmbeitrag über einen Fall vom Anfang der 1990er-Jahre. In einer Szene stand eine Gruppe junger Frauen vor einer Diskothek, und eine von ihnen sagte: "Lass reingehen!" Ich bin mir zu 99 % sicher, dass Phrasen mit "Lass ...!" – man spricht dabei übrigens von einem periphrastischen Adhortativ – damals selbst in den sprachprogressivsten Milieus noch nicht unter Auslassung von "uns" geäußert wurden. Klar: Heute tilgt man sogar bei zwei aufeinander folgenden "uns" gleich alle beide; aus "Lass uns uns treffen" wird immer häufiger "Lass treffen", und bestimmt ist irgendwo im deutschen Sprachraum schon mal der Satz "Lass scheiden!" gefallen.

Bei einer entsprechenden Google-Suche stößt man schnell auf einen Beleg bei Grillparzer, welcher in seinem Trauerspiel "König Ottokars Glück und Ende" von 1825 (!) einmal ein Reflexivpronomen unter den Tisch hat fallen lassen ("Laß uns eignen Wertes freuen"), aber erstens war der Österreicher, zweitens mag das dichterische Freiheit gewesen sein. "Lass"-Sätze ganz ohne "uns" kann ich mir jedenfalls vor (gefühlt) dem Jahr 2005 nicht vorstellen.

Dienstag, 7. Dezember 2021

Kelten in Übersee (2)

Das, was ich in Teil 1 "keltische Spuren in der Neuen Welt" genannt habe, lässt sich in verschiedener Gestalt ausmachen, nämlich a) in Ortsnamen und Nationalsymbolen und b) in Gemeinschaften, die sich als keltischstämmig identifizieren und/oder einen keltischen Dialekt sprechen; das sind dann freilich mehr als bloße "Spuren". Manchmal fällt beides zusammen, was ich als Kategorie c) labeln möchte.

Aus der Kategorie a) war es vor allem der geographische Name Neukaledonien, der mich überhaupt zum Schreiben dieses Beitrags getrieben hat. Wie kommt es, dass eine französische Überseegemeinschaft im Pazifik den lateinischen Namen Schottlands (Caledonia) trägt? Antwort: James Cook fühlte sich bei seiner Entdeckung der Hauptinsel an Schottland erinnert. Seitdem heißt der Archipel auf englisch New Caledonia und in älterer deutschsprachiger Literatur sogar "Neuschottland". Was ist mit New South Wales / Neusüdwales? Dasselbe: Cook erkannte in der Beschaffenheit des späteren australischen Bundesstaates Ähnlichkeiten mit dem Süden von Wales.

Aber bleiben wir bei Neuschottland, allerdings nicht in der Südsee, sondern in Amerika: Die kanadische Provinz Nova Scotia ist nämlich nicht nur dem Namen nach die Fortsetzung einer tatsächlichen schottischen Kolonie! Wie ich in meiner Einleitung festhielt, war Schottland bis zum Jahr 1707 ein unabhängiges Königreich, und als solches hat es bis dahin immer wieder versucht, im Spiel der europäischen Übersee-Eroberungen mitzumischen. Die englischsprachige Wikipedia hat diese Versuche, von denen ich zuvor ebenso wenig wie von der kurzlebigen Company of Scotland je gehört hatte, in einem eigenen Artikel zusammengefasst. Die Besiedlung des vormals französischen Territoriums (Akadien) kann jedenfalls als der einzige Erfolg in dieser Richtung verbucht werden, und noch heute finden wir den Schottlandbezug in der Provinzflagge:


Und nicht nur da, denn wir haben hier ein schönes Beispiel der Kategorie c). Je nach Quelle 300 bis 1000 Menschen in Nova Scotia geben an, sog.
Canadian Gaelic zu sprechen. Sie nennen die Provinz Alba Nuadh. Eine Häufung von native speakers dieses schottisch-gälischen Dialekts gibt es auf Cape Breton Island, deren keltischer Ortsnamenbezug indes wohl eher willkürlich gewählt ist. In ganz Kanada gibt es schätzungsweise knapp 4000 Sprecher/innen irgendeiner Form des Gälischen.

Weniger stark als die Highlander konnten die Waliser dem nordamerikanischen Land ihren Stempel aufdrücken. Zwar gelangte der Kapitän Thomas Button 1612 im Auftrag der Royal Navy an die Westküste der Hudsonbai und taufte diese in Reverenz an seine Heimat "New Wales", aber wie wir wissen, setzte sich diese Bezeichnung nicht durch. Wesentlich erfolgreicher verlief die Verbreitung walisischer Kultur später weiter im Süden, nämlich im Zuge der walisischen Besiedlung (Y Wladfa) der heutigen argentinischen Provinz Chubut ab 1865. In zahlreichen Orten mit Namen wie Gaiman, Rawson oder Dolavon stößt man auf walisische Teehäuser, Heimatmuseen, Kirchen, sieht walisische Tänze, erlebt authentische Eisteddfodau und kann gleich zwei Zeitungen in kymrischer Sprache erwerben. Apropos: Die Sprache der Immigrantennachfahren wird "Patagonian Welsh" (Cymraeg y wladfa) genannt und ist äußerst lebendig. Insgesamt soll es in Argentinien 25.000 Walisisch-Sprechende geben, 5000 davon in der Diaspora von Chubut. Nebenbei gibt es in Argentinien auch eine beachtliche schottische Minderheit und damit einen weiteren Vertreter der Kategorie b).

Nachdem von Schottland und Wales die Rede war, kommen wir zur dritten "großen" der keltischen Nationen. An dieser Stelle kann ich verraten, dass (Neo-)Kornisch, Manx und Bretonisch außerhalb Europas, ja selbst außerhalb ihrer angestammten Region keinen Fuß fassen konnten. Das schmälert nicht die Bedeutung dieser Sprachen und der Traditionen ihrer Sprecher, und über die "Größe" sagt es auch nicht viel aus: 3 Millionen Walisern stehen 4 Millionen Bretonen gegenüber, nur besitzen von Ersteren nach aktuellen Angaben 750.000 Walisisch-Kenntnisse, womit das Kymrische die am weitesten verbreitete der keltischen Sprachen ist und die einzige nicht vom Aussterben bedrohte. Verfolgt man nun die Spur reisender Iren, landet man an vertrauten Orten, in Kanada (etwa in Neufundland oder auf Prince Edward Island, das 1770 "New Ireland" genannt werden sollte – mit dem Ziel, irische Siedler überhaupt erst anzulocken), in Argentinien (rund 20.000 ließen sich im 19. Jahrhundert hier nieder), aber auch in Papua-Neuguinea: Als Australien die Insel Neumecklenburg im Bismarck-Archipel nach dem Ersten Weltkrieg in "New Ireland" umbenannte, knüpfte es an die Namensgebung "Nova Hibernia" durch den britischen Seefahrer Philipp Carteret im Jahr 1767 an (analog dazu wurde Neupommern zu Neubritannien). Nun gut, die beiden "Neuirlands" fallen freilich abermals lediglich in Kategorie a).

Jetzt aber eine knifflige Quizfrage, die ich vor ein paar Monaten auch noch nicht hätte beantworten können: Auf welche Flagge und welches Wappen außerhalb Europas hat es sogar eine typisch keltische Allegorie nebst Nationalsymbol geschafft? Auflösung: Montserrat.


Was bitte hat Erin mit der irischen Harfe auf der Flagge eines britischen Überseegebiets mit spanischem Namen zu suchen? 1. Der Name der Karibikinsel geht auf Kolumbus zurück, der das Kloster Montserrat bei Barcelona darin verewigte. 2. Im Rahmen des auch in die West Indies ausgetragenen Englischen Bürgerkriegs (1642-1649) wurden irischstämmige Einwohner/innen von dem benachbarten Eiland St. Kitts hierher umgesiedelt, solche aus den amerikanischen Kolonien folgten nach. Wikipedia: "Noch heute ist ein großer Teil der europäischstämmigen Bewohner irischer Abstammung." Wie groß der gegenwärtige Anteil derer ist, die Neuirisch zumindest als Zweitsprache beherrschen, konnte ich nicht in Erfahrung bringen; er dürfte verschwindend gering bis nicht vorhanden sein.

Und damit endet unsere Rundfahrt um die Welt auf den Spuren der alten wie modernen Keltinnen und Kelten. Mit Sicherheit habe ich den ein oder anderen Schauplatz übersehen, einiges musste ich aus Ökonomiegründen außen vor lassen. Wer Nachlässigkeiten oder Falschbehauptungen entdeckt oder sonstige fruchtbringende Anmerkungen hat, möge die Kommentarfunktion nutzen.

Sonntag, 5. Dezember 2021

Kelten in Übersee (1)

Dieser erste von zwei Teilen ist im Grunde nur einleitendes Vorgeplänkel, das für den übermorgen folgenden Hauptbeitrag zwar notwendig ist, von Ungeduldigen aber gerne übersprungen werden darf. Ich möchte jedoch gleich darauf hinweisen, dass ich den Komplex "Kelten im präkolumbischen Amerika" diskret ausgeklammern werde.

Ich fragte mich neulich, ob es auch in der Neuzeit erfolgreiche Expansionen keltischer Nationen gab. Ich schreibe "auch", weil die historischen Kelten – wobei es "die" Kelten genauso wenig gab wie "die" Germanen – ihr Siedlungsgebiet über große Teile der Alten Welt hinweg ausbauten; im Osten reichte es bis in die heutige Türkei: Istanbuls Stadtteil Galata (und der Name des bekannten Fußballclubs Galatasaray Istanbul) erinnern noch heute an den Stamm der Galater, die ihre Sprache, das leider nur in Bruchstücken überlieferte Galatisch, in das kleinasiatische Königreich Galatien trugen.

Aber was meine ich überhaupt mit "keltischen Nationen"? Klar, im nationalstaatlichen Sinne konnte während der Hoch-Zeit des Kolonialismus keine Rede davon sein. Wales war bereits 1283 von Edward I. erobert worden, Schottland vereinigte sich mit England zum Königreich Großbritannien (allerdings erst 1707; das wird noch eine Rolle spielen), die Republik Irland bzw. deren Vorgänger ist keine hundert Jahre alt. Cornwall ist ein hübscher kleiner Sonderfall, konnte lange eine Art "Souveränität" bewahren und erklärte sich im 19. Jahrhundert bei mindestens einer Gelegenheit als "Pfalzstaat" gegenüber der Krone. Tja, und völkerrechtlich folgenlos geblieben sind die mal mehr, mal weniger energischen Unabhängigkeitsbestrebungen der Bretagne, welche ja letztlich auch nur eine "zweite Heimat" der Waliser ist (nicht abwertend gemeint!), weshalb das – immerhin erfolgreich wiederbelebte – Bretonisch auch zum inselkeltischen Sprachzweig gezählt wird. Fehlt noch die Isle of Man: Deren Staatsoberhaupt ist, nach einer wechselhaften englisch-schottisch-normannischen Geschichte, die u.a. den schon erwähnten Eduard I. involviert, seit 1765 der/die britische König/in mit dem Titel "Lord of Mann", der so übrigens auch lautet, wenn der Monarch, wie derzeit, weiblich ist. Der Status der Insel Man als sog. Kronbesitzung ist interessant (auf Näheres einzugehen würde zu weit führen) und gewährt eine relative Autonomie, die begünstigt haben mag, dass die Manx ihr kulturelles und sprachliches Erbe hochhalten und sich heute als eine der Sechs Nationen neben den Kornen, Bretonen, Iren, Schotten und Walisern verstehen. Solch eine Liga ist für die Identitätsstiftung so wichtig wie die ohnehin stark gefährdeten verbliebenen keltischen Sprachen, denn, und damit komme ich zum Ausgangspunkt zurück: Über vollständig souveräne Territorien verfügen diese Nationen eben nicht, sieht man von Irland (ohne den Norden wohlgemerkt) ab. Demzufolge gab es nie eine "Welsh East India Company" oder ähnliches.

Wie kommt es also, dass man nach längerem Nachdenken oder Recherchieren immer wieder auf keltische Spuren in der Neuen Welt stößt? Die Reise beginnt in Teil 2 (und endet dort).

Freitag, 3. Dezember 2021

US Food Test 2021 (6): Pop Tarts

Wie ich in diesem Post von 2016 andeutete, war ich früher ein eingefleischter Pop-Tarts-Fan. Während meiner Studentenzeit habe ich mich durch das nahezu gesamte Sortiment gefuttert. Meine übersättigungshalber zwangsläufig irgendwann eingetretene Pop-Tart-Abstinenz habe ich nun gebrochen, denn die Sorte Pretzel Salted Caramel war 1. beim US-Food-Ausverkauf stark reduziert und sprach 2. mein Genusszentrum an. Salzkaramell ist eine mir absolut einleuchtende Erfindung des laufenden Jahrtausends, eine die These von den sich anziehenden Gegensätzen bestätigende Kreation, bei der allerdings die Gefahren bestehen, erst süchtig zu werden und – noch verhängnisvoller! – nach einer Weile die Lust daran zu verlieren. Es gibt ja mittlerweile alles mit Salzkaramell.


Ich könnte mir vorstellen, dass der Hype sich in absehbarer Zeit ausschleicht und damit auch Produkte wie das hier abgebildete vom Markt verschwinden. Cool, dass ich dabei gewesen bin!, werde ich späterhin sagen können. 
Und wie sind die Pop-Tarts nun? Eine neuerliche Leidenschaft haben sie in mir jedenfalls nicht auszulösen vermocht. Im Vergleich mit allen anderen je von mir verzehrten Sorten kann ich "Pretzel Salted Caramel" im oberen Viertel einreihen, vielleicht sogar in den Top 5. Jaaa, die schmecken keinesfalls schlecht, es ist jedoch objektiv zu konstatieren, dass dieses Toaster-Futter insgesamt nichts wahnsinnig Hochwertiges darstellt. Wie konnte ich nur jahrelang derart begeistert davon sein?
Für 5 von 10 Punkten reicht's unterm Strich doch.
PS: Während ich das vorletzte Pop-Tart der Packung zum Frühstück aß, schaute ich ein YouTube-Video, in dem aus dem Nichts ein eben solches aufploppte. Gruuuselig!

Mittwoch, 1. Dezember 2021

Serientagebuch 11/21

01.11. The Simpsons 33.01
The Simpsons 33.02
The Simpsons 33.03
Spuk in Hill House 1.08
04.11. Spuk in Hill House 1.09
05.11. Family Guy 20.01
06.11. Person of Interest 2.10
Family Guy 20.02
07.11. Spuk in Hill House 1.10
Squid Game 1.09
The Expanse 3.01
09.11. American Rust 1.01
American Rust 1.02
Doctor Who (Classic) 19.3.1
Doctor Who (Classic) 19.3.2
Doctor Who (Classic) 19.3.3
Doctor Who (Classic) 19.3.4
10.11. Family Guy 20.03
Person of Interest 2.11
11.11. The Expanse 3.02
13.11. The Simpsons 33.04
14.11. Squid Game 1.09
15.11. American Rust 1.03
16.11. Family Guy 20.04
17.11. Person of Interest 2.12
18.11. The Expanse 3.03
19.11. The Simpsons 33.05
American Rust 1.04
20.11. The Simpsons 33.06
24.11. The Simpsons 33.07
25.11. Family Guy 20.05
American Rust 1.05
The Expanse 3.04
28.11. Person of Interest 2.13
29.11. American Rust 1.06
Family Guy 20.06
30.11. Doctor Who (Classic) 19.6.1
Doctor Who (Classic) 19.6.2
Doctor Who (Classic) 19.6.3
Doctor Who (Classic) 19.6.4

Ein unerklärlicher Trend ist zu beobachten: Serienstaffeln mit neun Episoden. "The Terror: Infamy" umfasste diese krumme Zahl an Folgen ebenso wie "American Horror Story" im letzten Monat, "American Rust" (wird momentan geschaut) und die neue Serie "Ordinary Joe" (wird demnächst geschaut) [Korrektur: Stimmt nicht, es gab nur nach der 9. Folge einen längeren Break.] Bei Squid Game war es auch so. Nicht dass es mir besonders aufgefallen geschweige denn -gestoßen wäre: Die Dramaturgie, der Handlungs- und der Spannungsbogen sind elegant angelegt, und die Episoden enden stets an der richtigen Stelle (mit dem Musterbeispiel eines Cliffhangers in Ep. 4). Überhaupt hatte ich das Gefühl, dass das koreanische "Battle Royale"-Drama in manchem Aspekt allzu sehr vertraute Muster aufgreift – was wohl den enormen internationalen Erfolg miterklärt. Man verstehe mich nicht falsch: Vieles ist überraschend, schockierend und nachhaltig verstörend, und ich habe bis zum (völlig okayen) Ende mitgefiebert. Es darf aber nicht verschwiegen werden, dass einem als erfahrenen Filmkonsumenten gewisse Parallelen zu Produktionen mit vergleichbaren Tropen auffallen, ich denke da etwa an "Hostel", "Cube" oder "Chosen". Auch die visuellen Gimmicks kamen mir ein bisschen arg kalkuliert vor. All das nimmt man in Kauf, wird man doch oft genug durch ambivalente Figuren, provozierende Gewalt-Eskalationen und das typisch koreanische "Wir haben uns alle versündigt und verdienen dafür schlimmstmögliche Bestrafung"-Mindset herausgefordert.

Spuk in Hill House (OT: The Haunting of Hill House) basiert auf dem gleichnamigen Roman von Shirley Jackson, wurde aber in ein modernes Setting transponiert, was die Gothic-Atmosphäre indes nicht schmälert. Ganz nach meinem Geschmack halten sich die Jumpscares zugunsten unterschwelligen Gänsehaut-Aufbaus in Grenzen (zweimal wurde ich trotzdem eiskalt erwischt). Das titelgebende Gebäude ist anders als erwartet nicht "der wahre Star" der Geschichte; das Scheinwerferlicht legt sich (zu gleichen Teilen) auf die einzelnen Familienmitglieder, die übrigens überwiegend von mir unbekannten Schauspieler(inne)n verkörpert werden: Lediglich Michiel Huisman ("Game of Thrones") und Timothy Hutton ("Leverage") sowie Annabeth Gish ("Akte X") waren mir vertraut. Im Ergebnis ist der Zehnteiler von Mike Flanagan zu 50 % eine psychologisch elaborierte Familientragödie und zu 50 % ein viktorianischer Geistergrusler. Die Frage, ob die paranormalen Manifestationen oder innere Dämonen der wahre Horror sind, ist das unter die Haut gehende Leitmotiv.

Zwei Geschichten mit dem fünften Doktor konnte ich auch wieder "mitnehmen". Zuerst "Kinda": Mit der Wertung meines Doctor-Who-Taschenbuch-Guides (10 von 10 Punkten) kann ich leider nicht d'accord gehen. Trotz fantasievoller Kostüme, dem nach wie vor soliden Peter Davison und der erstaunlich progressiven Verhandlung von Themen wie Kolonialismus und Umweltzerstörung* scheint mir das Serial zu offensichtlich ein Kind(a) seiner Zeit zu sein: Das im Ansatz reizvolle Dschungel-Setting ist zu spartanisch, zu reduziert, fast wie eine Theaterkulisse, die Innenaufnahmen wirken lieblos. Zudem hatte ich bereits nach dem ersten Drittel meine liebe Mühe, der verworrenen Story zu folgen – fast wurde ich an die Hyperkomplexität der Moffat-Ära erinnert.
Überzeugender fand ich da "Earthshock". Nach einer in Sachen Setting und Personal vom Rest total verschiedenen Auftaktfolge kriegt man einen düsteren Weltraum-Thriller mit durchgängig bedrückender Stimmung vorgesetzt. Enervierende Sound-Effekte, lange Gefechtsszenen mit hohem body count und eine wirklich gruselige Cyberman-Belagerung lassen einen wissen: Das hier ist kein Wohlfühl-Abenteuer. Wir befinden uns mittlerweile im Jahr 1982, im 19. Jahr des Sci-Fi-Dauerbrenners, und man wagt sich aus der Komfortzone heraus. Es gibt unschöne Differenzen zwischen den Hauptfiguren, Konflikte und schwierige Entscheidungen, die (Spoiler) im tragischen Tod eines Companions münden – mit anschließenden silent credits. Wow.
* "This serial was examined closely in the 1983 media studies volume Doctor Who: The Unfolding Text by John Tulloch and Manuel Alvarado. This was the first major scholarly work dedicated to Doctor Who." (Wikipedia)