Dieser erste von zwei Teilen ist im Grunde nur einleitendes Vorgeplänkel, das für den übermorgen folgenden Hauptbeitrag zwar notwendig ist, von Ungeduldigen aber gerne übersprungen werden darf. Ich möchte jedoch gleich darauf hinweisen, dass ich den Komplex "Kelten im präkolumbischen Amerika" diskret ausgeklammern werde.
Ich fragte mich neulich, ob es auch in der Neuzeit erfolgreiche Expansionen keltischer Nationen gab. Ich schreibe "auch", weil die historischen Kelten – wobei es "die" Kelten genauso wenig gab wie "die" Germanen – ihr Siedlungsgebiet über große Teile der Alten Welt hinweg ausbauten; im Osten reichte es bis in die heutige Türkei: Istanbuls Stadtteil Galata (und der Name des bekannten Fußballclubs Galatasaray Istanbul) erinnern noch heute an den Stamm der Galater, die ihre Sprache, das leider nur in Bruchstücken überlieferte Galatisch, in das kleinasiatische Königreich Galatien trugen.
Aber was meine ich überhaupt mit "keltischen Nationen"? Klar, im nationalstaatlichen Sinne konnte während der Hoch-Zeit des Kolonialismus keine Rede davon sein. Wales war bereits 1283 von Edward I. erobert worden, Schottland vereinigte sich mit England zum Königreich Großbritannien (allerdings erst 1707; das wird noch eine Rolle spielen), die Republik Irland bzw. deren Vorgänger ist keine hundert Jahre alt. Cornwall ist ein hübscher kleiner Sonderfall, konnte lange eine Art "Souveränität" bewahren und erklärte sich im 19. Jahrhundert bei mindestens einer Gelegenheit als "Pfalzstaat" gegenüber der Krone. Tja, und völkerrechtlich folgenlos geblieben sind die mal mehr, mal weniger energischen Unabhängigkeitsbestrebungen der Bretagne, welche ja letztlich auch nur eine "zweite Heimat" der Waliser ist (nicht abwertend gemeint!), weshalb das – immerhin erfolgreich wiederbelebte – Bretonisch auch zum inselkeltischen Sprachzweig gezählt wird. Fehlt noch die Isle of Man: Deren Staatsoberhaupt ist, nach einer wechselhaften englisch-schottisch-normannischen Geschichte, die u.a. den schon erwähnten Eduard I. involviert, seit 1765 der/die britische König/in mit dem Titel "Lord of Mann", der so übrigens auch lautet, wenn der Monarch, wie derzeit, weiblich ist. Der Status der Insel Man als sog. Kronbesitzung ist interessant (auf Näheres einzugehen würde zu weit führen) und gewährt eine relative Autonomie, die begünstigt haben mag, dass die Manx ihr kulturelles und sprachliches Erbe hochhalten und sich heute als eine der Sechs Nationen neben den Kornen, Bretonen, Iren, Schotten und Walisern verstehen. Solch eine Liga ist für die Identitätsstiftung so wichtig wie die ohnehin stark gefährdeten verbliebenen keltischen Sprachen, denn, und damit komme ich zum Ausgangspunkt zurück: Über vollständig souveräne Territorien verfügen diese Nationen eben nicht, sieht man von Irland (ohne den Norden wohlgemerkt) ab. Demzufolge gab es nie eine "Welsh East India Company" oder ähnliches.
Wie kommt es also, dass man nach längerem Nachdenken oder Recherchieren immer wieder auf keltische Spuren in der Neuen Welt stößt? Die Reise beginnt in Teil 2 (und endet dort).
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