Montag, 31. Januar 2022

Und wieder 26 obskure Kreuzworträtsel-Lösungen (mit Bonus!)

  • rote Stierkampftücher: Capas 
  • Gnadenbrief d. franz. Königs: Brevet 
  • kurzer Mantel (franz.): Caban 
  • horizontale Lage eines Schiffs: Trimm 
  • tropischer Fruchtbaum: Aki 
  • kleiner Warenballen: Ballot 
  • hinten offener Damenschuh: Salbot 
  • drehbarer Schiffskran: Davit 
  • Tragetuch für verletzten Arm: Mitella 
  • spitzbogig (architekt.): ogival 
  • Gülle, Naturdünger: Odel 
  • Schnepfenvogel: Morinell 
  • ein Blütenstand: Spirre
  • im Heft steckender Klingenteil: Erl 
  • gezogener Wechsel: Rimesse 
  • Unterwassertafelberg: Guyot 
  • Punktzähler beim Billard: Markör 
  • distelähnliche Pflanze: Karde 
  • indian. Friedenspfeife: Kalumet 
  • Kleidung (ugs.): Zeug 
  • ungar. Pferdehirt: Csikos 
  • Prägemaschine: Kalander 
  • Grasart, Alfagras: Esparto 
  • 1. Klasse des Gymnasiums: Sexta 
  • Industriediamant: Bort 
  • Schlitten der Lappen: Ackja

Bonus:
Meine hier begonnene lose Reihe von Frauenkurz- und -kosenamen, die in der Welt der Kreuzworträtsel für normal gehalten werden, sei um sechs Einträge erweitert.
  • Frauenkurzname: Ela 
  • Frauenkurzname: Lia 
  • Frauenkosename: Sissi 
  • Kurzform von Maria: Ria 
  • Kurzform von: Adelheid: Ada 
  • Kurzform von: Helene u. Kornelie: Nelli

Samstag, 29. Januar 2022

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

Doctor Who: Der Film
Viel zu lange stand der Doctor-Who-Film von 1996 auf meiner Watchlist, bis der Sender ONE ihn Ende letzten Jahres erstmalig im deutschen Fernsehen ausstrahlte. Ich will ehrlich sein: Meine Erwartungen waren nicht besonders hoch. Boy howdy, wurden sie übertroffen! Von vorne bis hinten macht dieses Abenteuer Laune und ist dabei das perfekte Scharnier zwischen der 1989 beendeten alten Serie und der aktuellen. Ich stelle mir vor, ich wäre mit den Classics in Großbritannien aufgewachsen: Wie gehyped und aufgeregt wäre ich gewesen, hätte es nach so langer Durststrecke auf einmal die Gelegenheit gegeben, "meinen" alten Doktor (Sylvester McCoy) in einem abendfüllenden Film, womöglich sogar im Kino, zu erleben! Umso mehr, als Look und production value im Vergleich zu den Serials der 80er-Jahre einen bombastischen Sprung nach vorn machen. Diese amerikanische Co-Produktion hat wirklich Hollywood-Niveau. Man fragt sich, wie "New Who" wohl heute aussehen würde, wäre der als backdoor pilot angelegte Film erfolgreich genug gewesen, um ein Serien-Reboot aus einem US-Studio nach sich zu ziehen. Es wäre ... andersartig, denn auch wenn die "American-ness" hier funktioniert (in mehr als einem Aspekt fühlte ich mich an "Terminator" erinnert), ist "Doctor Who" nun einmal engstens mit dem Vereinigten Königreich verbunden (wo "DW: The Movie" übrigens ordentliche Quoten einfuhr). Und so kann man froh sein, dass die 2005 eingeläutete Revival-Ära wieder ur-britisch anmutet, obschon mir die letzten zwei bis drei Staffeln wieder verstärkt über den Atlantik zu linsen schienen.
Von dem Achten Doctor (Paul McGann) hätte es später von mir aus ruhig noch mehr TV-Auftritte geben können; man wird sofort mit ihm warm. Vorher hat man allerdings noch eine der emotionalsten wie brutalsten Sterbe-/Regenerationsszenen der Serie zu überstehen.
Einen Kritikpunkt hätte ich dann doch noch anzubringen, eine Sache, die mir erst nach dem Abspann aufging: Fast die komplette Geschichte spielt sich auf der Erde und in der Gegenwart ab, man hat es also weder mit einem "Historical" zu tun noch tauchen abgesehen von Doktor und Master Außerirdische auf. Dass die rund 90 Minuten dennoch den reinen Doctor-Who-Geist atmen, spricht für das Gelingen des Experiments.

Ghostbusters: Legacy (OT: Ghostbusters: Afterlife)
Diesen Blockbuster zu sehen, war etwas ganz Besonderes für mich: zum einen weil ich es – was im Jahr 2021 leider ein Einzelfall war – im Kino tat (weswegen ich dem Film womöglich mehr durchgehen lasse, als er es verdient hat), zum anderen weil mich die Ghostbusters seit meiner Kindheit begleiten. Keinen Film habe ich öfter geschaut als "Ghostbusters 2", und wenn ich ein wenig in meiner Wohnung suchen würde, würde ich bestimmt auf den einen oder anderen Ghostbusters-Comic stoßen, den ich langweiligen Schulstunden gezeichnet habe.
Kurzer Einschub zu "Ghostbusters" von 2016: Ich habe davon ungefähr 15 Minuten durchgehalten, bevor ich abbrach. Dabei störte mich gar nicht die für viele als provokant wahrgenommene Grundidee, aus den Geisterjägern Frauen zu machen (zumal mit Kristen Wiig immerhin die lustigste Schauspielerin der Welt an Bord war und auch die anderen Rollen hochkarätig besetzt waren); es war die Art von Cringe-Humor, der üüüüberhaupt nicht zu dem Franchise passte. Paul Feig schätze ich als "Freaks & Geeks"-Schöpfer, als "Office"-Regisseur, ja sogar "Bridesmaids" hatte seine Stärken, aber das Ghostbusters-Universum wäre in anderen Händen besser aufgehoben gewesen.
Und ist es nun. Es mag deplatziert wirken, in Zusammenhang mit diesem Geisterquatsch von "Respekt" zu sprechen, doch in der Tat ist es Respekt, mit dem Jason Reitman das Legat (dt. Titel!) seines Vaters Ivan, welcher hier zudem als Produzent fungiert, fortführt und einer neuen Generation näherbringt. Die seit den Geschehnissen von Teil 2 vergangene Zeit entspricht der Zeit in unserer Realität, die Nachwuchs-Geisterjäger sind jetzt Kinder, aber eben nicht irgendwelche, sondern mit einem der Ur-Ghostbusters direkt verbandelte. Klar, mit dem Casting wird ein eher junges Publikum angesprochen (wobei dank Carrie Coon auch Genießer des erlesenen Actings auf ihre Kosten kommen), und die Witze sind eher hit-and-miss, oft albern, im schlimmsten Fall zum Fremdschämen. Überhaupt hätte die Grusel-Stellschraube in Richtung Düsternis justiert werden können. Der Ortswechsel – von New York ins ländliche Oklahoma – hat eine allgemeine "Aufhellung" zur Folge, die Sonne scheint sehr oft.
"Afterlife" ist aber eben nicht nur das für die Generation Podcast ("Podcast" ist der Spitzname eines der Kinder; mal sehen, wie man in 20 Jahren darauf zurückschauen wird) aufbereitete Ergebnis einer Frischzellenkur. Für Nostalgiker wie mich gibt es mehr als genug Fan-Service, der nicht nur bemüht wirkt. Am Ende musste ich sogar ein bisschen weinen.

South of Heaven
Unverständlicherweise völlig unter dem Radar gelaufen ist dieses Kriminaldrama von 2021, in dem es um Erpressung, mafiöse Verflechtungen und Sterblichkeit geht. Einem verurteilten Räuber wird nach etlichen Jahren im Knast die Reststrafe erlassen, weil seine Frau unheilbar erkrankt ist. Doch das verbleibende bitter-süße gemeinsame Jahr droht von einem korrupten Bewährungshelfer kompromittiert zu werden. So schwermütig-kitschig die Story anläuft, so eiskalt überraschend schlägt sie in einen knallharten Thriller um, erlaubt sich dabei aber immer mal wieder humoreske Schlenker. Das Drehbuch und die Inszenierung drückten bei mir genau die richtigen Knöpfe, vor allem aber die Besetzung der drei Hauptfiguren: Jason Sudeikis (Ex-SNL), Evangeline Lilly ("Lost") und Shea Whigham ("Boardwalk Empire" u.v.m.)! Einziger Einwand meinerseits: Den letzten Akt hätte man sich sparen können. Direkt davor Abspann, und "South of Heaven" wäre perfekt gewesen.

The Grey - Unter Wölfen
In diesem Tierhorror-Survival-Actioner von 2011 darf Liam Neeson einen Fußbreit von seiner Standardrolle des seelengepeinigten Alt-Rambos abrücken. Was seinen Zorn und seinen Selbsterhaltungstrieb in ungeahnte Höhen schnellen lässt, sind diesmal Raubtiere statt sinistre Menschen. Wobei die conditio humana auch eine nicht geringe Rolle spielt. Ich kam mir stellenweise wie in einem Hybrid aus "Das Ding aus einer anderen Welt" und "Der Geist und die Dunkelheit" vor, aber auch "The Revenant" lässt, insbesondere wegen der regelrecht spürbaren Darstellung von lebensbedrohlicher Kälte, grüßen. Achtung: Wolfsfreunde mögen den (etwas zu lang geratenen) Streifen für tendenziös halten.

Unthinkable
Mindestens streitbar ist auch dieses Direct-to-Video-Kammerspiel von 2010. Das Sujet: Folter. Vorab: In meinem Meinungskorridor gibt es ein paar Punkte, die unverhandelbar sind. Dazu gehört neben dem Verbot der Todesstrafe die Ächtung jeglicher Art von Folter. Ein moderner Rechtsstaat darf nie, nie, nie, nie Folter einsetzen, nicht einmal um dadurch potenziell die gesamte Menschheit zu retten.
Und weil ich mich auf Pro-&-kontra-Debatten über Folter nicht einlasse, funktioniert die hier angestrebte Ambiguität für mich nicht. Man kann Regisseur und Autor zugute halten, dass die Botschaft des Thrillers unklar bleibt. Es ist ja immer interessant, wenn fiktiver Stoff verschiedene Interpretationen zulässt und rege Diskussionen anstößt. Aus Wikipedia: "Viele Kritiker lobten [...] die Art und Weise, wie sich der Film dem geschilderten moralischen Dilemma nähert – vor allem, dass er keine eindeutigen Antworten gebe und dadurch den Zuschauer zum Nachdenken anrege. [...] In den USA erhielt der Film gemischte Kritiken, von harscher Ablehnung bis zu hohem Lob. Einige Kritiker monierten ungelenke und hölzerne Dialoge sowie weitere Schwächen in der filmtechnischen Umsetzung. Zudem waren sich US-Kritiker und das Publikum uneinig, was die Botschaft des Films sei – einerseits wurde kritisiert, dass er platte Stereotype ohne Tiefgang und einfache Antworten biete, andere lobten gerade umgekehrt, dass der Film sich einfachen Deutungen entziehen und bei näherer Betrachtung ein sehr differenziertes Bild bieten würde. Ebenso sahen manche die Botschaft des Films klar als 'Pro-Folter', während andere ein starkes Plädoyer gegen die Anwendung der Folter sahen. Andere meinten, der Film bemühe sich zuweilen zu offensichtlich darum, ja nicht für die eine oder andere Seite Partei zu ergreifen".
Ich persönliche neige dazu, sogar zu glauben, dass die Message "Folter bringt nichts" lautet, gerade im Hinblick auf das Ende (welches übrigens nachträglich eingefügt wurde; wie man auf Wikipedia nachlesen kann, endete die Erstfassung noch uneindeutiger). Mein Hauptproblem liegt darin, dass der Folterer als erfolgreich, effizient und loyal eingeführt wird und obendrein, na klar, auch ein Familienleben und sowieso nur die besten Absichten hat. Dass die Rolle mit dem notorisch als cool gebrandeten Samuel L. Jackson besetzt wurde, hilft auch nicht unbedingt. So besteht von Anfang an die Gefahr, dass der Verhörexperte als eine Art auf 11 gedrehter Jack Bauer die Sympathien patriotischer Armchair-Terrorexperten abgreift. Die gezeigte "Steigerung" (Wikipedia: "Die Foltermethoden (u. a. Waterboarding) werden nun immer grausamer und unmoralischer (=undenkbar)") löst bei mir hingegen nichts aus, ich sehe keine Eskalation eines zunächst nachvollziehbaren Bedrohungsabwehr-Protokolls, da ich von Anfang an jede Aktion der Jackson-Figur ablehne. (Als Nebenwirkung wird man eher noch gegen die viel zu lang mitspielenden Beamten und damit gegen "die Amis" aufgehetzt. Schön immerhin: Stephen Root als einer von ihnen.) Puh, jetzt habe ich doch viel mehr über diesen mittelmäßigen und teils schwer erträglichen (FSK 18) Anderthalbstünder nachgedacht und geschrieben, als ich einsehen mochte. Mission accomplished, wertes Produktionsteam?

Exporting Raymond
Ich kann an dieser Stelle ankündigen, dass ich eventuell noch in diesem, spätestens im nächsten Jahr einen "Alle lieben Raymond"-Rewatch starte, um zu überprüfen, wie gut diese von 1996 bis 2005 gelaufene Sitcom, der ich aus verschiedenen, dann zu erläuternden Gründen sehr zugetan war, gealtert ist.
Zur Einstimmung habe ich mir diese Dokumentation zu Gemüte geführt, in der der "Raymond"-Miterfinder Phil Rosenthal die Serie Ende der Nullerjahre an das russische Fernsehen verkauft und die, nun ja: eigenwillige Umsetzung begleitet. Das ist für Zusehende mit westlicher Popkultur-Brille nicht uninteressant, stößt einen darauf, dass man eine solche überhaupt aufhat. Spaßig und mit einem (Spoiler!) Happy End versehen ist dieser aufschlussreiche Culture-clash-Trip außerdem.

Most Dangerous Game
Wenn man in meinem Alter ist (ächz!) und ein gerüttelt Maß an Film- und Serien-Erfahrung angehäuft hat, neigt man dazu, Neues erst einmal mit Altem zu vergleichen. Bei "Most Dangerous Game" dachte ich zuerst: Aha, "The Game", "Running Man", "Chosen", "Game Night" ... Überrascht mich doch mal!
Zugegeben: Besonders originell klingt die Inhaltsangabe von "Most Dangerous Game" nicht. "Verzweifelt bemüht, sich um seine schwangere Frau zu kümmern, bevor ihm eine unheilbare Krankheit das Leben nehmen kann, nimmt Dodge Tynes ein Angebot zur Teilnahme an einem tödlichen Spiel an" (imdb). Dieser Dodge Tynes (Liam Hemsworth) muss nun einen halben Tag lang vor ihm unbekannten bewaffneten Exzentriker(inne)n weglaufen, für die das ganze ebenfalls ein Spiel ist. Das ist tatsächlich kurzweilig genug, auch und gerade dank Christoph Waltz, an dem ich übrigens liebe, dass er sich in den deutschen Fassungen seiner Filme selbst synchronisiert.
Bemerkenswert an diesem Film ist: Es ist gar keiner! Die rund zwei Stunden, die ich auf Amazon Prime sah, waren lediglich ein Zusammenschnitt einer (so auch auf imdb gelisteten) Serie, die in 16 Häppchen auf dem kurzlebigen Mobilformat-Streamingdienst Quibi erstausgestrahlt worden waren. Alle Achtung, dass man das dem finalen Produkt nicht anmerkt!

Finch
Nach "Greyhound" die zweite Apple+-Eigenproduktion mit Tom Hanks und im Grunde ein Einpersonenstück. Hanks wird in diesem postapokalyptischen Szenario lediglich von einem Hund und zwei Robotern, von denen einer wenigstens spricht, begleitet. Das ist spannend, bisweilen komisch und reichlich traurig – ein warmherziger Familienfilm für den Samstagnachmittag. Dass Miguel Sapochnik, der für einige der härtesten "Game of Thrones"-Episoden verantwortlich zeichnete, hier Regie führte, hätte ich nie und nimmer erkannt.

Yojimbo
Zum 60. Geburtstag dieses Klassikers habe ich endlich meinen ersten Kurosawa gesehen. Dass das Westernkino ohne "Yojimbo" kaum denkbar wäre, hatte ich bereits gewusst. Wie vertraut einem diverse Kameraeinstellungen, Kampfszenen, Bauten, Tropen und Charaktere letztlich erscheinen, hätte ich indes nicht gedacht. Am besten gefiel mir, dass der "Held", ein Prototyp des mysteriösen Fremden, kein ehrbarer Rechtsvollstrecker ist, der gekommen ist, um die Ordnung wiederherzustellen, aber auch kein "chaotisch guter", missverstandener Outlaw, sondern ein ungeschliffener Glücksritter, der zwei verfehdete Gruppen zum eigenen Vorteil gegeneinander ausspielt. Eben ein ambivalentes Raubein, wie man es auch im klassischen Italowestern erwartet. Konsequenterweise gibt es so gut wie keine positiven Identifikationsfiguren oder überhaupt Personen, die einem nahegehen.
Dieses cineastische Erlebnis ist in mehreren Aspekten herausfordernd (schwarz-weiß, kaum Musik, fernöstliche Theatertraditionen), gleichwohl prägt es sich einem dauerhaft ein.

Super Dark Times
In die Kategorie "Was sollte das denn?" fällt dieser von manchen hochgelobte Teenie-Thriller aus dem Jahr 2017. Da sind ein paar gelangweilte Freunde in einer amerikanischen Kleinstadt und plötzlich ist einer von ihnen tot. Es kommt zu einem Verwirrspiel mit schwammigen Andeutungen, nichtssagenden, mitunter krampfhaft-zaubrisch erotisch aufgeladenen Traumsequenzen und unglaubwürdigen Charakterwandlungen. Wer hinter der (mit einem Drogen-Subplot verquickten) Intrige steckt, wird zum Schluss entweder genial subtil oder halbherzig banal aufgeklärt, war mir dann aber eh wurst.

Donnerstag, 27. Januar 2022

Wir begrüßen eine neue Hauptstadt (demnächst)

Ich hatte es in den vergangenen Jahren immer mal wieder gelesen: Jakarta geht unter. Die Metropole (10 Mio. Einwohner) droht dabei nicht wie etwa die Malediven im steigenden Meer zu versinken, sondern der Boden senkt sich ab, und zwar um bis zu 25 cm pro Jahr. Überschwemmungen aufgrund der Tatsache, dass fast die Hälfte des Stadtgebietes unter dem Meeresspiegel liegt, kommen trotzdem noch dazu, und die üblichen Megacity-Probleme wie Smog und Müll machen das Kraut fett. Nun handelt Indonesien und verlegt seine Hauptstadt. Das mit 28 Milliarden Euro veranschlagte Projekt wurde kürzlich vom Parlament abgesegnet. Im Gegensatz zu den Malediven, die seit einiger Zeit versuchen, neues Land als Lebensraum zu erwerben (beispielsweise von Indien), kann Indonesien auf eigenes Territorium zurückgreifen. Dieses steht sogar schon fest: In Ostkalimantan auf Borneo soll die zukünftige Hauptstadt erblühen. Sie wird dann nicht mehr Jakarta heißen, sondern den gleichzeitig neuen und alten Namen Nusantara tragen. "Alt" deswegen, weil das Wort ein Kompositum aus den altjavanischen Wörtern nūsa "Inseln" und antara "zwischen, unter" ist und als solches bereits im 13. Jahrhundert für das ungefähre Gebiet der späteren indonesischen Republik verwendet wurde. Ferner meint Nusantara im Sinne von "äußere Inseln" heute sowohl den Malaiischen Archipel als auch, als politischer Begriff, die gesamte malaiische Welt.
Nachdem nun rund 6000 Hektar Wald gerodet werden müssen, sollen 2024 die ersten Behörden umziehen. Der Regierung und den betroffenen Menschen ist zu wünschen, dass die Aktion flotter über die Bühne geht als der Umzug von Bonn nach Berlin; immerhin drängt die Zeit.

Sonntag, 23. Januar 2022

Die Abschaffung der Arten?

Vor einigen Tagen fanden zwei Wattenmeer-Ranger vor Wangerooge zwei Exemplare des fast verschwunden geglaubten Kurzschnäuzigen Seepferdchens (Hippocampus hippocampus). Moment, was bedeutet "fast verschwunden geglaubt"? Zitat ndr.de: "Forscher gehen davon aus, dass die Kurzschnäuzigen Seepferdchen vor rund 90 Jahren aus dem Wattenmeer verschwanden, weil eine Pilzinfektion ihren Lebensraum - die Seegraswiesen - zerstörte. Allerdings [wurden] in den vergangenen Jahren immer mal wieder einzelne Exemplare an die Nordseestrände gespült."

Ich hatte die Meldung zunächst nur mit einem Auge überflogen und glaubte, es seien zwei ganz neue Seepferdchen-Arten im norddeutschen Spülsand entdeckt worden. Es gibt von ihnen laut dem Online-"Meerwasser-Lexikon" nach heutiger Auffassung zwischen 30 und 35, es hätte mich aber auch nicht gewundert, wenn weltweit 2000 Seepferdchen-Arten bekannt wären und jetzt halt 2002. Neulich las ich, dass es 35.000 Arten von Eulenfaltern gibt. In Worten: fünfunddreißigtausend!!! Ich sag's, wie's ist: Das ist zu viel. Wer soll da durchblicken? Die gängige Taxonomie abzuschaffen oder zu sagen "Ach komm, die paar hundert Eulenfalter fassen wir mal zu einer Art zusammen", kann indes auch keine Lösung sein. Die bestehende Systematik ist die sinnvollste, die wir haben*, und wenn zwei Individuen einer Gattung keinen gemeinsamen Nachwuchs zeugen können, haben sie nun mal als Vertreter einer jeweils eigenen Spezies zu gelten. Wobei man da freilich genau hingucken muss; im Falle von Hippocampus wurden in der Vergangenheit um die 100 verschiedene Arten beschrieben, "leider oft auch reine Varianten der bekannten Arten" (meerwasser-lexikon.de).

* Davon gehe ich einfach mal aus. Genaueres könnte ein Blick in das Buch "Tiere ordnen: Eine illustrierte Geschichte der Zoologie" von David Bainbridge klären. Ich habe schon zweimal versucht, es mir aus der hiesigen Universitätsbibliothek zu leihen, aber beide Vorbestellungen liefen ins Leere ("Exemplar nicht am Platz"), grrr ...

Freitag, 21. Januar 2022

Klischees und Schwergewichte

Am 2. August 2008 schrieb ich dies in mein Tagebuch: "Erschreckend ist bisweilen meine Ignoranz. Bisher dachte ich, der König von Tonga sehe so aus: dick, braungebrannt, einen Speer in der Hand und mit nichts als einem Baströckchen bekleidet. Als ich im Zusammenhang mit der Krönung von George Tupou V. ein Bild des Pazifikmonarchen sah, war ich überrascht [...]"

Denn das Oberhaupt des Inselstaates gemahnte in seiner Gewandung an das Alte Europa; auffallend moppelig war er auch nicht. Dieser Tage ist Tonga aus dem dramatischen Anlass der Eruption eines Unterwasservulkans vermehrt in den Schlagzeilen, und im Zuge dessen kann man sich davon überzeugen, dass auch Tupou VI., der die Krone keine vier Jahre später von seinem früh verstorbenen großen Bruder erbte, in hoheitlichem Ornat wie in militärischer Montur eher den Eindruck von British royalty vermittelt. 

Gänzlich dem Reich kindlicher Fantasie entsprungen kann meine eingangs wiedergegebene naive Vorstellung indes nicht gewesen sein. Gestern nämlich las ich in einem Zeitungsportrait über Tupou VI., dass dessen Vater und Vorgänger, Tāufa'āhau Tupou IV., als "dickster König der Welt" bekannt war. Das hatte ich also korrekt irgendwo aufgeschnappt und behalten. Über 200 Kilogramm soll der illustre Herrscher auf die Waage gebracht haben. Wikipedia weiß mit den Infos aufzuwarten, dass regelmäßig vor Auslandsbesuchen, etwa nach Deutschland, vor Ort eigene Stühle für ihn sonderangefertigt wurden, und dass seine Bahre von 1000 Menschen geschleppt wurde. Nun gut, Letzteres hatte wohl eher zeremonielle Gründe. Die Sargträger hatten übrigens tatsächlich Baströcke an.

Montag, 17. Januar 2022

Cennen Sie Coimbatore?

Wenn man sich fragt, welche Gemeinden in Deutschland eine Städtepartnerschaft mit einem Ort in Indien unterhalten, ist man recherchemäßig ziemlich auf sich allein gestellt. Die Webseite des deutschen Honorarkonsulats in Mumbai führt im Artikel "Städtepartnerschaften" lediglich Stuttgart-Mumbai (bestehend seit 1968) und Bremen-Pune (seit 1976) auf. Eine rasche Googelei fördert zutage, dass es eine Partnerschaft zwischen Herrsching am Ammersee und Chatra im Bundesstaat Jharkhand gibt, ferner liebäugelt Ingolstadt seit kurzem mit dem Gedanken, eine Verschwisterung mit einer indischen Stadt einzugehen.

Schon vor einer Weile habe ich durch Zufall erfahren, dass Esslingen am Neckar eine Städtepartnerschaft mit Coimbatore pflegt, ein Fakt, den der Abschnitt "Städtepartnerschaften" auf der Wikipediaseite unterschlägt, obwohl diese Verbindung seit 2016 besteht. Ach, wisst ihr was? Ich werde diesen Missstand jetzt, auf der Stelle, live beheben! ... So. Damit hat Esslingen nun auch laut Wikipedia elf Partnerstädte, sofern niemand meine Ergänzung rückgängig macht und sich daran womöglich einer dieser berüchtigten edit wars entzündet. Bemerkenswert ist in der Angelegenheit noch, dass an mehreren Stellen zu lesen ist, Esslingen-Coimbatore sei die erste Partnerschaft zwischen einer deutschen und einer indischen Stadt. Was stellen dann die oben genannten Verbindungen dar?

Coimbatore, das muss ich gestehen, war mir vorher kein Begriff gewesen. Das war Chatra auch nicht, doch handelt es sich dabei um einen 50.000-Seelen-Ort, während Coimbatore eine Millionenstadt ist und nach Chennai (vormals Madras) sogar die zweitgrößte Stadt des Bundesstaates Tamil Nadu. Und was ist das Staunenswerteste an bzw. in Coimbatore? Seit Februar 2017 auf jeden Fall die Adiyogi-Shiva-Statue, eingeweiht zum Hohefest des Shivaismus von Premier Modi persönlich und mit 34 Metern Höhe als größte Büstenstatue der Welt im Guinness-Buch der Rekorde geführt. Ich liiiiebe ja Riesenstatuen und bin sehr neidisch auf Asien, wenn ich sehe, wie dieser Kontinent (und insbesondere Indien) die Liste der höchsten Statuen der Welt (s. auch hier) dominiert. 

Foto: Prabhuthiru57 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=72964997

Samstag, 15. Januar 2022

Das gelbgrüne Etwas

Kurz vor Weihnachten war ich in der Feinkostabteilung von Galeria (vormals Karstadt) und machte eine sagenhafte Entdeckung in einer Frischeauslage. "Darf ich das mal fotografieren?", fragte ich die Frau hinter der Theke. "Das habe ich noch nie gesehen!" 


Na, was glibbert denn da? Ist das eine spezielle Avocado-Sorte? Irgendwelche Meeresfrüchte? Ein mariniertes Obst? Wer auf Obst tippt, liegt nicht falsch: Es handelt sich um ... Zitronat! Zitronat in ganzen Stücken, welche als, na klar!, vollständige Zitronen zu erkennen sind. Unzerstückelt ist mir Zitronat, das ich übrigens als Stollenzutat und überhaupt sehr schätze, noch nie begegnet. Möchte man in diese kandierten Stückchen nicht sofort reinbeißen? Gerne hätte ich es getan, aber ein Kauf war mir zu riskant, zumal ein Kilogramm 22,90 € kostete.

Donnerstag, 13. Januar 2022

Throwback Thursday: Das Brett

Seit einiger Zeit kursiert, um nicht zu sagen trendet ein für unsere Zeit typisch obskures Meme: "Horse Plinko". Ein animiertes Pferd fällt durch ein Plinko-Brett, warum auch immer. Um Sinn und Herkunft des Memes soll es ohnehin nicht gehen, sondern darum, was ein Plinko-Brett überhaupt ist. Ich kannte dieses Spielzeug, das offenbar regelmäßig in der Gameshow "The Price is Right" zum Einsatz kommt, bis gestern auch nicht, sehr wohl aber eine damit nah verwandte Konstruktion: das Galtonbrett. 

Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag im zehnten Schuljahr, als unsere Mathematiklehrerin Frau Reinisch* ein riesiges verglastes Nagelbrett ins Klassenzimmer schob, um uns damit das Prinzip der Binomialverteilung zu veranschaulichen. Stochastik war für mich der größte Mathe-Horror in Klasse 10, noch vor Trigonometrie und erst recht vor den beiden Hauptbereichen von Sekundarstufe II, Analysis und Algebra. Das Galtonbrett aber half mir tatsächlich, mal etwas nachzuvollziehen, denn auch wenn man den Vorgang genauso gut mit einem Computer simulieren könnte, ist es doch viel eindrucksvoller, wenn echte, greifbare Kugeln wo reingeworfen werden und nach einer Weile die den Schülern sattsam aus dem Lehrbuch bekannte Gauß'sche Normalverteilungs-Glockenkurve näherungsweise formen. Immerhin habe ich dieses (lautstarke) Schauspiel selbst 24 Jahre danach noch nicht vergessen.

Ob moderne Schulen Galtonbretter im Fundus haben? Das ist wohl in erster Linie eine Budgetfrage. Frau Reinisch betonte damals, dass das Brett 600 D-Mark gekostet habe, und schwor uns auf äußerste Obacht ein. Aber wenigstens durften dann ein paar von uns auch mal die Kugeln purzeln lassen.

* Sie gehörte übrigens der (inzwischen vermutlich ausgestorbenen) Kaste jener Lehrer/innen an, die auch Fächer, die nicht Chemie waren, im weißen Kittel unterrichteten. Lediglich zwei von ihnen gab es an unserem Gymnasium, der andere war der ebenfalls Mathematik lehrende Schulleiter. Frau Reinischs Begründung für diese Marotte war, sie wolle ihre Kleidung vor Kreidestaub schützen.

Dienstag, 11. Januar 2022

Word of the week

Gestern lauschte ich vorm Einschlafen noch dem von mir sehr geschätzten Podcast "That Week in SNL" und lernte darin ein Wort kennen, mit dem ich nichts anzufangen wusste. Einer der Moderatoren wies darauf hin, dass in einem Sketch library music verwendet worden sei, und bekannte, eine Vorliebe für diese Art von Musik zu haben, seit deren Verwendung ihm erstmals in der "Ren and Stimpy Show" aufgefallen sei. Ich tippte noch geistesgegenwärtig "library music" in das Suchfeld der Wikipedia-App ein, bevor mir die Augen zufielen.

Heute öffnete ich den dazugehörigen Artikel und möchte die Definition dieser Musik-"Gattung" mit euch teilen. Es handelt sich keineswegs um Musik, die man in Bibliotheken zu hören bekommt, sondern – die Synonyme production music oder stock music mögen auf die korrekte Fährte führen – um Musik, die in Filmen und TV-Serien, aber auch in nicht-visuellen Medien eingesetzt, jedoch nicht eigens dafür komponiert und eingespielt wird, sondern von darauf spezialisierten Musik-Archiven, eben libraries, bezogen wird. Bibliotheken dieser Art, deren erste 1927 ihr Geschäft aufnahm, halten die Rechte an den Stücken zu 100 %, die Lizenzgebühren sind einigermaßen günstig, und die Urheber haben ihre Werke auf "work for hire"-Basis, also als Vertragsarbeit, geschaffen, weswegen sie in der Regel namentlich unbekannt bleiben (möchten). 

All das und mehr steht alles in dem englischsprachigen Wiki-Artikel (hier der deutsche), der übrigens auch "Ren & Stimpy" erwähnt, außerdem auf das Modell der royal-free libraries eingeht und en passant auf das Phänomen "crate digging" verweist.

Sonntag, 9. Januar 2022

Torsten testet Nachahmerprodukte: K-Classic Lufterfrischer

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, welches Produkt hier welches nachahmt. Möglicherweise gab es Raumerfrischer von Frosch oder einem anderen großen Drogeriewarenhersteller zuerst. Mit "Raum-" oder "Lufterfrischern" oder "Raumdüften", und was dergleichen Bezeichnungen mehr sind, meine ich weder batteriebetriebene Diffusoren noch durch offene Flammen am Laufen gehaltene Vaporisierer ätherischer Öle. Ich meine jene eiförmigen Glasflakons, die man einfach nur aufdreht, woraufhin über die nächsten Wochen hinweg eine wohlriechende Flüssigkeit verdunstet und beispielsweise die Badezimmerluft veredelt. Regelmäßig kaufe ich mir die Raumparfums der dm-Eigenmarke Denkmit. Die kosten nur 1,55 € und kommen in verschiedenen angenehmen Aromen daher; auf der dm-Homepage sehe ich gerade, dass es als Neuzugang "Marokkanische Minze" gibt!

Als ich Ende letzten Jahres im Kaufland war, habe ich aus Neugier dem Lufterfrischer von K-Classic eine Chance gegeben. Dieser ist zwar mit 85 Cent unschlagbar günstig, stellt aber keine ernsthafte Konkurrenz zu den bewährten "Denkmit"-Dingern dar. Um den – zugegeben nicht üblen – Geruch wahrzunehmen, muss man seine Nase sehr dicht an das Gefäß halten. Von einem raumfüllenden Effekt kann keine Rede sein. Nicht einmal direkt nach dem Anbrechen machte sich der Lufterfrischer bemerkbar.

Wertung: 3/10

Mittwoch, 5. Januar 2022

Das Grafschafter Wunder

Manchmal muss man die Höllenplattform Facebook auch loben. Kurz nachdem ich hier beklagt hatte, die in einem Penny-Prospekt beworbenen Aufstriche Salzkaramell-Sirup und "Winterzauber" im Supermarkt nicht vorgefunden zu haben, erschien auf meiner Facebookwand eine Anzeige für eine Sonderaktion: Bestellte man über die Grafschafter-Webseite zwei Gläser des neuen "Winterzauber"-Aufstrichs, würde man ein drittes gratis dazu erhalten. (Auf welch wundersamem Wege Facebook diese Werbung für mich "herausgesucht" hat, hinterfrage ich besser nicht.) Selbstredend schlug ich zu und orderte zusätzlich eine Flasche Salzkaramell-Sirup. Ungetrübter Frühstücksgenuss ist somit auch für die kommenden Monate sichergestellt.


Montag, 3. Januar 2022

Serientagebuch 12/21

02.12. American Rust 1.07
American Rust 1.08
The Expanse 3.05
04.12. Person of Interest 2.14
American Rust 1.09
05.12. The Expanse 3.06
09.12. The Tower 1.01
The Expanse 3.07
10.12. Family Guy 20.07
The Tower 1.02
The Tower 1.03
12.12. The Expanse 3.08
15.12. The Simpsons 33.08
16.12. The Expanse 3.09
17.12. Time 1.01
18.12. Time 1.02
Time 1.03
20.12. Family Guy 20.08
Family Guy 20.09
The Prisoner (2009) 1.01
The Prisoner (2009) 1.02
The Prisoner (2009) 1.03
21.12. Doctor Who (Classic) 19.5.1
Doctor Who (Classic) 19.5.2
22.12. The Simpsons 33.09
Family Guy 20.10
23.12. The Prisoner (2009) 1.04
The Expanse 3.10
26.12. The Simpsons 33.10
28.12. Person of Interest 2.15
The Expanse 3.11

Nach "One Dollar" und "Mare of Easttown" beschwört American Rust, wie der Titel schon erahnen lässt, einmal mehr die Trostlosigkeit einer Rust-Belt-Kleinstadt auf und bettet in das dafür typische Geflecht aus Familienschicksalen und sozialer Verwahrlosung einen Kriminalfall, den zu lösen (oder zu vertuschen?) einem alternden Polizeichef, verkörpert von Jeff Daniels, zufällt. Der spielt sehr gut, und ebenso erfreulich sind die Auftritte von Maura Tierney, Bill Camp und Mark Pellegrino. Mit Selbstjustiz, Betäubungsmittelmissbrauch und drohender Arbeitslosigkeit wird zwar wieder mal das ganz große Besteck aufgefahren, und der inzwischen überstrapazierte Farbfilter hebt auch nicht gerade die Stimmung, aber in Sachen production value hat sich der Pay-TV-Sender Showtime (der darüber hinaus wie so oft sprachliche und sexuelle Explizitheit garantiert) nicht lumpen lassen.

Gleich zwei britische Dreiteiler habe ich abgearbeitet: The Tower war vor allem plotmäßig eher Mittelmaß, konnte aber mit Gemma Whelan ("Game of Thrones") in der Hauptrolle punkten. Für wesentlich eindrucksvoller, ja für ein Highlight des Serienjahres hielt ich Time, ein BBC-Gefängnis-Drama mit Sean Bean und Stephen Graham, die hier, wie nicht anders zu erwarten, beweisen, dass sie zu den ganz Großen gehören. Die drei Stunden sind gefüllt mit Tragik und Spannung, die sich organisch entwickeln; auf phantastische Erzählkniffe oder künstliche Rührseligkeit wird zugunsten eines hohen Maßes an Realismus verzichtet. Stark!

Das diesmonatige Classic von Doctor Who war "Black Orchid" (1981). Kaum zu glauben: Seit dem (verschollenen) Troughton-Serial "The Highlanders" von 1966 war diese Geschichte mit dem Fünften Doktor die erste, die komplett frei von Science-Fiction-Elementen war. Es ist ein klassisches "Historical", auch wenn das Setting ziemlich unspektakulär ausfällt: ein Landhaus, in dem sich englische Adelige anno 1925 zu einem Kostümball verabredet haben. Dann gibt es einen Mord, dann noch einen, mittendrin einen brasilianischen Ureinwohner und die titelgebende Pflanze. Irgendwie soll hier wohl ein traditioneller Krimi erzählt werden, aber aus den wenigen Elementen mit Potenzial (Masken, Doppelgängerinnen, Geheimgänge, falsche Fährten) wird viel zu wenig gemacht. Überhaupt kam mir die Folge wie ein "Füller" vor, aber da sie aus nur zwei Teilen bestand, war der "Spaß" wenigstens schnell vorbei.