Montag, 28. Februar 2022
Neu im Buchhandel, Abt. Sachbuch/Reise
Sonntag, 27. Februar 2022
Von Ratten und Menschen
Nach einer gnädigerweise langen Pause hat mich, und damit auch dieses Blog, das Thema Kannibalismus mal wieder eingeholt. Im Doppelpack. Bevor ich gestern einen Podcast über das in Amerika wohl jedem Schulkind bekannte Schicksal der Donner Party hörte, hatte ich in Jared Diamonds Monumentalwerk "Collapse" das Kapitel über die Osterinsel gelesen. Darin ist (neben dem Fakt, dass die Plattformen, auf denen die Moais stehen, ahu heißen) zu erfahren, dass die Bewohner der Insel, als ihnen neben vielen anderen lebensnotwendigen Ressourcen das Wildfleisch ausging, ihresgleichen verspeisten. Das muss im 18. Jahrhundert begonnen haben. In dieser Periode bildeten sich mündliche Überlieferungen mit "obsessivem" Kannibalismus-Bezug heraus, unter anderem galt es als krasseste Beleidigung, seinem Feind den Spruch "Das Fleisch deiner Mutter hängt mir zwischen den Zähnen!" entgegenzuschleudern. Das zumindest ließ mich schmunzeln. Auch die sonstigen Ernährungsgewohnheiten der Osterinsel-Bevölkerung mögen bei Fremden ein Schaudern auslösen. Von allen archäologischen Ausgrabungsstätten in Polynesien sind die der Osterinsel die einzigen, an denen man mehr Rattenknochen als Gräten gefunden hat. Das Jagen und Essen der Nager war nicht die Ultima Ratio; mangels Fisch, Schalentieren & Co. landeten Ratten en masse im Kochtopf, gerne als Ergänzung zu Fleisch von See- und Landvögeln. Wir sollten das nicht verurteilen. Diamond merkt an, dass er sich aus seiner Zeit im England der späten Fünfzigerjahre an Rezepte für "Sahne-Laborratte" erinnere, die unter Biologen kursierten. Von derartigen kulinarischen Eigentümlichkeiten wusste ich freilich schon aus dem schwerverdaulichen Dokumentarfilm "Rats".
Freitag, 25. Februar 2022
Fear Factors
Mein ganzes Erwachsenenleben ist, wo nicht beherrscht, so doch zumindest stetig begleitet von Angst in allerlei Facetten. Angst vor Krankheit, Verlust, Einsamkeit, Wahnsinn, Blamage, Entstellung, Panik, Ablehnung, Kränkung, Isolation, Konflikt, Versagen, Degeneration, Geringschätzung – irgendein hässlicher Kobold sitzt immer auf meinen Schultern. Zu den abstrakten Sorgen und diffusen Unruhezuständen gesellen sich situationsbedingte konkrete Ängste; ich glaube, man spricht dann eher von Furcht als von Angst. Diese sind mir viel lieber und unterm evolutionären Blickwinkel nicht ausschließlich von Nachteil. Wie sagte schon der Doktor in "Doctor Who"? "Ich will dir jetzt mal was über das Fürchten erzählen. Dein Herz schlägt wild und laut, ich spür’s sogar in deinen Händen, und es pumpt viel Blut und Sauerstoff in dein Gehirn, unglaublich viel. Das ist wie Raketentreibstoff. In diesem Moment kannst du schnell wie der Wind rennen, [...] und du bist so hellwach, es scheint dir, als liefe die Zeit langsamer ab. Was ist falsch daran, Angst zu haben? Das Fürchten ist eine Superkraft. Es ist deine Superkraft." Deswegen bin ich, beispielsweise, noch nie in eine Massenschlägerei geraten oder von einem Esel gebissen worden. Ich wechsle die Straßenseite, wenn mir in einem üblen Viertel mehr als zwei Personen entgegenkommen oder bei stürmischem Wetter ein wackeliger Bauzaun am Fußwegrand sichtbar wird. (Kurz nach dem Terroranschlag von Nizza bin ich einmal reflexartig fast in eine Hecke gesprungen, weil ich einen heranrasenden Lkw für einen Trittbrettfahrer hielt.) Nun gut, in der Vergangenheit war ich auch schon angstbefreit übermütig: Es existieren Fotos, die mich in schwindelerregenden Felshöhen oder neben einem wilden Krokodil posierend zeigen. In der Regel habe ich aber die Frage "Was ist das Schlimmste, was jetzt passieren könnte?" und die dazugehörige Vermeidensstrategie im Hinterkopf.
In dieser Hinsicht ist unsere Gegenwart ein blessing in disguise, zumindest für meine Seelenlandschaft. Beispiel Corona: Schon in der Frühphase der Epidemie habe ich aus freien Stücken nur mit medizinischem Mund-Nase-Schutz mein Haus verlassen (da hat es sich mit fast 20 Jahren Verspätung bezahlt gemacht, dass ich von meiner Zivildienststelle einen Karton OP-Masken mitgenommen hatte, hihi). Furchtbasiere Vorsicht, natürlich auch über die Mundverhüllung hinaus, hat mich bis jetzt vor einer Ansteckung mit Covid-19 bewahrt. Dafür habe ich gern (überschaubare) soziale Peinlichkeiten in Kauf genommen wie die mit dem Opa, dem ich am Bahnhofseingang ausgewichen bin, worauf er mir enttäuscht "Isch wollt Ihnä doch nur de Tür uffhalde!" zurief, oder die mit dem mittelalten Superarsch, der mit in meine Richtung ausgestrecktem Finger zu seinem kleinen Sohn höhnte: "Kuck mal, der hat Corona!"
Worauf wollte ich eigentlich hinaus? Ach ja: Solche ganz reellen Bedrohungen (Inflation! Krieg! Naturkatastrophen!) sind zwar "im Gesamtzusammenhang" einschneidender (damit will ich sagen: für uns alle), die zwangsläufige Beschäftigung mit ihnen versetzt mich aber wenigstens in eine ansatzweise sinnvolle Alarmbereitschaft und blockiert nächtliche Grübeleien über vage konstruierte Gesichtsverlustszenarien oder Horrorvorstellungen vom Älterwerden. Ist es falsch und egoistisch, so zu denken?
Mittwoch, 23. Februar 2022
Montag, 21. Februar 2022
Kleiner Buchstabe, große Wirkung
Ich habe letzte Woche zufällig gelernt, dass das Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit, Kurztitel "Arbeitsschutzgesetz", so abgekürzt wird: ArbSchG. Da muss man den Gesetzgeber auch mal loben! Er hätte das kleine -b- in Arbeit ja auch weglassen können. Tagtäglich wäre in deutschen Amtsstuben, Gerichtssälen, Krankenhäusern, Fabriken und anderen von Professionalität und Seriosität geprägten Orten, wo dieses Gesetzbuch rumsteht, schallendes Gelächter zu vernehmen.
Samstag, 19. Februar 2022
Wie rot sind Deine Blätter
Bei "Jeopardy!" wurde neulich nach einem "colorful banner" als 150 Jahre altem Symbol des Sozialismus und Kommunismus gefragt, das zugleich der Titel eines Liedes sei, welches nach der Melodie von "O Tannenbaum" gesungen werde. Nun, die Antwort konnte ja nur "What is the red flag?" sein, aber von einem so betitelten Lied hatte ich noch nie gehört! Das muss ich bei meiner damaligen Recherche zum State Song von Maryland übersehen haben: "The Red Flag" ist nicht nur die Hymne der britischen und der nordirischen Labour Party, sondern auch die der Social Democratic and Labour Party Irlands. Tatsächlich war es ein Ire namens Jim Connell, der 1889 die sechs Strophen plus Refrain schrieb, wobei er sie sich zunächst zu der Melodie von "The White Cockade" gesungen vorstellte. Diese "Ur"-Version der "Red Flag" hat dann schließlich 1990 kein Geringerer als Billy Bragg eingespielt; man kann sie auf YouTube finden, interessanterweise hebt sie mit den ersten 15 Noten von "O Tannenbaum" an. Weder das Wort cockade noch die deutsche Entsprechung Kokarde kannte ich bis eben ("rosettenförmiges oder rundes Hoheitszeichen in den Landes- oder Stadtfarben an Kopfbedeckungen von Uniformen oder an Militärflugzeugen"; Duden).
Witzig ist auf jeden Fall, dass neben dem Rot der Fahne und dem Grün des Tannenbaums mit dem Weiß der Kokarde eine dritte Farbe ins Spiel der optisch-musikalischen Codierungen tritt. Und wie breit gefächert die Emotionen und ideologischen Assoziationen sind, die durch das Tannenbaum-Volkslied, dessen Wurzeln ins 16. Jahrhundert reichen, ausgelöst werden! Während sich bei mir als Deutschem unweigerlich Weihnachtsgefühle einstellen, sobald ich die Melodie höre, mag sich ein englischer Arbeiter vom alten Schlage in die Ära der Anti-Thatcher-Proteste zurückversetzt fühlen – oder ins Fußballstadion, denn nicht nur die offizielle Hymne von Manchester United, "We'll Never Die", wird zur Melodie von "O Tannenbaum" intoniert, auch für Chelsea, den Bristol City F.C. und andere Mannschaften haben britische Fans eigene Abwandlungen etabliert. Herauszustellen ist hier der Northampton Town F.C., dessen Version "The Fields are Green" das Farbspektrum abermals erweitert: "The fields are green / the sky is blue / the River Nene goes winding through".
Im House of Commons wurde "The Red Flag" zuletzt 2019 als Bekundung des Protests gegen den Versuch Boris Johnsons, eine Zwangspause des Parlaments herbeizuführen ("Prorogation"), angestimmt. Der Song ist also immer noch und immer wieder aktuell. In japanischer respektive koreanischer Übersetzung dient er zudem der JCP/KPJ (Kommunistische Partei Japans) und der Koreanischen (i.e. Nordkoreanischen) Volksarmee als Identifikationssymbol. In Südkorea kann das Absingen der "Roten Fahne" in der Landessprache seit einem Gerichtsentscheid von 2014 als Gefährdung der nationalen Sicherheit gewertet werden, entnehme ich zumindest einer maschinenübersetzten Nachrichtenmeldung.
Auf all die sonstigen Neudichtungen und Parodien, seien es solche aus linken Kreisen, seien es als Aneignung durch Lib-Dems entstandene, soll nicht eingegangen werden. Erwähnen, auch um nochmals den Bogen zu der übermäßig patriotischen Maryland-Hymne zu schlagen, möchte ich aber noch, dass "O Tannenbaum" auch die melodische Grundlage für die "Ode to Labrador" darstellt, welche bereits seit 1927 ein Selbstverständnis- und Eigenständigkeitsfaktor der Region ist, der seit 2001 durch den Namen der kanadischen Provinz (Neufundland und Labrador, vorher: Neufundland) unterstrichen wird.
Donnerstag, 17. Februar 2022
Zwei Brezelsnacks
Ich hatte erst geplant, die folgenden kurzen Snack-Vorstellungen in meiner Rubrik "Torsten testet Nachahmerprodukte" unterzubringen. Dass das nachahmende Produkt von einer etablierten Marke stammt, wäre kein Ausschlusskriterium gewesen. Jedoch fand ich soeben heraus, dass es das kopiert gewähnte Produkt gar nicht gibt! Um diese Knabbereien geht es:
Dienstag, 15. Februar 2022
Sonntag, 13. Februar 2022
Logik lernen im Weltuntergang
Freitag, 11. Februar 2022
In Teufels Küche
Ich mag die Rubrik "Wochenmarkt" im Zeit-Magazin. Das Rezept der letzten Woche sprach mich einmal mehr sofort an und wurde sogleich von mir ausgeschnitten. Es handelte sich um "Gratin aus Wurzelgemüse", im Einzelnen: Karotten, Kohlrabi, Knollensellerie, Kartoffeln. Mmhhh! Am Anfang dieser Woche nun warf ich einen näheren Blick auf die Anleitung. Was las ich da? "Die verschiedenen Gemüse schälen und mit der Mandoline in sehr feine Scheiben schneiden (mit einem Messer ist es zu mühsam)."
Von einem Küchenutensil namens Mandoline hatte ich noch nie gehört! Ich stellte mir eine Art vergrößerten Eierschneider vor, dessen "Saiten" man durch das zu zerteilende Gemüse drückt. (Dass es eher an einen Hobel erinnert, erfährt man, wenn man eine Bildersuche mit den Suchbegriffen "mandoline" und "küche" durchführt.) Wie so oft, wenn ich zum ersten Mal von einer Sache höre oder lese, war auch in diesem Fall auf das Baader-Meinhof-Phänomen Verlass. Just heute schaute ich zum Frühstück die neueste Ausgabe von "8 Out Of 10 Cats Does Countdown", und darin erzählte die Komikerin Sarah Millican, dass sie sich kürzlich mit einer Mandoline (brit. engl. mandolin) aus Versehen eine Fingerkuppe abgetrennt habe!
Ich hatte schon vorher nicht mit dem Gedanken gespielt, mir so ein Teil zuzulegen, aber spätestens an dieser Stelle schwor ich mir, dass dieses Höllengerät in meine Küche, in der sowieso kein Platz ist, niemals Einzug finden wird. Das ausgeschnittene Rezept werfe ich nun fort.
Mittwoch, 9. Februar 2022
Bürger revisited
Dienstag, 8. Februar 2022
Die papierne Revolution
Eine kleine Sensation ist zu vermelden: Der wöchentliche Werbeprospektepacken, der in diesem Blog wiederholt Gegenstand emotionalster Beiträge war, kommt nach langem Protest nicht mehr in der verhassten Plastikhülle* in die Haushalte. Zumindest nicht in die Frankfurter; in Berlin, davon konnte ich mich mit eigenen Augen überzeugen, wurde die Werbung am Samstag wie gehabt in Plaste ausgeliefert.
Aber wie wird fürderhin sichergestellt, dass die Prospekte zusammengehalten werden? Seht selbst:
(s. u.a. "Werbeprospekte in der Pandemie"; "Der Frankfurter Coupon-Skandal 2019")
Sonntag, 6. Februar 2022
Happy Birthday, James Joyce!
To Nora! [...] My love for you allows me to pray to the spirit of eternal beauty and tenderness mirrored in your eyes or fling you down under me on that softy belly of yours and fuck you up behind, like a hog riding a sow, glorying in the very stink and sweat that rises from your arse." "Nora, my faithful darling, my seet-eyed blackguard schoolgirl, be my whore, my mistress, as much as you like (my little frigging mistress! My little fucking whore!) [...] Sometimes too I shall surprise you asleep, lift up your skirts and open your drawers gently, then lie down gently by you and begin to lick lazily round your bush. You will begin to stir uneasily then I will lick the lips of my darling's cunt. [...] Then I will lick up faster and faster like a ravenous dog until your cunt is a mass of slime and your body wriggling wildly. It was the dirtiest fucking I ever gave you, darling. My prick was stuck in you for hours, fucking in and out under your upturned rump. [...] At every fuck I gave you your shameless tongue came bursting out through your lips and if I gave you a bigger stronger fuck than usual, fat dirty farts came spluttering out of your backside. You had an arse full of farts that night, darling, and I fucked them out of you, big fat fellows, long windy ones, quick little merry cracks and a lot of tiny little naughty farties ending in a long gush from your hole." Hübsch ist dann auch diese Stelle: "Have I shocked you by the dirty things I wrote to you? You think perhaps that my love is a filthy thing. It is, darling, at some moments.
Freitag, 4. Februar 2022
Albernes zum Wochenschluss
Anrufer: Ja, hallo. Mit wem bin ich denn jetzt verbunden?
Hallo: Wen möchten Sie denn sprechen?
Anrufer: Hm, ich wollte eigentlich nur einen Telefonstreich machen.
Mittwoch, 2. Februar 2022
Serientagebuch 01/22
01.01. Master of None 2.01
Master of None 2.02
Master of None 2.03
05.01. The Prisoner (2009) 1.05
The Prisoner (2009) 1.06
The Cockfields 1.01
06.01. The Cockfields 1.02
The Cockfields 1.03
Twelve Monkeys 1.01
07.01. The Expanse 3.12
08.01. The Expanse 3.13
10.01. Twelve Monkeys 1.02
11.01. The Simpsons 33.11
12.01. Family Guy 20.11
13.01. The Expanse 4.01
Twelve Monkeys 1.03
15.01. Person of Interest 2.16
The Expanse 4.02
22.01. Master of None 2.04
Master of None 2.05
Master of None 2.06
23.01. Ordinary Joe 1.01
Twelve Monkeys 1.04
24.01. This Is Us 6.01
The Expanse 4.03
25.01. Ordinary Joe 1.02
Person of Interest 2.17
27.01. This Is Us 6.02
The Expanse 4.04
28.01. Ordinary Joe 1.03
The Book of Boba Fett 1.01
30.01. The Book of Boba Fett 1.02
Twelve Monkeys 1.05
Für viele in der Popkultur Bewanderte gilt die britische SciFi-Thrillerserie The Prisoner von 1967 (dt.: "Nummer 6") als Meilenstein und als weit ihrer Zeit voraus. Vielleicht werde ich irgendwann die Chance haben, mich von ihrer Qualität zu überzeugen, vorerst musste ich mich mit dem AMC-Remake von 2009 begnügen, wo man aus 17 Episoden sechs gemacht hat. Diese sind bis auf die erste leider underwhelming. Dabei war ich von der Ausgangssituation wirklich gebannt, ich hatte schließlich auch für die thematisch verwandte Serie "Wayward Pines" viel übrig, zudem hat man mit Ian McKellen und Jim Caviezel (den ich momentan regelmäßig in "Person of Interest" sehe) ein hochkarätiges Hauptrollen-Duo verpflichtet, und so blieb ich dran. Dass die sechs Folgen flott weggeguckt sind, ist dann aber das größte Lob, das man "The Prisoner" aussprechen kann. Gutgetan hat die Straffung dem Plot nicht: Die Zeitsprünge sind oft so abrupt und großzügig, dass einige Entwicklungen, auch von Charakteren, völlig unverständlich bleiben. Die Rückblicke, die hie und da eingestreut werden, verunsichern ebenfalls mehr als dass sie Klarheit schafften. Kurzum: Es bleiben einfach zu viele Fragen offen. Mehrere tonale Verschiebungen unterstreichen die Unfokussiertheit; Folge 4 zum Beispiel wechselt mit ihrem Romanzen/Verführungs-Thema regelrecht ins Genre der Nachmittags-Seifenoper, es fehlt nur noch der Weichzeichner. Auch wirken die Dialoge zum Teil so unbeholfen, als hätte sie ein Nicht-Muttersprachler geschrieben. Ganz so vernichtend wie die Chicago Sun-Times möchte ich zwar nicht urteilen ("There's also a reason why I am not conking myself on the head with a croquet mallet, but The Prisoner somehow has the same effect"), dennoch ist mein Rat: Spart euch diese Miniserie!
Nach britischer Fernseh-Konvention dem Leitsatz "In der Kürze liegt die Würze" verpflichtet ist auch die Comedy The Cockfields, deren inzwischen erschienene zweite Staffel immerhin den doppelten Umfang der dreiteiligen ersten hat. Hier wird das Vergnügen indes weder durch die fehlende Länge noch durch sonst irgendwas geschmälert. Joe Wilkinson, den ich in seinen diversen Rollen in Ricky-Gervais-Produktionen (zuletzt "After Life") und seinen Auftritten bei "8 Out Of 10 Cats Does Countdown" amüsant fand, hat diese auf der pittoresken Isle of Wight spielende Familien-Sitcom miterfunden, mitgeschrieben und spielt eine der Hauptrollen. Ihm zur Seite steht seine langjährige Sketchpartnerin Diane Morgan, die man ebenfalls aus "After Life" sowie etlichen Charlie-Brooker-Jahresrückblicken kennt. Der Humor ist weniger Joe-Wilkinson-mäßig, als ich erwartet hatte, hat eher einen geerdeten, herzigen Touch von Lebensrealität, bietet aber immer noch genügend Absurdes und Schrulliges.
Über The Expanse gedenke ich in einem bilanzierenden Rundumschlag zu schreiben, sobald ich alle Staffeln gesehen habe, was ich vermutlich in einem Stück über die kommenden Wochen hinweg tun werde. War ich von den ersten beiden Staffeln schon angetan, stellte die dritte für mich den bisherigen Höhepunkt dar. Tatsächlich glaube ich, nachdem ich nun schon die vierte zur Hälfte kenne, dass es danach nicht mehr besser werden kann. Parallelen zu "Game of Thrones" fallen einem auf (im positiven Sinne): Zunächst mäandert alles mehr oder weniger vor sich hin, um schließlich, ähnlich wie in der dritten GoT-Season, in einem Was-zur-Hölle-Moment nach dem nächsten zu münden. Mittlerweile bin ich schon drauf konditioniert, am Ende jeder zweiten Episode eine (meist bombastisch anzusehende) Eskalation zu erwarten. Wie gesagt, mehr und Abschließendes nach Staffel 6.