Warum verschmäht man gewisse Nahrungsmittel? Nun, es gibt solche, die uns einfach nicht schmecken, und solche, die regelrechte Übelkeit oder schlimmstenfalls allergische Reaktionen auszulösen vermögen. Derart zweiteilen lassen sich auch "unregelmäßige" sprachliche Äußerungen, zumindest in meiner Welt: Manche Formfehler, verhauene Ausdrücke, Stilblüten, Agrammatismen oder sonderbare Vokabeln mag ich halt nicht. Mich hat es beispielsweise jedes Mal erbost, wenn Michael Maar in seinem ansonsten sehr lesenswerten Literaturstreifzug "Die Schlange im Wolfspelz" für Adjektiv das Synonym "Beiwort" verwendet hat. Eine reine Idiosynkrasie meinerseits, und es handelt sich ja nicht mal um einen Fauxpas des Autors, sondern eine leicht dümmliche Wortwahl-Marotte. Ich bin nach jahrelangem Konsum journalistischer Texte aus Deutschland einiges gewohnt – und dabei milde geworden. Nicht umsonst habe ich "unregelmäßig" in Anführungszeichen gesetzt. Durch die Brille des Deskriptivismus betrachtet, sind vermeintliche Fehler ohnehin nur interessante Erscheinungen des Sprachwandels. Und manches, was einst in die Kategorie "verursacht allergische Schocks" fiel, steht heute lediglich auf meiner "Schmeckt mir nicht"-Liste.
Beispiel gefällig? Anfang der 1990er Jahre, wir hatten noch nicht sehr lange "Westsender", lief im Fernsehen ein Werbespot für Fruchtjoghurt o.ä., und darin brüllte ein Knabe den Halbsatz: "... weil er ist gesund!" Ich hatte diese Variante von "weil er gesund ist" noch nie in meinem jungen Leben gehört und bin durchgedreht. "Warum sagt der das so komisch?", fragte ich beinahe unter Tränen meine Mutter, die diese Syntax zum Glück als inkorrekt tadelte. Das blöde Kinder-Testimonial hätte ebenso gut "... weil gesund er ist" sagen können, es hätte in meinem Kopf genauso kaputt geklungen. (Mit Meister Yoda sollte ich erst ein paar Jahre später in Kontakt kommen.) Mittlerweile kann ich über weil-Sätze mit Verbzweitstellung nicht mal mehr die Nase rümpfen. Zumindest wenn sie mir in gesprochener Sprache begegnen: Unlängst hat Ulrich Hermann Waßner im Sprachreport (Ausgabe 4/2021) das "weil er ist"-Phänomen untersucht, befasst sich dabei notwendigerweise mit der Frage der Trennung von sog. gesprochener und geschriebener Sprache und führt den hilfreichen Begriff der "konzeptionellen Mündlichkeit" ein. Entwarnendes Fazit: "Es finden sich tatsächlich nur wenige 'echt' geschriebensprachliche Belege." (a.a.O., S. 35) Und selbst wenn's mehr werden: dann steht halt irgendwann im Grammatik-Duden, dass in weil-Sätzen auch V2-Stellung möglich ist. Darum soll es hier auch gar nicht gehen (in nämlichem Heftbeitrag ist alles gesagt)!
Mit diesem langen Anlauf möchte ich zu zwei Phrasen springen, die wiederum für mich völlig normal sind, aber anderen das Sprachzentrum zum Tilt! bringen könnten ... Morgen verrate ich, welche das sind.
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