Der jahrzehntelange Streit um die winzige, unbewohnte Insel Hans im Kennedy-Kanal hat ein Ende. Beigelegt wurde der dänisch-kanadische Konflikt, den die Medien wegen seiner kreativ ritualisierten Austragung gerne "Whisky-Krieg" nannten, mittels der unkreativsten aller möglichen Lösungen: indem man eine offizielle Grenze quer über das Eiland gezogen hat. Einen entsprechenden Einigungsvertrag unterzeichneten diese Woche Kanadas Außenministerin Mélanie Joly, Dänemarks Außenminister Jeppe Kofod und der grönländische Premierminister Múte B. Egede bei einer Zeremonie in Ottawa, an deren Ende noch einmal Spirituosen ausgetauscht wurden, wie u.a. die Süddeutsche Zeitung berichtete. Irgendwie ist es bedauerlich, dass dieses politisch-geographische Kuriosum nun der Vergangenheit angehört, andererseits sind territoriale Auseinandersetzungen nicht lustig. "Angesichts von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine betonte Joly die Bedeutung der friedlichen Einigung in einem Grenzstreit: 'Wir wissen, dass wir diplomatisch zusammenarbeiten können, um Streitigkeiten auf der Grundlage von Regeln und Prinzipien beizulegen.'" (SZ)
Eine nicht uninteressante Fußnote der Chose ist, dass Grönland mit der Teilung der Hans-Insel seine erste Landgrenze bekommen hat. Kanada hat dadurch (nach jener zu den USA) eine zweite erhalten, genau wie das Königreich Dänemark (nach jener zu Deutschland; nein, die Grenze zu Schweden auf der Öresundbrücke zählt nicht). Falsch ist die Behauptung von n-tv: "Die Europäische Union grenzt zukünftig an Kanada!" Grönland ist 1985 nach einem Referendum im Jahr 1982 aus der EG ausgetreten.
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