Es wird jetzt eine Entschuldigung fällig, und vermutlich nicht zum letztenmal. Der Ansturm von Erinnerungen, dem ich hier ausgesetzt bin, wird mich wohl noch öfter in die nahezu unausweichliche Zwangslage bringen, vom Hundertsten ins Tausendste zu geraten; hoffentlich kann ich die Nachsicht des Lesers dadurch abgelten, daß ihn das Tausendste ebensowenig langweilen wird wie das Hundertste.
Das schreibt Friedrich Torberg auf Seite 33 seiner zauberhaften Altwiener Anekdotensammlung Die Tante Jolesch (dtv-Taschenbuchausgabe, 27. Auflage 2004). Für sich genommen ist das kein herausragendes Zitat, aber es erschien mir insofern anrührend und abschreibenswert, als es auch auf meine Memoiren zutreffen würde, wenn ich welche verfasste. Jede Erinnerung brächte zwei weitere hervor; Abschweifungen, Fußnoten-Exzesse und wildes Galoppieren durch Zeit und Raum wären die Folgen. Es geht mir ja schon beim Bloggen so, dass mir ständig irgendetwas einfällt, das mit dem ursprünglich Behandelten nur am Rande zu tun hat. Nicht umsonst beginnen neue Absätze bei mir oft mit "Übrigens ...".
Übrigens habe ich kürzlich aus einem offenen Bücherschrank ein weiteres Buch Torbergs gezogen, "Mensch, Maier! sagte der Lord", sein ebenfalls bei dtv erschienenes "Kleines kritisches Welttheater". Dass ich mich einmal freiwillig dem Genre Theaterkritik hingeben würde, hätte ich auch nicht für möglich gehalten. Aber von diesem Autor liest man einfach alles mit höchstem Vergnügen. Allein seine Verachtung der Stücke George Bernard Shaws, haha!
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