Donnerstag, 7. Juli 2022

Vor- und Zuna(h)me

In einem Buch über Hexenverfolgung begegnete ich einem in Massachusetts tätig gewesenen Geistlichen namens Increase Mather. Man hat ja schon so manche im Neuengland der ersten Pilger beliebten sogenannten grace names und virtue names gehört oder gelesen, von denen einige, wie Felicity oder Prudence, bis heute überlebt haben. Increase aber war mir neu, und die Chancen, eine Person mit diesem Rufnamen in der Gegenwart zu treffen, dürften gegen null tendieren: Der letzte Mensch namens Increase von einiger Bedeutung, den die Wikipedia aufführt, war der 1888 verstorbene amerikanische Theologe Increase N. Tarbox. Ich erfuhr, dass "Increase" eine Übertragung des hebräischen Namens Josef ist, welcher übersetzt "er [bzw. Er] fügt hinzu" bedeutet.

Damit vereint Increase die beiden wichtigsten Wortschätze, aus denen sich bei der puritanischen Namensgebung bedient wurde: biblische Personennamen einerseits, andererseits als good names zusammenzufassende Abstrakta, die meist Kardinaltugenden oder allgemein als positiv bewertete Eigenschaften, die man sich von dem neugeborenen Mädchen oder Jungen wünschte (in der Tat wurden viele dieser Namen geschlechtsneutral verwendet).

Um sich als besonders gottgefällig zu erweisen (oder um ihren Nachwuchs aus der Masse herausstechen zu lassen, wie's halt auch heute der Fall ist), wurden die prä-US-amerikanischen Eltern immer kreativer. Zu Temperance, Obedience & Co. gesellten sich im 17. Jahrhundert nachweislich Erdenbürger namens Humiliation, Hate-Evil und Be Faithful Joiner. Das Online-Magazin "Slate" hat die absonderlichsten Beispiele in einem Listen-Artikel von 2013 versammelt; ich denke, "If-Christ-had-not-died-for-thee-thou-hadst-been-damned" dürfte nicht zu toppen sein.

1 Kommentar:

  1. Ich hatte es neulich auf der Arbeit mit einem Jungen namens Courageous zu tun!

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