Wenn es früher bei uns daheim oder bei den Großeltern Linseneintopf gab, gehörte es dazu, neben Besteck und Geschirr drei zusätzliche Dinge auf dem Esstisch zu platzieren. Egal wie gut der Eintopf bereits abgeschmeckt und durchgezogen war, man musste in seinen gefüllten Teller stets noch drei Prisen Salz, einen halben Teelöffel Zucker und einen halben Esslöffel Essig geben. Das waren die Tüpfelchen auf dem iii, so kitzelte man das ultimative Aroma hervor. Ich habe mir kürzlich vegetarische Linsen in der Dose von dm-Bio geholt: Kann man durchaus essen, aber der richtige Nostalgie-Schmackofatz-Faktor stellte sich erst nach Zugabe von drei Prisen Salz, einem halben Teelöffel Zucker und einem halben Esslöffel Essig ein.
Witzig ist, dass man Linseneintopf in Österreich Linsengericht nennt. Man könnte entweder das "-gericht" weglassen oder mit einem Endglied definieren, um was für eine Art von Gericht es sich handelt, aber nein: Linsengericht. Das erste Mal stieß ich auf diesen Ausdruck in einem der lustigsten Listenbücher aller Zeiten, "Die sexuellen Phantasien der Kohlmeisen" von Jörg Metes und Tex Rubinowitz, auf Seite 58: "16 Gründe dieses Linsengericht zu essen"; zu sehen ist ein Teller Linsen, in dem 16 Linsen mit Strichen durchnummeriert sind.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen