Dienstag, 27. Dezember 2022

... Safran macht das Konto leer

Ich verwende das Wort "Weihnachtswunder" nicht leichtfertig, aber dass mein Geschmacks-/Geruchssinn pünktlich zu den Festtagen wiederhergestellt ist, wenigstens zu schätzungsweise 87 %, ist fast so zauberhaft, als wäre ich seiner erst gar nicht verlustig gegangen. (Ich schreibe dies am 2. Weihnachtsfeiertag.) Schon vor Heiligabend hatte sich mein Zustand so schlagartig wie rasant gebessert; womöglich hatte die gute Ostseeluft, der ich kurzzeitig ausgesetzt gewesen war, zur Regeneration beigetragen.*

Nun musste endlich mal wieder gekocht werden, und zwar unter Hinzuziehung eines Gewürzes, das richtig die Sinne durchkitzeln würde. Das teuerste Gewürz der Welt ist, wie ich finde, nicht einmal das intensivste, aber das Rezept, das mir in die Hände gefallen war, sah 1 Gramm davon vor.


Hier zu sehen sind 0,4 Gramm Safran. Kostenpunkt: 4,99 Euro. Dass ich mich mit weniger als der Hälfte der benötigten Menge begnügte, mag man mir bei einem Kilopreis von 12.475 Euro nachsehen. Zudem war dieses Röhrchen das allerletzte, das Rewe vorrätig hatte!

Das Gericht wurde von mir in einem von Maggi herausgegebenen Miniaturkochbuch mit spanischen Rezepten entdeckt und verlangt, vom Safran abgesehen, nur wenige, günstige Zutaten. Wir dünsten zunächst in einem Topf 2 Knoblauchzehen, kleingehackt, in 2,5 EL Olivenöl an. Dazu geben wir 1 kg Tomaten, die wir in grobe Stücke geschnitten haben (je nach Größe geachtelt oder geviertelt; es verkocht sich eh). Nach kurzer Zeit gießen wir 500 ml Gemüsebrühe dazu und lassen alles eine Viertelstunde unter gelegentlichem Umrühren köcheln.


Jetzt kommt der Safran hinein. Gut verrühren, 1 TL Zucker hinzugeben, mit nicht zu wenig Salz sowie frisch gemahlenem Pfeffer abschmecken. Den Topf von der Kochstelle nehmen und stattdessen eine Pfanne darauf platzieren. In diese kommen nun 250 g Fadennudeln (z.B. "Die mag ich" von 3 Glocken), die wir roh (!) in 2-3 EL Olivenöl golden bis bräunlich anbraten. Den Tomatensud auf einer anderen Herdplatte noch einmal aufkochen und in die Pfanne zu den Nudeln geben. Fünf Minuten weiter garen, in dieser Zeit Backofen vorheizen. (Ihr wisst, ich halte nichts von Vorheizen, aber hier empfiehlt es sich.) Die Tomatennudeln in eine Auflaufform geben und 10-15 Minuten backen. Zum Schluss den Saft einer halben Zitrone darüber träufeln. Das Resultat ist heiß, leuchtet in den Farben Spaniens und macht drei Personen satt.

* Auch so eine Sache, die ich mein Lebtag nicht werde begreifen können: dass manche Leute ernsthaft die Nord- der Ostsee vorziehen. "Ah, was für ein schönes Meer ... Uuuund da isses weg. Na gut, verbringen wir die nächsten Stunden eben in stinkendem Schlick."

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