Nichts habe ich in meinem Leben so oft verloren wie Regenschirme. Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, mindestens zehn Knirpse wurden im Laufe meines Lebens irgendwo von mir liegen gelassen (in öffentlichen Verkehrsmitteln, Gaststätten, Clubs, bei Privatpersonen ...) oder sind mir anderweitig verlustig gegangen, wurden etwa von einem Orkan – pardon my French – zerfickt. Nein, Regenschirme werden unter meiner Obhut nicht alt.
Am Mittwoch kam ich von einer U-Bahnstation an die Oberfläche und hatte noch einen circa fünfzehnminütigen Fußweg bis zu meiner Wohnung vor mir. Weil es spät war und das Wetter nicht das freundlichste, entschloss ich mich, das restliche Stück mit dem Omnibus zurückzulegen; die Anschlusszeit ist oft günstig und war es auch in jener Nacht. Während ich wartete, ließ ich meinen Blick schweifen und sah auf dem Sitzbänkchen im Haltestellenwartestand etwas liegen: einen schwarzen Regenschirm. Ich näherte mich ihm und erkannte, dass es sich um das exakt gleiche Modell handelte wie das, welches ich bei mir führte, ja in diesem Moment in der Hand hielt! Ich hob den ausgesetzten, eingeklappten Schirm an, begutachtete ihn. Er war intakt, sogar noch unversehrter als meiner, denn bei dem fehlt ein Plastikplättchen, das man über den Aufspannknopf schieben kann. Es ist abgebrochen, als ich ihn einmal habe fallen lassen. Wie gesagt, Schirme haben es nicht gut bei mir. Ich legte das Fundstück wieder hin. Der Bus kam.
Wer hatte den Regenschirm dort vergessen? Ich selbst bzw. mein Doppelgänger aus einem Paralleluniversum? Irgendwas stimmte da jedenfalls nicht.
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