In einem dieser typischen Dauerwerbeblöcke im vormittäglichen Privatfernsehen (Stichwort "Teleshop") lief irgendwann in den 1990er Jahren ein Spot, in dem ein veritables Spionagewerkzeug angepriesen wurde: ein Miniatur-Richtmikrofon, mit dem man aus seiner Tasche heraus Geräusche mit relativ weit entfernter Quelle verstärken und über einen harmlos aussehenden Kopfhörer in sein Ohr leiten konnte. Wenn ich mich recht entsinne, wurde der offensichtliche Zweck, i.e. Spaziergängerinnen, Gartennachbarn etc. belauschen, nicht einmal zu vertuschen versucht, indem man das Gerät etwa gezeigt hätte, wie es Vogelgezwitscher aufklart oder älteren Menschen als On-demand-Hörgerät den Alltag erleichtert. Nein, da saß wirklich ein Mann auf einer Parkbank, "zielte" heimlich über die Distanz von circa zwei Steinwürfen auf eine Personengruppe und folgte freudig erregt dem nicht für seine Löffel bestimmten Gespräch.
Den Werbespot scheint es auf Youtube nicht zu geben, obwohl dort die Neunziger diesbezüglich gut dokumentiert sind. Gut möglich, dass mein Gedächtnis nach so langer Zeit einige Details verzerrt hat, aber ich weiß noch genau, dass ich damals schon dachte: 'Das kann doch unmöglich legal sein!' Andererseits findet man auf Amazon mit den Suchbegriffen "richtmikrofon spionage" und "abhörgerät" eine Vielzahl von Artikeln in allen Preisklassen; dort gibt es ja auch den Klassiker "Diktiergerät in Kugelschreiberoptik". Ein Teil, wie es in der beschriebenen Retro-Reklame vorgestellt wurde, mit Ohrstöpseln und handlicher Empfangs-/Verstärker-Kombi, konnte ich auf die Schnelle nicht ausfindig machen. (Was Amazon nach dieser kurzen Recherche wohl über mich denkt? Bitte nicht als Stalker kennzeichnen!!!) Im Zweifel muss man so was wohl im asiatischen Ausland bestellen, wie Tex Rubinowitz seinen Handy-Signalstörer, den er mal irgendwo erwähnt hat und mit dem er eine Zeitlang die mobile Kommunikation von U-Bahn- oder Bim-Passagieren in seiner Nähe zu unterdrücken pflegte.
"Man nennt diese Mikros auch Shotgun Mikrofon", klärt die Seite detektiv-report.de jedenfalls auf. "Weil man mit einem Richtmikrofon eine Unterhaltung hörbar machen kann, die jemand weiter weg führt, dienen sie auch als Abhörgeräte. Allerdings ist das Abhören fremder Gespräche auch dann nicht gestattet, wenn Richtmikrofone zum Einsatz kommen. Der Einsatz als Abhöreinrichtung ist nicht der primäre Zweck, den ein Shotgun Geräuschverstärker hat. Häufig setzt man die Geräte beim Film für Aufnahmen ein." Ja, ja, ja. Zu den Utensilien, die ich eher nicht im Detektivausrüstungs-Ratgeber vermutet hätte, gehören übrigens "Mikrowellen Messgerät" und "Elektrosmog Messgerät". (Was Google wohl jetzt von mir denkt? Bitte nicht für die Stasi 2.0 anwerben!!!)
An diesen Werbesport erinnere ich mich tatsächlich auch noch sehr gut! Der Mann, der zwei etwas abseits stehende Frauen belauschte, erinnerte mich damals an den NDR-Moderator Dénes Törzs. In einer zweiten Szene gab es aber tatsächlich noch die Alibi-Anwendung, er konnte damit in seiner Wunschlautstärke dem Fernseher lauschen, während die Frau daneben schlief/las.
AntwortenLöschenHaha, super, danke!
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