Die Süddeutsche Zeitung hatte sich bereits den Vorwurf gefallen lassen müssen, mit "legeren Ausdrücken" wie schmeißen zu leichtfertig umzugehen. Solche Kritik ist sogar noch zu toppen: Im "Sprachlabor" der letzten Wochenendausgabe wurde die Beobachtung einer Leserin Sch. festgehalten, "wonach das Verbum gehen zunehmen durch laufen ersetzt werde". Sie sei "nicht die erste, die darüber klagt, und der von ihr zitierte Bildtext, dem zufolge Frauen 1977 in Belfast an ausgebrannten Häusern 'vorbeilaufen', führt in der Tat zu der Frage, ob laufen in diesem Zusammenhang das passende Verb war".
Der Rubrikbetreuer Hermann Unterstöger weist zu Recht darauf hin, dass "gehen und laufen nicht so scharf gegeneinander abgegrenzt" sind, und ich möchte ergänzen: In der Alltagssprache ist laufen nicht derart in seiner Bedeutung eingeengt, wie es unser Sportlehrer gebetsmühlenartig postulierte. Immer wenn er von der Disziplin Laufen sprach, pflegte er hörbar abfällig "... ihr sagt 'Rennen' dazu" hinterherzuschicken. Der Sprachwandel scheint es jedenfalls so eingerichtet zu haben, dass mit laufen eine große Bandbreite von Geschwindigkeiten bei der Fortbewegung zu Fuß abgedeckt wird. Als Synonym zu gehen eignet es sich heutzutage allemal (Unterstögers Beispiel "ich lauf noch mal schnell zur Post" lasse "keineswegs an ein Laufen im klassischen Sinn" denken), auch und gerade, wenn es ums Vorbeigehen, äh, geht: "... bin ich am Botanischen Garten vorbeigelaufen".
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