Her Last Will
Der mir zuvor immer wieder in Nebenrollen ("Lost") aufgefallene Patrick Fischler hat das Script zu dieser 2016 erschienenen Familien-Dramedy mitgeschrieben, in welcher er auch eine Hauptrolle spielt. Die in knackigen anderthalb Stunden erzählte Geschichte um Erbschleicherei und Gaslighting weiß mit schwarzem Humor und mehreren Twists zu unterhalten.
Schubert in Love
Ich sprech's frei heraus: Ich bin ein Fan von Olaf Schubert. Von den an einer Hand abzählbaren aktuellen deutschen Comedians, die ich kenne, ist er derjenige, über den ich am herzhaftesten lachen kann, und das seit Jahrzehnten. Dass mein Herz für ihn schlägt, mag auch meiner Herkunft geschuldet sein: Vieles im Schubert'schen Humor ist als genuin Dresdnerisch zu identifizieren, selbst heute noch, wo der Pullunderschlaks im gesamten deutschsprachigen Raum Hallen füllt, nahezu täglich im Fernsehen auftaucht und überhaupt im "Mainstream" angekommen zu sein scheint. Ohne Rücksicht auf Verständnislosigkeit* baut er in sein Werk Dresden-spezifische Insidergags ein, und dieser Film ist ein schönes Beispiel dafür. Allein die Wahl so manchen Drehortes hat mich frohlocken lassen. Selbstverständlich finden sich auch humoristische Rohrkrepierer (die wegen ihrer Flachheit beinahe schon wieder anerkennenswert sind), und der Plot ist nicht der Rede wert, für Olaf-Komplettionisten führt an dieser 2016er Posse aber kein Weg vorbei.
* Na ja, fast: Einmal hat er in einem TV-Auftritt als Pointe "Wurst" verwendet, wo es im Originalprogramm "Letscho" heißt. Andererseits hat er neulich in der "Heute-Show" vom Mummum gesprochen!
The Man Who Wanted to See It All
Eine inspirierende (sorry für diese ausgelutschte Vokabel!) Dokumentation über Heinz Stücke, einen 1940 in Hövelhof (Westfalen-Lippe) geborenen Radfahrer, der mit seinem Gefährt 648.000 Kilometer durch 196 Länder gereist ist. Eine beeindruckende Bilanz, angesichts derer einen sofort das Fernweh packt.
Die schreckliche Wahrheit (OT: The Awful Truth)
Hätte ich beim Ansehen dieser Komödie mit Cary Grant raten müssen, in welchem Jahr sie gedreht wurde, hätte ich aufgrund ihrer Angestaubtheit auf 1944 getippt. Sie ist aber von 1937, und dafür geht es dann doch recht unschnarchig und frivol zu. Ich mag den Mut zu Screwball und Kalauerei (zwei Dinge, die ja auch die "Drei Stooges"-Filme im Rückblick als wegbereitend für die Entwicklung des US-Humors ausweisen), und vor allem die für diese Rolle oscar-nominierte Irene Dunne hat spürbare Spiel(- und Improvisations)freude. Das eingefangene Zeitkolorit hat mich natürlich auch über die Maßen fasziniert.
Zack Snyder's Justice League
Von langer Hand und mit viel zu viel Verspätung musste die Sichtung des "Snyder Cuts" geplant werden. Einen ganzen Nachmittag reservierte ich mir dafür, das Handy wurde außer Griffweite platziert, ich setzte mich so nah wie möglich an den Fernseher und hatte die guten Kopfhörer auf. Es lohnte sich: Das, Ladies and Gentlemen, ist Superheldenkino, wie es sein sollte, Bombast trifft Kunst, der Mann versteht sein Handwerk. Man mag die Länge von vier Stunden übertrieben, das 4:3-Format affig finden, egal. Wer diesem fulminanten, ergreifenden und penibelst durchchoreographierten Batman-vs.-Superman-Spektakel nichts abgewinnen kann, braucht sich eigentlich nie wieder eine Comic-Verfilmung anzuschauen.
Sogar über Schwächen hinsichtlich des Casts kann ich hinwegsehen: Mit Cavill und Affleck bin ich seit dem Vorgänger warm geworden, Eisenbergs Lex Luthor geht mir noch immer auf den Senkel, strapaziert aber nicht die Geduld der Zusehenden. Die nervigste Figur wurde zum Glück mit einem Cameo ganz am Ende abgespeist. Vor allem: Nie und nimmer hätte ich erwartet, dass mich Aquaman und Wonder Woman derart verzaubern würden. Schon Gal Gadots erster Auftritt ist phänomenal, und der ohnehin schweinesympathische Jason Momoa schafft es, dass ich mich für den Fischtypen und seine Wurzeln interessiere. Top!
Miss Daisy und ihr Chauffeur (OT: Driving Miss Daisy)
Diesen Klassiker von 1989 habe ich, wie etliches anderes in diesem Beitrag Besprochene, als physisches Medium der Stadtbücherei entliehen. "Miss Daisy" wollte ich hauptsächlich deswegen begutachten, weil ich kurz zuvor gelesen hatte, dass die drei (Haupt-)Darsteller Morgan Freeman, Dan Aykroyd und Jessica Tandy für einen Oscar nominiert worden waren. Gewonnen hat nur Letztere. Wikipedia: "Mit 80 Jahren und 293 Tagen ist sie bis heute die älteste Schauspielerin, die mit einem regulären Darstellerpreis der Academy of Motion Picture Arts and Sciences ausgezeichnet wurde." Verdient!
Die in den Vierzigerjahren spielende Theateradaption überzeugt mit Herz, Humor und Südstaaten-Flair. Mit dem geweiteten Blick eines Zuschauers von 2023 kommt man freilich nicht umhin, an mancher Stelle "white saviour narrative" zu murmeln, trotzdem ist die Tragikomödie gut gealtert.
Hörenswert: Hans Zimmers Synthie-Score.
Guardians of the Galaxy Vol. 2
Man klage mich an, ich bereue nichts! Dass ich aus dem MCU "raus" bin, hatte ich wiederholt zu Protokoll gegeben, und ich stehe dazu, gleichwohl musste ich für "Guardians of the Galaxy 3" eine Ausnahme machen, nachdem Torsten Dewi dem Abschluss der Trilogie "11 von 10 Punkten" verliehen hatte. Ich und ein paar andere hatten Bock, ihn im Kino zu genießen, und also war erst mal der zweite Teil nachzuholen, worüber ich froh bin, einerseits weil ich sonst in "Vol. 3" weniger kapiert hätte, andererseits weil er schlichtweg fetzt.
Das Angenehme an der "Guardians"-Reihe ist ja, dass man sie unabhängig von irgendwelchen "Arcs" und "Phasen" wegglotzen kann, man muss sich nicht an jede Post-Credit-Szene in jedem Spin-off-Spin-off erinnern. Etwaige Querverweise, ohne die es halt nicht geht, lassen sich getrost ignorieren. Im Gedächtnis hängen bleibt neben dem (von mir leider nicht sooo sehr abgefeierten) 80s-Soundtrack die Bonbon-Optik, die sich sowohl vom Vorgänger als auch vom Nachfolger deutlich abhebt. Das macht James Gunn in einem gewissen Grad unvorhersehbar, was als Lob gemeint ist.
Guardians of the Galaxy Vol. 3
Mit sechs Jahren Abstand musst du als Regisseur natürlich "liefern". Und wie er geliefert hat. Das 3D ist vom Feinsten, die Action brachial, der Humor zündend (und brachial), und die tragischen Momente sind wie Schläge in die Weichteile (brachial, möchte ich sagen). Das Creature-Design gehört zum abgefahrensten, das ich je gesehen habe, Cronenberg meets Warhammer. Mehr fällt mir nicht ein, im Grunde habe ich der verlinkten Wortvogel-Kritik nichts hinzuzufügen.
Don't Tell a Soul
Ein ziemlich gelungener Teenie-Thriller, der ein bis zwei passable Überraschungen einflicht, sich jedoch zu leichtfüßig davor drückt, moralisch Stellung zu beziehen bzw. überhaupt ein moralisches Dilemma ernsthaft aufzuwerfen. Zudem stieß mir die Weigerung der Protagonisten, nach dem Zustandekommen der Situation zur offensichtlichsten Lösung zu greifen, als Logikfehler auf.
Ich halte mich bewusst vage, denn unvorbereitet macht die Story so viel Spaß wie endlich mal wieder Rainn Wilson zu erleben (der mir zufälligerweise wenig später in "Dark Winds" begegnet ist).
Wayne's World
Die Sketche um Wayne Campbell und Garth Algar haben mich nie gelangweilt, also lag es nahe, mit über 30 Jahren Verspätung zu überprüfen, ob das Treiben der Public-Access-TV-GenXer volle 90 Minuten zu tragen vermag. Immerhin gilt "Wayne's World" als einer der erfolgreicheren SNL-Spielfilme. Regisseurin Penelope Spheeris hat später "Black Sheep" inszeniert, die Farley/Spade-Buddy-Komödie, über die ich schon einiges gelesen habe. Das Drehbuch schrieb Mike Myers gemeinsam mit dem SNL-Autoren-Ehepaar Bonnie und Terry Turner, wobei ich mir bei einigen Zeilen zu 100 % sicher war, dass sie nur aus Myers' Feder stammen konnten: die typischen bildungshuberischen non sequiturs, die ich i.d.R. goutiere, etwa bei "Austin Powers", die sich hier aber leicht dissonant vom restlichen Ton abheben. Dennoch fühlte ich mich ordentlich unterhalten ... not! (Doch.)
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