(Das wird jetzt weniger ein Throwback als vielmehr ein Abgesang, aber heute ist halt Donnerstag, darum die Überschrift.)
Es war einmal ein Online-Portal, das hieß "Meedia" und gehörte in jenen Tagen, da ich noch berufshalber wie privat von Debatten, Journalismus und Debattenjournalismus begeistert war, zu den ersten Webseiten, die ich Morgen für Morgen als erste ansteuerte. In Sachen Medien war es für mich fast so wichtig wie das "BildBlog". Wollte ich was über neueste Entwicklungen erfahren, Titelbilder aktueller Zeitschriften sehen, eine kundige Kolumne lesen oder mir eine quotenträchtige TV-Sendung zusammenfassen lassen, surfte ich bei "Meedia" vorbei, wie man schon damals nicht mehr sagte.
Irgendwann Mitte/Ende der Zehnerjahre wurden die Schwerpunkte der Seite jedoch von Grundauf verlegt. Statt um Inhalte von Presse, Funk und Fernsehen ging es plötzlich ausschließlich um Zahlen und Personalien. Und geht es auch heute noch. Ja, meiner frischesten Erinnerung zufolge spielen sogar Medien selbst nur am äußersten Rand eine Rolle, der Fokus liegt nun auf PR, Marketing und vielerlei, von dem ich nichts verstehe. Ich gucke aus Neugier mal wieder rein. Hier sind die Überschriften der Top-Artikel von heute:
- "People Experience. Wie das Employer Branding made by Castenow funktioniert"
- "Diversified Agency Services. Omnicom übernimmt Grabarz & Partner"
- "Doris Brückner übernimmt die Chefredaktion von VIP.de"
- "Streaming-Studie. CTV-Werbung macht Marken moderner"
- "Alexander Nagel ist neuer Creative Lead bei Serviceplan Make"
- "Pitchgewinn. M&C Saatchi wird Sponsoring-Agentur für Porsche"
- "Anneli Bergström rückt zur neuen CFO der BBDO Group Germany auf"
- "PHD Germany befördert Andreas Schmitt und Lukas Pietrowski"
Hä? Also, es ist ja schön für Meedia, dass die Seite sich noch halten kann und offenbar ihre Zielgruppe hat, aber zu der gehöre ich definitiv nicht (mehr). Der Vollständigkeit halber sei festgehalten, dass noch immer eine Rubrik "Medien" existiert, die zwei meistgelesenen Beiträge darin stammen allerdings vom April resp. Februar dieses Jahres! Einen Bezahlbereich gibt es auch; der am häufigsten aufgerufene Plus-Artikel ist die Meldung über den Chefredaktionswechsel bei Bild im März 2023. In das seit einer Weile dazugehörige (E-)Magazin habe ich noch nie geschaut, die Cover machen aber den Eindruck, dass sich dort ebenfalls alles um Werbung, Geschäfte und Branchen-Interna dreht.
Bei Wikipedia erfahre ich, dass das Elend vor gut vier Jahren begann: "[Z]um 1. Februar 2019 wurde Meedia an den Verlag Busch Glatz, ehemals G+J Entertainment Media, verkauft. Timo Busch stellte Meedia neu auf, holte Matthias Oden als Chefredakteur und verlegte den Redaktionssitz von Hamburg nach München." Zuvor, 2013, war Meedia an die Verlagsgruppe Handelsblatt verkauft worden, damit waren die Weichen wohl schon gestellt. Sollte es in Zukunft eine abermalige Neuausrichtung geben, surfe ich eventuell vorbei, wie man dann – ironisch – wieder sagen wird.
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