Samstag, 12. August 2023

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

Evil Dead Rise
"Evil Dead" hatte ich 2013 sogar im Kino gesehen. Ließ Regie-Debütant Fede Alvarez mit seiner Neuauflage zwar den markentypischen Humor der frühen "Tanz der Teufel"-Titel missen, gelang es ihm doch, mich durchweg zu bannen – und vor allem zu schockieren. Mehr als einmal musste ich mir sogar die Augen zuhalten!
Zehn Jahre später bin ich noch empfindlicher und schreckhafter (früher hätte ich im Gegenteil geglaubt, ich würde mit zunehmendem Alter eher weniger furchtsam und umso abgestumpfter), und eine entsprechend aufpeitschende Tour de force war die Neuauflage des mir bis dahin unbekannten irischen Filmemachers Lee Cronin für mich: 90 Minuten lang krallte ich meine schweißnassen Hände in die Armlehnen des Kinositzes. Ja, genau, auch "Evil Dead Rise" haben wir wieder im Kino gesehen, mehr oder weniger spontan am Wochenschluss, OmU zur Spätvorstellung. Und zur Geisterstunde, nach dem Sport und zwei Bier, bei hochgedrehtem Surround-Sound machte das Ding wirklich auf perverse Weise Spaß, auch wenn dem Streifen erneut jede Form von ironischer Überhöhung abgeht.
Meine nächste Horror-Screening-Partizipation will wohlüberlegt sein.

Moneyball
Wisst ihr noch, als 2011 in US-amerikanischen Talk- und sonstigen Shows über nichts anderes als über "Moneyball" gesprochen wurde? Das Popkulturereignis der Stunde war diese Sachbuchverfilmung da drüben, während die Reaktionen im traditionell mit Baseball fremdelnden Deutschland eher verhalten ausfielen. Ich muss zugeben, auch mich konnte die Geschichte nicht so stark erreichen, wie sie sollte oder wollte; eine gewisse Faszination brachte ich dem ungewöhnlichen Sujetmix aus Wirtschaftswissenschaften, Mathematik und Profisport dennoch entgegen. Nicht zuletzt wegen der flotten Inszenierung sowie des starken Spiels von Philip Seymour Hoffman und Jonah Hill.

Der Anruf (OT: All the Old Knives)
Ich hatte so was wie "Mr. & Mrs. Smith" (nie gesehen) erwartet, bekam dann aber einen auf dezent edel gebürsteten 08/15-Agententhriller mit einigen Längen und Zeitebenen-Verwirrungen präsentiert. Lausig war diese Amazon-Produktion mit Thandiwe Newton und Chris Pine keineswegs, nachhaltig im Gedächtnis bleibt sie aber auch nicht.

The Whale
Beeindruckend hingegen und zu Recht preisgekrönt: Darren Aronofskys Adaption des Theater-Schwergewichts von Samuel D. Hunter. Tut noch mehr weh als "The Wrestler", gleichzeitig freut man sich über Brendan Frasers sagenhaftes Comeback.

Ant-Man
Ja ja, ich weiß, schon zigmal habe ich gelobt, keinen einzigen Marvel-Blockbuster mehr zu schauen, und dann taucht doch wieder ein solcher in meinem Filmtagebuch auf ... ABER: "Ant-Man" (2015) stand schon seit langem auf meiner Liste. Erstens fällt er, so wurde mir versprochen, ins mir liebe Genre des Heist-Movies, zweitens hat Adam McKay am Script mitgewerkelt. Ersteres wurde in Maßen eingelöst, Zweiteres merkt man an der einen oder anderen ulkigen Dialogzeile. Ansonsten würde ich dieses Abenteuer als gefällig und familientauglich attributieren. Die Fortsetzung(en) nachzuholen, behalte ich mir vor.

Amistad
Apropos nachholen: Eines der wenigen Spielberg-Werke, die mir noch "fehlten", sah ich im DVD-Regal der Stadtbücherei, und da dachte ich mir 'Mensch, den sollte man doch kennen'. Als er im Kino lief – auch schon wieder ein Vierteljahrhundert her! –, machte er wegen seiner ungeschönten Tragik sowie intensiver Schauspiel-Leistungen von sich reden. Der ein oder andere Aspekt mag dem Fluch des "schlecht Alterns" anheim gefallen sein, und Leute, die sich besser mit der Materie auskennen als ich, mögen die historische Akkuratesse auf den Prüfstand stellen; alles in allem ist dieser Zweieinhalbstünder ein wichtiger Beitrag, ein äußerst sehenswertes Geschichts- und Justizdrama.

Fall
Und wieder schwitzige Pfoten! Ungefakete Roofing-Videos auf YouTube ertrage ich nicht länger, aber in fiktionalisierter Form kehre ich immer wieder zum Topos Höhenrausch zurück*, weswegen ich ja auch regelmäßig Bergsteiger-Reißer konsumiere. (* Diese Phrase könnte man so lesen, als wäre "in fiktionalisierter Form" auf das Subjekt, also ich bezogen, aber mir gelingt es partout nicht, das anders zu formulieren – da könnt ihr mal sehen, wie sehr durch den Wind ich wegen dieser 107-minütigen Adrenalineinspritzung noch immer bin!)
Zwei Mädels nehmen sich, aus unterschiedlicher Motivation, vor, einen 600 Meter hohen stillgelegten Funkturm in der Wüste hinaufzukraxeln. Das gelingt auch. Aber danach müssen sie wieder runter. Jedoch ... Jesus Christ

Reminiscence
Dafür, dass dieser Science-Fiction-Krimi von "Westworld"-Mitschöpferin Lisa Joy geschrieben, produziert und inszeniert wurde (Jonathan Nolan war ebenfalls an Bord), fiel er relativ bodenständig aus. Es geht laut Inhaltsangabe um einen "Gedankendetektiv", aber dieser, gespielt von Hugh Jackman, ermittelt in der Hauptsache so konventionell, wie es der Noir-Anmutung, die das behutsam futuristische Setting heraufbeschwört, angemessen ist. Dem private dick und der obligatorischen mysteriösen Auftraggeberin ist mit Thandiwe Newton (schon wieder sie!) immerhin ein halbwegs innovativer Charakter zur Seite gestellt, der allerdings über weite Strecken hinweg nichts zu tun bekommt. Fazit: Kann man gucken, wenn man an einem Werktagabend nix Vielversprechenderes zur Hand hat und etwa "Rememory" mochte.

Linoleum
... habe ich, um ehrlich zu sein, nicht zu 100 % verstanden. Präziser: Ich habe die Aussage nicht verstanden. Das Ende fand ich sogar richtig gelungen, aber der Weg dahin war holprig und nebulös. Erfreulich war, die talentierte Rhea Seehorn einmal außerhalb von "Better Call Saul" zu sehen, und Jim Gaffigan vermag tatsächlich eine zumal ernste Hauptrolle zu tragen!
Genre: Kleinstadt-Familiendrama-Wissenschafts-Fantasy ... oder so. Was der Titel zu bedeuten hat, erschließt sich mir bis heute nicht.

Indiana Jones und das Rad des Schicksals (OT: Indiana Jones and the Dial of Destiny)
Last but certainly not least der Sommer-Blockbuster, auf den ich am sehnlichsten gewartet habe und den ich unbedingt auf der großen Leinwand genießen musste. Viel kann und möchte ich gar nicht schreiben. Der fünfte und hoffentlich letzte "Indy" hat alles, was ich an den ersten drei Teilen liebte, und übertrifft wie erhofft den vierten (obwohl ich den eh nie so recht missbilligen konnte). Phoebe Waller-Bridge ist eine echte Bereicherung, der letzte Akt traut sich was und kommt damit durch, und der junge CGI-Harrison-Ford im (ein My zu langen) Auftakt ist schlicht erstaunlich. Auf James Mangold als Nachfolger von Steven Spielberg wäre ich in fünfzehn Jahren nicht gekommen, aber er passt in die Fußstapfen, die auf den Schultern des Giganten etc. o.s.ä. Mads Mikkelsen als klassischer Nazi-Antagonist ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Tip-top-Kintopp!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen