Mittwoch, 31. Januar 2024

TITANIC vor zehn Jahren: 2/2014

Hoo boy, here we go ...


Ich befand mich in Irland, als die Nachricht vom Schneesturz des Formel-1-Sportlers Michael Schumacher hereinbrach, und selbst im dortigen Fernsehen war daraufhin zeitweise von nichts anderem die Rede.
Uns war klar, dass unsere Leserschaft, gerade wegen des ins Unvernünftige gesteigerten Medieninteresses, eine Reaktion in Gestalt eines Titelbildes erwarten würde. Etliche Vorschläge wurden ersonnen und aufgebaut, einige so (und ich benutze das Wort selten) geschmacklos, dass wir sie nicht mal in der Rubrik "Abgelehnt" zeigen mochten. Einen jener Alternativtitel kann man zumindest im 40-Jahre-Jubiläumsband begutachten. Wir entschieden uns dann für obige Umsetzung. Im Grunde ist es ein harmloser Verwechslungs-Gag, der sogar versöhnlich interpretiert werden kann: Selbst nach einem Unfall kann man als Rennfahrer noch eine angenehme und respektable Zweitkarriere machen, so die Message. Wir hatten auch extra ein Foto von Niki Lauda ausgesucht, auf dem dieser möglichst vorteilhaft, ja nahezu unversehrt ausschaut.
Doch der Shitstorm ließ nicht lange auf sich warten. Zum einen Formel-1-Fans, zum anderen Niki Lauda persönlich stürzten sich zähnefletschend mit Vorwürfen der Grenzüberschreitung auf Titanic, flankiert von den üblichen Personen, die unser Heft nie in die Hand nehmen würden, sich aber bei jeder derartigen Gelegenheit reflexartig und genüsslich aufregen. Im nächsten Monat mehr dazu.

Die Themen Schumi und Skifahren werden noch mehrmals in dieser Ausgabe aufgegriffen: von Hurzlmeier (S. 52f.), auf der "U3" von Ernst Kahl (der die Tragödie, s. S. 5, bereits Anfang 2010 prophezeit hatte), im Rücktitel, im Editorial sowie auf S. 34f. in einer Strecke "Wie erkläre ich es meinem Kind?"

Einen "richtigen", großen Aufmacher gibt es in dieser Ausgabe nicht, am ehesten kann als solcher der Ausflug der Herren Hürtgen/Wolff/Ziegelwagner in die deutsch-niederländische Grenzregion gelten. Im Kreis Kleve wurde sowohl "Skrupellos-Staatsmann und Bahn-Absahner Ronald Pofalla 1959 ins Leben gepreßt" als auch "Moneten-Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst" getauft. Doppelgrund genug für eine launige Städtebeschimpfung klassischen Zuschnitts: "Ronald Pofallas Geburtsstadt WC (Eigenschreibweise: Weeze) ist ein stilles Örtchen. Sauber geflieste Böden, Brauntöne dominieren. [...] In Pofalla-City spricht man, wie einem der Anus gewachsen ist; hier hat der kleine Ronald zum ersten Mal 'deine Scheiße nicht mehr hören' und 'deine Fresse nicht mehr sehen' wollen. Höchstwahrscheinlich!"

Noch einmal Wintersport! 2014 standen die nicht unumstrittenen Olympischen Spiele im russischen Sotschi an. (In einer Ausgabe um 2012 herum hatten wir bereits den Aufbau der designierten Sportstätten mit selbstgeschossenen Fotos von Wellpapp-Basteleien dokumentiert.) Einige der Witze in der Co-Produktion von T. Wolff, St. Rürup und Praktikantin Kathrin B. sind erschreckend zeitlos:


Ladies and gentlemen, we have a major recurring character debut! Auf Seite 36 ermittelt zum ersten Mal die von Tim Wolff und Michael Ziegelwagner entwickelte "Miss Merkle" in einem Fall ("... und die Loipe des Todes"), in dem abermals M. Schumacher vorkommt. Dass der Autor David Safier seit ein paar Jahren mit einer Detektivromanreihe ähnlichen Namens Millionen scheffelt, sei ihm von Herzen gegönnt.


In der Humorkritik: einer meiner Lieblings-Cartoons von Miriam Wurster, die damals schändlicherweise noch nicht so oft im Heft vertreten war wie heutzutage.


Einen kurzen Lacher bescherte mir auch diese achtelseitige "Anzeige" in den "Briefen an die Leser", deren Bedeutung und Entstehung ich vollständig vergessen habe.


Weiteres Notierenswertes
- Wenn ich mich nicht arg täusche, basiert die Filmplakat-Parodie zu Lars von Triers "Nymphomaniac" (U1) auf einem Entwurf des Cartoonisten Hannes Richert. Ich werde ihn um Bestätigung bitten, wenn ich ihn das nächste Mal treffe.
- Der Anlass für den Vierseiter "Trendsport Homosexualität: Wohin soll das noch führen, Deutschland?" von Hürtgen/Ziegelwagner könnte, auch wenn sich im Artikel explizit auf ihn bezogen wird, jüngeren Leuten gar nicht (mehr) bewusst sein: Es war eine selbst für Jasper v. Altenbockums ("FAZ-Perversenkritiker Kasperl von Altenbockum") Verhältnisse haarsträubende Kolumne über das Coming-out des Fußballers Thomas Hitzlsperger.
- Die Vorlage für Valentin Witts Frage-und-Antwort-Doppelseite "Die Welt ein bißchen verstehen" (S. 22f.) vermag ich nicht mehr wiederzuerkennen. Womöglich war das eine Rubrik im Focus. Oder im Stern? Einerlei, eine gelungene Parodie funktioniert, wie hier, auch ohne Kenntnis des Originals. "Wie antwortet man auf eine rhetorische Frage? Mit dem Zeigefinger!"
- Gucci Falke (im "Fachmann", S. 42): auch ein Zeichnername, den ich, wie den von Gannet im letzten Heft, seit Jahren nicht gelesen habe! (Gannet hat danach tatsächlich nie wieder etwas in Titanic veröffentlicht; er war, wie man hört, zufrieden mit diesem einmaligen, schrägen Auftritt und konzentriert sich seither wieder auf seinen Brotjob als Kinderbuchillustrator.)
- Erinnerung an eine unfreiwillig lustige Szene in einem Beitrag einer Vorabend-TV-Sendung zum "Skandal-Cover": Niki Lauda sitzt auf einem Stuhl, blättert unwirsch durch die Titanic mit seinem Antlitz vorne drauf, klappt sie dann zu und wirft sie verächtlich auf einen Tisch. Just als die Kamera während des Durchblätterns über Laudas Schulter hinweg das Heftinnere einfängt, ist ausgerechnet "55ff" aufgeschlagen! Ich wette, Herr Lauda hätte etwas zum Schmunzeln darin gefunden, hätte er sich etwas Zeit genommen. Die Ausgabe (Titel: "Bestimmungsbücher erkennen und bestimmen"; Sebastian Klug) ist nämlich m.M.n. wieder ziemlich gut geraten und enthält von mir nicht nur den Klassiker "5 Aufmuntersprüche für uns Mädels ;-)", sondern auch einen meiner raren Abstecher ins Zeichnerische.
- Abgesehen davon habe ich wenig zum Heft beigetragen. Immerhin: Eine mir bekannte Philosophin trug mir zu, dass meine Abrechnung mit Markus Gabriel (S. 58f.) in ihren Kreisen einen gewissen Kultstatus erlangt hat. Ich hatte damals vermutet, dass Gabriel mindestens genau so populär wie Richard David Precht werden würde, sind doch beide idealtypische Starphilosophen jüngerer Prägung (nun ja, jünger als Sloterdijk ...): mäßig begabte Denker, aber easy on the eyes und gut im Vereinfachen und Selbstvermarkten. Als ich den Text zwei Monate später beim "Eckhard-Henscheid-Ähnlichkeitswettbewerb" las, wusste das Publikum anscheinend kaum was mit dem Mann anzufangen, der Vortrag bombte grandios.

Schlussgedanke
- Ein My zu viele Skisport-Referenzen, ansonsten eine vorzeigbare Wundertüte.

Montag, 29. Januar 2024

Filmtitel XXVIII

Fatal Instinct → Crazy Instinct
Lover Come Back → Ein Pyjama für zwei
The Brass Bottle → Mein Zimmer wird zum Harem
L’Homme de Marrakech → Der große Coup von Casablanca
Red, White & Royal Blue → Royal Blue
Coastwatcher → Last Warrior – Tod in der Dämmerung (TV-Titel: Der letzte Krieger)
Northern Comfort → Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger
Misanthrope → Catch the Killer
Choeur de rockers → Silver Rockers
La Tour → Lockdown Tower
Confidential Informant → New York Confidential
Made in Dagenham → We Want Sex
Complètement cramé → Monsieur Blake zu Diensten
Loser Takes All → Heirate nie in Monte Carlo
The Ref → No Panic – Gute Geiseln sind selten
Crowned and Dangerous → Deine Schönheit ist dein Verderben
Toy Soldiers → Boy Soldiers*
1BR → The Apartment – Willkommen im Alptraum
Notre tout petit peti mariage → Tiny Wedding – Unsere mega kleine Hochzeit
Foe → Enemy
Jules → A Great Place to Call Home

* Der deutsche Titel der Buchvorlage lautet "Kommando Sankt Anselm"; mit Dank an Andreas Lugauer!

Sonntag, 28. Januar 2024

Wertschöpfung durch Wortschöpfung

Wo im letzten Beitrag schon von life goals die Rede war – hier ist ein weiteres: ein Wort oder eine Phrase prägen, die im Wörterbuch landet. Ich lese derzeit das vergnügliche Buch "Word Play: A cornucopia of puns, anagrams and other contortions and curiosities of the English language" von Gyles Brandreth. Gyles moderiert zusammen mit der "Countdown"-Lexikographin Susie Dent (die ebenfalls eine Reihe populärwissenschaftlicher Bücher über Sprache veröffentlicht hat) den Podcast "Something Rhymes with Purple", der zu meinen Lieblings-Einschlafhilfen gehört; man kann sich von erbaulichen, in feinem Queen's English* vorgetragenen etymologischen Streifzügen einlullen lassen.

Jedenfalls widmet sich ein Kapitel in "Word Play" mit Autoren, die das englische Lexikon geprägt haben. Einiges wusste ich schon, vieles noch nicht. Beispielsweise war ich stets davon ausgegangen, dass Shakespeare die meisten Urheberzuschreibungen im Oxford English Dictionary vorweisen kann. Falsch! Chaucer hält mit Erstbelegen in 2012 Einträgen den Rekord als wortschatzerweiternde Einzelperson. Alltagswörter wie future, village, praise, galaxy und possibility gehen auf Chaucer zurück (was nicht in jedem Fall heißen muss, dass er diese Wörter erfunden hat; er hat sie halt als Erster schriftlich festgehalten). Mit 1700 credits ist "the Bard" freilich auch gut dabei; er punktet vor allem im Bereich der Phraseologie, so wie im Deutschen Goethe und Luther mit all ihren Redensarten und geflügelten Worten, deren Ursprung heute nur wenigen bewusst ist. Aber auch wahnsinnig viele, inzwischen zum Grundwortschatz gehörende Vokabeln stammen aus Shakespeares Werken.

Hier noch vermischte Trivia-Perlen:
- P.G. Wodehouse hat wohl fifty-fifty erfunden.
- Auf O. Henry geht die "Bananenrepublik" zurück (banana republic).
- Freelancer kamen erstmals in Sir Walter Scotts "Ivanhoe" vor: "I offered Richard the service of my Free Lances".
- Weniger bekannt dürfte der Literaturkritiker Donald Gordon sein, der 1930 einen Kriminalroman als Whodunit bezeichnet hat. Das Bemekenswerte daran ist, dass es bereits 1939 sprachpflegerische Kommentatoren gab, die das Wort als "heavily overworked", als abgedroschen schalten und es am liebsten alsbald "bumped into the taboo bin" gesehen hätten. Wenn die wüssten, welch fröhliche Urständ der Begriff anno 2024 feiert!
- Alexandre Dumas fils, Sohn des "Drei Musketiere"-Autors, schrieb 1873 als Erster von Feministinnen bzw. Feministen (féministes, engl. feminists).
- William Makepeace Thackeray erfand "Oxbridge" als fiktiven Standort eines "Boniface College". Über die bloße institutionelle Zweiheit der ältesten britischen Universitäten hinausgehend, als soziologischen Habitusbegriff, verwendete Virginia Woolf das Kofferwort erstmals 1929. (Diesen Zusatz habe ich Wikipedia entnommen.)

* Wie lange man wohl noch "Queen's English" sagen wird, bevor sich "King's English" durchsetzt? Ich muss gestehen, dass ich König Karl III. noch nie länger zugehört habe, doch bestimmt spricht er in einer Received Pronunciation, die der seiner Mutter in nichts nachsteht.

Freitag, 26. Januar 2024

Betr.: Bockenheimer Gebrüll, Landmarks, Empfänger, "Journalismus"

Wer hier schon länger mitliest, mag sich daran erinnern, wie ich in meiner Frankfurter Anfangszeit gelegentlich die speziell im Stadtteil Bockenheim auffallend massierten Schreie von geistig Verwirrten, Intoxikierten und anderweitig Entrückten dokumentiert habe. Ich wohne immer noch in Bockenheim, und die Situation ist in den letzten zehn Jahren eher bedrückender als besser geworden. Meine Begegnungen mit solchen "Originalen" und ihre Rufe, Verwünschungen und sonstigen Äußerungen sind kaum noch des Aufschreibens wert.
Gestern aber sah und hörte ich auf der Leipziger Straße doch mal wieder ein besonders herausragendes Unikum. Aus einer Seitengasse plärrte mir ein rotköpfiger circa Mittfünfziger in zerschlissenem Gewand entgegen: "Die haben mich bedrängt, BEDRÄNGT! Die fetten Schweine. Die Wildecker Herzbuben!"

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Ich schäme mich immer ein bisschen, wenn ich eine Frage bei "Jeopardy!" nicht beantworten kann, die sich um Deutschland dreht. Neulich wurde in der "Final Jeopardy"-Runde dieser clue aus der Kategorie "Landmarks" gezeigt:


"Bei 213 Fuß Breite hat dieses europäische Bauwerk des späten 18. Jahrhunderts fünf Durchfahrten, deren mittlere – anfangs – dem Hofstaat vorbehalten war." Richtig wäre gewesen: "Was ist das Brandenburger Tor?" Zwei der drei Kandidaten wussten die Lösung, doch ich wollte einfach nicht drauf kommen.
Immerhin mit "Was ist Baden-Baden?" konnte ich dienen, als in einer späteren Sendung nach dem Namen einer "German spa town" mit der Bedeutung "Baths-Baths" gefragt wurde. (Ich überlegte gerade, ob nicht "Bathing-Bathing" korrekter wäre, aber Wikipedia weiß, dass "Baden [...] derives from an earlier plural form of Bad". Lernen ist toll, oder?)

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Apropos Wikipedia: "Die nachfolgende Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und enthält nur Großempfänger, die über eine eigene Postleitzahl verfügen." So ist die auszugsweise "Liste von Großempfängern" überschrieben, auf welcher u.a. das ZDF, der Frankfurter Messeturm, die Volkswagen AG, die Scanstelle des Landesamtes für Finanzen in Detmold und das Amtsgericht Wedding stehen. Auch ich hatte schon postalischen Kontakt mit Adressaten, bei denen es reichte, Name plus Ort nebst Postleitzahl aufs Kuvert zu schreiben, beispielsweise mit der Künstlersozialkasse in Wilhelmshaven (wobei die sich die Postleitzahl mit anderen Empfängerinnen teilt – man geht dann wohl davon aus, dass der Briefträger schon wissen wird, wo die KSK sitzt).
Jedenfalls: Eine eigene Postleitzahl zugeteilt bekommen, das wäre doch mal ein life goal.

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"Sie kochte formvollendete Kartoffelknödel, bezeichnete ihre Enkel als Geschenk des Himmels: Nach ihrem Tod erinnert sich unser Autor an eine pragmatische und unerschütterliche Großmutter, die ihn ein Leben lang prägen wird." Das ist die Einleitung eines Bezahl(!)-Beitrags auf "Spiegel online". Ich habe nichts gegen den Autor, kenne ihn nicht mal, und sicher war seine Oma eine ganz patente Frau. Aber ganz ehrlich, diese Art von Journalismus ist doch nur mehr einen halben Schritt entfernt von "Mein schönstes Ferienerlebnis".

Montag, 22. Januar 2024

Tiefer ins Kingoverse

Nachdem ich Stephen Kings neuesten Ableger aus dem "Mr. Mercedes"-Kosmos, "Holly", mit großer Begeisterung verschlungen habe, bin ich nun dabei, "Fairy Tale" von 2022 nachzuholen und kann es ebenfalls kaum aus der Hand legen. Hm, lässt sich die Phrase "aus der Hand legen" auf den Konsum von Hörbüchern anwenden? Ich höre den Roman nämlich bei Audible, weswegen ich das folgende Zitat auch nicht wortwörtlich, sondern nur aus der Erinnerung wiederzugeben vermag (ich hatte keine Lust, die Wiedergabe zwecks Niederschrift zu pausieren).
Ein Bube berichtet von seiner furchteinflößenden Begegnung mit einem Deutschen Schäferhund, bezeichnet diesen als "Monsterbestie", worauf ein Mitschüler mokant versetzt: "Eine Monsterbestie, so so ... wie Cujo in diesem Film!"
Hihi. 

Zuvor in diesem Blog:
Das Erstlingswerk im Letztlingswerk
Bob Gray lässt grüßen
Es ist wieder da
Betr.: Horrorautor
Der Film zur Novelle im Roman
Once again: King-Referenzen

Sonntag, 21. Januar 2024

Noch ein Automat

Einen eigenen Techniktagebuch-Eintrag ist es nicht wert, aber irgendwo (nämlich hier!) sollte doch festgehalten werden, dass es seit spätestens Ende letzten Jahres in meinem Viertel, vor dem Eingang eines entsprechenden Geschäfts stehend, einen Shisha-Automaten gibt.


Da kommen wohlgemerkt keine Wasserpfeifen raus, sondern lediglich Sticks, Dosen und zigarettenschachtelförmige, äh ... Schachteln mit Liquids, Vape-Geschmäckern oder was immer das alles ist; ich habe wirklich nicht den geringsten Bedarf, mich mit dem Mist zu befassen. Zu zahlen sind je nach Produkt Beträge zwischen 3,50 und 12 Euro, bar oder mit Karte.

Freitag, 19. Januar 2024

Sparlami

Ich bitte wegen des obigen Wortspiels um Entschuldigung, mir fehlt gerade die Zeit, mir clevere Überschriften auszudenken.

"Auf der Uni gibt's Gratis-Rettich" heißt ein herrlicher Cartoon-Band von Tex Rubinowitz. Diese Woche aber gibt's bei Rewe Gratis-Salami! Nun, nicht direkt ... Vegane Aufschnitte von "Billie Green" (den Machern der von mir für gut befundenen veganen Schinkenwürfel) sind im Angebot: 1,29 € statt 1,99 €. Als ich in der Filiale war, hatten sie mehrere Sorten Salami-Imitat, aber nur die Packungen von einer waren mit einem verlockenden Aufdruck versehen:


Weil mir vergangenen Herbst eine ähnliche Veggiewurst ganz gut gefallen hatte, griff ich zu. Dem Produkt als solchen würde ich 7 von 10 Punkten geben, aber in diesem Beitrag geht es um die begleitende ungewöhnliche Sparaktion. Ich also nach Hause, auf die Firmenhomepage gegangen, nach Anleitung die Packung nebst (vollständigem) Kassenbon fotografiert, das Foto hochgeladen, Namen und IBAN hinterlegt. Noch am selben Abend kam die Bestätigung: Der Betrag würde mir innerhalb der nächsten Wochen überwiesen.

Ist so ein Schnäppchenjagdmanöver übertrieben, unverhältnismäßig und albern, bin ich gar dabei, mich in einen pathologischen Pfennigpfeiferwahn hineinzusteigern? Ich sach mal so: 1 Euro 29 haben oder nicht haben ...

Mittwoch, 17. Januar 2024

Blitzeis Bop

Ich befand mich noch im Halbschlaf, als ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, dass das Display meines Handys aufgeregt rot und gelb leuchtete. Es war 07 Uhr 07, und ich erhielt eine Mitteilung der offiziellen Bundes-Warn-App: extreme Glätte! Ich hatte mitbekommen, dass Menschen in anderen Teilen Hessens bereits gestern Abend auf diese Weise informiert worden waren, heute war es nun in Frankfurt so weit.
Das war "mein" erster Ernstfall! Sturmfluten, Orkane, Überschwemmungen oder gar Tornados kommen eher in anderen Gefilden vor. Nun aber extreme Glätte. Aus dem Fenster betrachtet sehen die Fußwege nicht sooo eisig und rutschig aus, dass ich mich nicht nach draußen trauen würde, das Wetter ist trotzdem alles andere als angenehm (Schneeregen, -1 °C ... okay, Glatteisgefahr ist mehr als naheliegend), und ich bin auf eine Art froh, dass ein geplanter aushäusiger Termin soeben abgesagt wurde (tatsächlich der Glätte wegen).
An das letzte Mal, dass der Katastrophenwarndienst zum Einsatz kam, erinnere ich mich noch, das war nämlich, als ich im Dezember 2022 mit Covid-19 flachlag, am nationalen Probe-Warntag. Damals wie heute war ich fasziniert davon, wie mein Smartphone von der Regierung angesteuert wird und plötzlich optische und akustische Signale produziert, die es sonst nie von sich gibt. Man kommt sich vor wie in einem Endzeitfilm. Ob "die da oben" im äußersten Notfall mein Telefon aus der Ferne sogar abschalten könnten?

Montag, 15. Januar 2024

Knusprig, scharf, rauchig, süß, heiß, kühl? Check!

Ihr habt noch keine Idee, was ihr diese Woche kochen sollt? Hier ist ein Vorschlag für ein köstliches, simples und vermutlich recht gesundes Mahl für zwei Personen.

Man schneide zuerst 1 Süßkartoffel längs in zwei Hälften und lege diese mit den Schnittseiten nach oben auf ein mit Backpapier belegtes Backblech. Ab in den Ofen damit und eine Dreiviertelstunde backen.

Nach etwa 15 Minuten kann man mit dem Hauptpart der Zubereitung anfangen. (Idealerweise ist diese beendet, sobald die Süßkartoffel heiß und weich genug, i.e. servierbar ist.) Eine Bratpfanne auf der Herdplatte erwärmen, bevor 2 EL Olivenöl hineingegeben werden. 200 g Räuchertofu in Würfeln werden darin für ein paar Minuten angebraten. Man füge 1 EL Harissapaste (je nach Vorliebe mehr oder weniger) hinzu, wälze den Tofu darin und brate alles ein Weilchen weiter. 1 gestrichenen TL Meersalz drübergeben, sodann 3 Frühlingszwiebeln in feinen Ringen sowie 150 g Kirschtomaten in die Pfanne geben, alles auf mittlerer Hitze 7 bis 8 Minuten köcheln lassen, bis die Tomaten kurz davor sind, aufzuplatzen.

2 mittelgroße, reife Avocados werden mit der Zeste einer Bio-Zitrone und dem Saft einer Hälfte von dieser zermatscht. Diese "Guacamole light" nach Geschmack salzen und pfeffern und auf zwei großen Tellern verteilen. Das Tofu-Tomaten-Gemisch darauf anrichten und großzügig mit gemischten Kräutern (z.B. TK-"Gartenkräuter fein gehackt" von Iglo) bestreuen. ¡Qué aproveche!

Samstag, 13. Januar 2024

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

Office Race
Ein in einem undankbaren Bürojob versauernder Slacker (Beck Bennett) trainiert für einen Marathon mit der Motivation, seinem ekligen Boss (Joel McHale) eins reinzuwürgen. Der Plot dieser Direct-to-TV-Komödie von 2023 klingt nicht gerade innovativ, hat auch nicht sonderlich tiefgründigen Humor zu bieten, erfreut aber mit bekannten Gesichtern aus dem US-Comedy-Business (Alyson Hannigan, J.B. Smoove) und eignet sich für unbeschwertes Wegglotzen allemal.

Speak No Evil
Reichlich verstörend ist diese dänische Kreuzung aus Drama und Thriller, die sich zunächst beinahe wie eine awkward situation comedy ausnimmt, Stichworte: "aufdringliche Urlaubsbekanntschaft", "übergriffige Freunde", "Culture-Clash". Als reiner Horror zeigt sich dann die skandinavisch-düstere Pointe, deren foreshadowing immer wieder sachte in die ersten eineinhalb Stunden getupft wird. Man könnte einwenden, dass das Unheil abzuwenden gewesen wäre, hätte die (nicht durchweg Sympathien heischende) Opfer-Familie rechtzeitig die Reißleine gezogen, um nicht weiter in den toxischen Beziehungsstrudel zu geraten. Doch darum geht's ja: Unbeherrschbare Dynamiken, Dominanzasymmetrien, falscher Stolz, das Nichtbenennen von Tabus. Die spinnen, die Holländer!

Alan Partridge: Alpha Papa
Meine Reise durch das Cooganverse führte mich endlich zum ersten und bislang einzigen Partridge-Spielfilm. 2013 in die britischen Lichtspielhäuser gekommen, ist er zeitlich und narrativ zwischen den beiden "Mid Morning Matters"-Staffeln angesiedelt, Schauplatz ist denn auch das Radiostudio von "North Norfolk Digital". Charaktere aus vergangenen Serien sind freilich auch wieder dabei. Unnötig zu erwähnen, dass mich die gag- und actiongeladenen 90 Minuten köstlichst amüsiert haben; die vergleichsweise geringe imdb-Wertung dürfte von Leuten beeinflusst worden sein, die den Film gesehen haben, ohne mit der Figur Alan und ihren früheren Eskapaden vertraut gewesen zu sein. Am Drehbuch arbeiteten neben dem gewohnten Dreier-Dream-Team Coogan/Gibbons/Gibbons (die zwei Letztgenannten sind übrigens Zwillinge) Armando Iannucci sowie Sacha Baron Cohens langjähriger Schreibpartner Peter Baynham.

Die Fliege
David Cronenbergs 1986er Verfilmung der gleichnamigen Kurzgeschichte habe ich wahrscheinlich schon einmal, wenigstens in Auszügen, gesehen, konnte mich aber an manches (wie die Albtraumsequenz) nicht mehr erinnern. Müßig zu schreiben, dass man sich diesen Klassiker mit Jeff Goldblum in seiner ersten großen Rolle nicht auf nüchternen Magen antun sollte. Die Spezialeffekte haben es wirklich in sich, sind indes schon aus einem rein künstlerischen Blickwinkel bemerkenswert. Einer der dafür mit dem Oscar ausgezeichneten Make-up-Artists, Chris Walas, hat drei Jahre später eine Fortsetzung inszeniert, an der u.a. Grusel-Legende Frank Darabont mitgeschrieben hat.

Last Night in Soho
Anya Taylor-Joy hat man ja mittlerweile fast über – wie oft fiel ihr Name bisher allein in diesem Blog? –, und das, bevor sie ihr 30. Lebensjahr erreicht hat. Nicht abzustreiten ist aber nun mal, dass sie noch nie in einer wirklich misslungenen Produktion aufgetreten ist. So ist auch Edgar Wrights opulenter Sechzigerjahre-Fiebertraum ein in durchaus positiver Erinnerung bleibendes Stück Kino. Oberflächlich eine Fish-out-of-water-Selbstfindungs-Parabel in Musikvideo-Ästhetik, enthält "Last Night in Soho" zudem genug Brit-Glamour sowie Krimi-Elemente, um an keiner Stelle langweilig zu werden. Ein Geschmäckle hat (Vorsicht, leichter Spoiler) der Schluss, der, darin eine Parallele zu "Der Gesang der Flusskrebse" aufweisend, in gewisser Weise Selbstjustiz wo nicht verherrlicht, so doch rechtfertigt.

Inside
"Älterer Mann mutterseelenallein in auswegloser Situation": Mit dieser Prämisse hat "All is Lost" mit Robert Redford bei mir alle richtigen Knöpfe gedrückt, wie man heutzutage sagt, und dementsprechend hoch waren meine Ansprüche an "Inside" (2023). Ein von Willem Dafoe verkörperter Einbrecher-Veteran wird in einem Smart-Home, das sich in Abwesenheit seines Besitzers selbst versiegelt, eingesperrt und muss tagelang gegen Hunger, Durst und Wahnsinn ankämpfen. Nun hätte man aus dem Survival-Aspekt viel herauskitzeln können: Wie versucht sich der glücklose Dieb aus der im Doppelsinne entmenschlichten Luxusbude zu befreien, mit welchen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nimmt er mit der Außenwelt Kontakt auf, etc.? Stattdessen bleibt der Protagonist nahezu ideen- und hilflos. Er bereitet sich spärliche Mahlzeiten zu, beschafft sich gar was zu trinken, okay, am Ende dreht er aber einfach nur durch. Und dann behilft sich der deutlich zu lang geratene Streifen auch noch mit der faulsten aller plot devices und lässt seinen Helden Traum und Wirklichkeit vermischen. Enttäuschend!

Moonfall
Dass "Moonfall" sogar (Stand heute) 0,4 Wertungspunkte weniger auf imdb hat als "Inside", zeigt einmal mehr, dass Filmgeschmack letztlich subjektiv ist. Nachdem bei einem meiner seltenen Kinobesuche während der Pandemie der Trailer gezeigt worden war, fieberte ich mit bübischer Vorfreude und huldvollem Vertrauen in Roland Emmerichs Händchen für Krachbumm-Apokalyptik bei gleichzeitig niedriger Erwartung etwelchen "Niveaus" dem Amazon-Prime-Release entgegen. (Geld dafür zahlen wollte ich nun auch wieder nicht.)
Und heidewitzka!, ist das ein geiler Blödsinn. Wobei man konstatieren muss, dass sich der Action-Altmeister bei allem Sichverlassen auf bewährte Genrestandards nach circa zwei Dritteln traut, in esoterische Gefilde abzutauchen. Rezente Science-Fiction-Hits wie "Interstellar" oder "Arrival" mögen hier Inspiration gewesen sein. Ich war mit allem einverstanden. Das Trio Halle Berry / Patrick Wilson / John Bradley (Letzterer übrigens bald in der "Drei Sonnen"-Vernetflixung zu erleben) zeitigt eine angenehme Ausstrahlung und Harmonie.

Empire of Light
Noch einmal muss ich auf den Komplex imdb-Wertungen eingehen. Ich meine: Die uneingeschränkt vergötterte Olivia Colman in der Hauptrolle, mit Sam Mendes ein respektierter Academy-Award-Gewinner auf dem Regiestuhl, eine Liebesgeschichte in der Thatcher-Ära mit einem historischen Filmtheater als Kulisse, dazu die angesagten Sujets Rassismus und psychische Instabilität – und dafür gibt's lächerliche 6,6 Punkte? An der Kritikerfront sieht es nicht besser aus: "Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten 242 Kritiken sind lediglich 45 Prozent positiv", steht bei Wikipedia. "Das Fazit der Seite lautet: 'Empire of Light enthält einige gute Darbietungen und ein paar brillante Blitze, aber diese Hommage an die Magie des Kinos ist enttäuschend banal'." Gerade letztgenannter Aspekt, das Zelebrieren des Zaubers des silver screens, hat mein Herz erwärmt. Colman spielt wie erwartet klasse, ihr Partner, der mir bis dahin unbekannte junge Michael Ward, nicht minder. Und Toby Jones soll (hoffentlich erst in vielen Jahrzehnten) einen Oscar für sein Lebenswerk bekommen!

Please Don't Destroy: The Treasure of Foggy Mountain
Auch wenn ich zugeben muss, dass ich in der laufenden Season von "Saturday Night Live" ein- bis zweimal bei einem "please don't destroy"-Pretape schmunzeln musste, ist meine Reaktion doch stets heftiges Augenrollen, sobald die drei weißen Wörter vor schwarzem Hintergrund eingeblendet werden. Leider kommen diese Sketche fast so gut an wie weiland die "Digital Shorts" von The Lonely Island, so dass es nun nach nicht mal zwei Jahren den ersten Film geben musste.
Warum ich es mir trotz aller Vorbehalte angetan habe, anderthalb Stunden drei Nepo-Babys beim Overacten zuzugucken, hat einen einfachen Grund: Conan O'Brien. Der mimt in bester Conan-Manier den Vater eines der PDD-Boys und konnte sich damit meiner Lacher sicher sein (nahezu die einzigen, mind you). Die Geschichte: *Abwinkgeste*
Erwähnenswert ist höchstens noch eins: In einer Nebenrolle ist SNL-Neuzugang Chloe Troast dabei, und da frage ich mich, ob sie ihr Show-Engagement ebendiesem Mitwirken verdankt oder ob im Gegenteil vor dem Dreh bereits feststand, dass sie ein Featured Player sein wird und man ihr schon mal was zu tun geben wollte; oder ist sie schon länger mit PDD verbandelt, oder ist alles nur Zufall? Wurscht.

Platoon
Einen der wegweisenden Vietnamkriegsfilme habe ich mit fast vierzig Jahren Verspätung endlich erstmals geschaut, und der tut mindestens genau so weh wie "Die durch die Hölle gehen". Oliver Stone wird sich mit seiner ungeschönten, alles anderen als die USA glorifizierenden Darstellung dieses amerikanischen Traumas keine Freunde gemacht haben; Helden gibt es in dieser realistischen Dschungel-Tour-de-force wahrlich nicht. Der junge Willem Dafoe tut alles dafür, dass man ihn hasst. "Der junge XY" ist eh ein durchgängiges Motiv: "Hey, das ist doch der!", hört man sich mehrmals rufen. Unter anderem geben sich Charlie Sheen, Forest Whitaker, Johnny Depp und John C. McGinley ("Scrubs") die Ehre.
Wem nach diesen zwei Stunden nicht klar ist, dass der Vietnameinsatz eine einzige Torheit war und Krieg im Allgemeinen scheiße ist, der lernt es nimmermehr.

Donnerstag, 11. Januar 2024

Rückblicks-Rückblick

Ich hatte mich ja, auch wenn sie viel zu früh kam, sehr über die statistische Auswertung meines Spotify-Jahres gefreut. Und nicht nur ich; auf eine Bilanz ihres persönlichen Medienkonsums der vergangenen zwölf Monate sind offenbar viele Menschen scharf, weswegen nun auch andere Plattformen und Dienste ähnliches anbieten. Gegen Ende 2023 erhielt ich nämlich noch individuelle Steam- und Xbox-Rückblicke, die ich der Transparenz halber gerne auszugsweise mit euch teile:



Just heute bekam ich außerdem eine E-Mail mit meinem Audible-Rückblick:




Fehlt nur noch Youtube. Das würde mich tatsächlich am brennendsten interessieren!

Dienstag, 9. Januar 2024

"Old Man Yells at Cloud"

Habe nur ich den Eindruck oder ist es eine reale Entwicklung, dass Konzerte von Interpreten der härteren Gangart immer lauter werden? In den letzten circa sechs Monaten war ich zwar nur zweimal auf Krachkonzerten, aber bei dem einen war es der Main-Act und bei dem anderen eine Vorband, die dermaßen dröhnend den Saal durchknüppelten, dass ich bebenden Brustkorbs dachte: 'Huch, so was hab ich früher aber nicht erlebt!' Watte oder sonstige Geräuschunterdrücker würde ich mir freilich trotzdem niemals in die Ohren stöpseln. Ich beschwere mich auch nicht in der Art alternder Marihuana-Aficionados, die ständig jedermann wissen lassen, dass das Zeug von heute ja tausendmal stärker sei als das in ihrer Jugend.

Womit wir beim nächsten wären. Habe nur ich den Eindruck oder ist es eine reale Entwicklung, dass immer mehr Leute ungeniert in der Öffentlichkeit kiffen? Ich kann keinen Spaziergang machen, ohne dass mir alle paar hundert Meter eine entsprechende Wolke entgegenweht. Diesen Blogbeitrag plante ich bereits gestern zu schreiben, und wie meine Wahrnehmung zu untermauern, passierte ich vorhin zwei etwa Achtzehnjährige (vor einer Schule stehend!), die sich laut hustend eine "Sportzigarette" teilten. Nun lebe ich natürlich in Deutschlands Rauschgift-Moloch Nummer 1, und schon früher krochen regelmäßig Gras- und Shit-Dünste aus offenstehenden Fenstern von Erdgeschosswohnungen, an denen ich vorbeilief; doch mittlerweile scheint's mir, als träten viele speziell zu diesem Zwecke vor die Tür – als wäre die Cannabis-Legalisierung längst durch. (Ein Beschluss übrigens, den mein jüngeres Ich noch ekstatisch beklatscht hätte, dem ich allerdings kritischer gegenüberstehe, seit ich miterleben musste, wie mehrere Personen aus meinem Umfeld sich über Jahre hinweg den Verstand weggeballert haben.)

Nach diesen eher subjektiven Feststellungen möchte ich noch eine objektiv beobachtbare Veränderung festhalten: Mit zunehmendem Alter dauert die Selbstheilung des Körpers deutlich länger als in dessen Blüte! Nur zwei Beispiele. Im November schnitt ich mir aus Tolpatschigkeit beim Zukleben eines Pakets mit dem Wellenmesser meines Tesa-Abrollers in die Handinnenfläche. Es blutete zwar nur kurz und das Pflaster konnte schon am nächsten Tag wieder ab, die Narbe jedoch hielt sich noch wochenlang. Anfang Dezember wiederum zog ich mir am Unterarm eine leichte Kletterverletzung zu, ach was: eine lächerliche Schürfwunde, i wo: einen minimalen Kratzer, und ein kleiner roter Striemen ist an dieser Stelle heute noch zu sehen. Das muss wieder besser werden. Dagegen sollen die da oben sich gefälligst was einfallen lassen!

Samstag, 6. Januar 2024

Kurz getestet: Zweierlei Veganes


1.) Neu im Salatsegment der Rügenwalder Mühle ist der vegane Feinkostsalat Typ Geflügel. Es ist über zehn Jahre her, dass ich Geflügelsalat mit echten Hühnchenstückchen gegessen habe, aber der hier kommt dem in meiner Erinnerung sehr nah. Ich habe nichts auszusetzen; wer auf so etwas steht und nicht unbedingt Fleisch braucht, sollte zugreifen. Die Einlage ist aus Weizen und Rapsöl gemacht, darüber hinaus enthält der Aufstrich Mandarinen, Äpfel, Ananas und ein paar Verdickungs- und Würzzusätze, jedoch keine künstlichen Geschmacksverstärker. Dafür 8 von 10 Punkten!


2.) Die pflanzlichen Kaminwurzerl des Tiroler Herstellers Handl haben, um das Positive voranzustellen, eine prima Konsistenz, einen ordentlichen Biss. Ich weiß nicht, wie "Klassik" schmeckt, denn ich habe mich für die Variante Veggie Wurzerl Kräuter Tomate entschieden (es gibt auch noch Jalapeno Chili), und deren Aroma finde ich irgendwie "daneben". Es ist schwer zu beschreiben. Nun ja, die Sticks sind nicht ungesund und eignen sich als Wanderverpflegung, aber ein Preis von 1,99 € für sechs Stück von insg. 60 Gramm ist auch nicht gerade niedrig. 5 von 10 Punkten vergebe ich dafür.

Donnerstag, 4. Januar 2024

Finanztipps aus der Zukunft

In der Samstags-SZ lese ich sogar den Wirtschaftsteil gerne. Mit "Gold ist die Hoffnung" war ein Artikel in der Weihnachtsausgabe der Süddeutschen überschrieben: "Ein Besuch im Goldhaus". Die Reportage skizzierte Habitus und Motivation der teils sehr eigenen Klientel, die das Goldhandelshaus in München-Riem frequentiert, ging aber auch allgemein auf das Edelmetall als Wertanlage ein. Ich dachte nach einer Weile etwas, das mir immer mal wieder bei der Zeitungslektüre in den Sinn kommt: Was wäre, wenn man diesen Artikel einer Person aus der Vergangenheit vorlegen würde, ihn zehn, zwanzig, dreißig Jahre zurückschicken würde? Der Text beinhaltet Schlagworte wie "Ukraine-Krieg", "Staatspleite in Griechenland" und "Pandemie", die ohne weiteren Kontext meinem Vergangenheits-Ich gehörig die Ohren hätten schlackern lassen.

Tatsächlich wäre ich vor allem dankbar gewesen, hätte ich mit circa 18 gewusst, dass es in den folgenden Dekaden immer wieder zu Gold-Booms kommen würde und sich der Goldpreis bis 2023 ungefähr versiebenfachen würde. Es begab sich nämlich, dass ich mir gemeinsam mit einem meiner besten Freunde um die Jahrtausendwende herum in den Kopf gesetzt hatte, Gold zu kaufen. (Ja, die jungen Leute liegen nicht ganz falsch, wenn sie uns Millennials hassen.) Wir machten also bei der Sparkasse einen Beratungstermin aus, trugen einer Mitarbeiterin unseren glänzenden Investmentplan vor, nur um eine halbe Stunde lang über Fonds, Optionen und Anleihen vollgetextet zu werden. Wir ließen uns zu keinem der als langfristig lukrativer beworbenen Anlagemodelle überreden und verließen die Bank barren- und münzenlos.

Zugegeben, im Vergleich zum MSCI-World-Index (dessen Entwicklung im SZ-Beitrag graphisch wiedergegeben wurde) hat Gold rückblickend den Kürzeren gezogen, allein: Was auf die Gesamtheit der Aktien zutrifft, trifft ja nicht auf die einzelne Aktie zu. Man kann allen Prognosen und bisherigen Trends zum Trotz stets zum falschen Wertpapier greifen (und Gott weiß, das habe ich schon getan), und dann hat man auch nix von der schönen ansteigenden Kurve. Gold bleibt Gold. Money quote: "Gold als kleine Beimischung empfehlen auch Fachleute wie die Honorarberaterin Stefanie Kühn. Gerade in Krisenzeiten könne es Schwankungen im Portfolio ausgleichen, da es in Krisen stabil bleibt, während Aktien meist nach unten tendieren. Der Knackpunkt für ihre Kunden sei, dass Gold historisch betrachtet noch niemals wertlos geworden sei und man stets etwas damit habe anfangen können. Kühn empfiehlt ihren Klienten eine Goldquote zwischen zweieinhalb und zehn Prozent".

Dienstag, 2. Januar 2024

Serientagebuch 12/23

03.12. Futurama 8.09
04.12. Detroiters 1.07
Detroiters 1.08
The Simpsons 35.08
Sneaky Pete 2.05
06.12. Sneaky Pete 2.06
Family Guy 22.08
Evil 1.11
08.12. Detroiters 1.09
11.12. Sneaky Pete 2.07
Mrs Sidhu Investigates 1.03
Doctor Who 13.10
12.11. Detroiters 1.10
Evil 1.12
13.11. Sneaky Pete 2.08
Evil 1.13
18.12. The Simpsons 35.09
19.12. Sneaky Pete 2.09
Doctor Who 13.11
Sneaky Pete 2.10
20.12. Family Guy 22.09
Doctor Who 13.12
21.12. Little Fires Everywhere 1.01
Little Fires Everywhere 1.02
22.12. 
Little Fires Everywhere 1.03
25.12. The Simpsons 35.10
26.12. Futurama 8.10
Mrs Sidhu Investigates 1.04
27.12. Fargo 5.01
Doctor Who 14.00
Little Fires Everywhere 1.04
29.12. Little Fires Everywhre 1.05
Fargo 5.02
Fargo 5.03

Ein feiner Spaß ist die Comedy-Central-Serie Detroiters mit Sam Richardson und Tim Robinson, die bereits von 2017 bis 2018 in zwei Staffeln lief und in der immer wieder das Genie der Sketchreihe "I Think You Should Leave" durchblitzt. Einige Szenen könnten tatsächlich 1:1 als Sketche für Robinsons Netflix-vehicle übernommen werden. Die Storylines sind nie überkomplex – als grober Aufhänger dient die Arbeit zweier Freunde in einer Werbeagentur –, dabei aber stets erfrischend, auch weil sich namhafte Gast-Comedians wie Amber Ruffin und Michael Che spielend und schreibend an einzelnen Episoden beteiligen.
Vor allem ist "Detroiters" eine aufrichtige, warme Liebeserklärung an die oft als ruinös und lebensfeindlich imaginierte und dargestellte "Motor City". Es wird eine wholesomeness erzeugt, welche die manchmal allzu puerile, brachiale (dabei nie aggressive) Komik vortrefflich kontrastiert. Ich freue mich auf Staffel 2.

Auch Staffel 2 von Evil steht auf meiner Watchlist. Diese Horrorserie, deren Beschreibung für mich zunächst nach absolut durchschnittlichem Geisterjäger-Procedural klang, ist eine der größten Überraschungen meines Fernsehjahres. Nach den ersten zwei, drei Folgen wusste ich, zugegeben, noch nicht so recht, was die Serie eigentlich will, wohin das Ganze führen soll. Aber spätestens mit der vierten hat sie ihre Form, ihren Ton und ihre Richtung gefunden. Es gibt "Fälle der Woche" – wobei Themen verhandelt werden, die mir in einer TV-Produktion noch nicht untergekommen sind –, daneben aber auch mehrere übergreifende Handlungsbögen, die einander abwechseln, wie und wenn es gerade passt. Nicht auserzählte Storys können jederzeit wieder aufgegriffen und/oder mit anderen verknüpft werden, ohne unüberschaubar zu geraten oder überkonstruiert zu wirken. Kaum weniger als die klugen Drehbücher überzeugen die sympathischen und glaubhaften Hauptdarsteller. Und Michael Emerson als big bad darf endlich wieder seine in "Person of Interest" aufgebaute Sanftmütigkeit abwerfen und sogar noch sinistrer und buchstäblich diabolischer agieren denn als "Benjamin Linus" in "Lost".

Dass es viel zu lange her ist, da ich die erste Staffel von Sneaky Pete sah, habe ich daran gemerkt, dass ich weiten Strecken des Plots zunächst nur schwer folgen konnte. Und auch die Entwicklungen innerhalb der zweiten Season sorgten immer wieder für Kopfkratzen meinerseits. Nein, zum lässigen Nebenher-Streamen ist diese Gangster-Thriller-Dramedy nicht geeignet. Wer sich stattdessen konzentriert, gelegentlich zurückspult oder Recaps liest, kann an der turbulenten Doppelgänger-Geschichte, die in einem haarsträubenden Casino-Heist gipfelt, immensen Spaß haben.

Das Schlagwort Cosy Crime lernte ich jüngst in einem Portrait über den britischen Showmaster ("Pointless") und Autor Richard Osman kennen, der seine "Donnerstagsmordclub"-Romane allerdings gar nicht so bezeichnet wissen möchte. Auf die vier anderthalbstündigen Krimis der Reihe Mrs Sidhu Investigates passt dieses Label meiner Meinung nach indes wie die Faust aufs Auge, auch wenn es stellenweise durchaus abgründig zugeht. An der Schwere, den Andeutungen von Tragik, die es beispielsweise bei "Grace" und "Der junge Inspektor Morse" hat (und die ich dort schätze), fehlt es hier aber, und das ist doch auch mal schön.
Die titelgebende Hobby-Schnüfflerin ist eine mit Neugier, Menschenkenntnis und Mutterwitz ausgestattete, auf köstliche indische Hausmannskost spezialisierte Köchin, gespielt von Meera Syal, die im Zuge ihrer Catering-Einsätze so zufällig wie regelmäßig in knifflige Mordfälle stolpert, die sie am Ende – im Alleingang und oft zum Missfallen ihres grummeligen Partners wider Willen DCI Burton (Craig Parkinson) – löst. Gerne mehr davon!

Ich habe sehr lange überlegt, wie ich die neuen Folgen von Doctor Who durchnummerieren soll: Offiziell tragen die drei Specials mit dem Vierzehnten (dem "alten" "Zehnten") Doktor gar keinen Code; da ich aber nicht so was wie "2023 Special 1" schreiben wollte, habe ich die Zählung des "TV Calender" übernommen. Das Weihnachts-Special habe ich 14.00 genannt, da es den Auftakt des daran anschließenden 14. Serials darstellt, welches ich mich übrigens weigern werde, als "Season 1" zu betrachten.
Und damit ist die Vorrede länger geraten als meine eigentliche Review. Abgesehen davon, dass mir sowohl David Tennant und Catherine Tate als auch der neue ("bi-generierte") 15. Doktor überaus gut gefallen haben, habe ich nämlich nichts Substanzielles anzuführen. Inhalt: gut; Musik: top (welcome back, Murray Gold!); Look: überwiegend grandios (danke, Disney!); Humor: durchwachsen; Nebenfiguren: reizend.