In der Samstags-SZ lese ich sogar den Wirtschaftsteil gerne. Mit "Gold ist die Hoffnung" war ein Artikel in der Weihnachtsausgabe der Süddeutschen überschrieben: "Ein Besuch im Goldhaus". Die Reportage skizzierte Habitus und Motivation der teils sehr eigenen Klientel, die das Goldhandelshaus in München-Riem frequentiert, ging aber auch allgemein auf das Edelmetall als Wertanlage ein. Ich dachte nach einer Weile etwas, das mir immer mal wieder bei der Zeitungslektüre in den Sinn kommt: Was wäre, wenn man diesen Artikel einer Person aus der Vergangenheit vorlegen würde, ihn zehn, zwanzig, dreißig Jahre zurückschicken würde? Der Text beinhaltet Schlagworte wie "Ukraine-Krieg", "Staatspleite in Griechenland" und "Pandemie", die ohne weiteren Kontext meinem Vergangenheits-Ich gehörig die Ohren hätten schlackern lassen.
Tatsächlich wäre ich vor allem dankbar gewesen, hätte ich mit circa 18 gewusst, dass es in den folgenden Dekaden immer wieder zu Gold-Booms kommen würde und sich der Goldpreis bis 2023 ungefähr versiebenfachen würde. Es begab sich nämlich, dass ich mir gemeinsam mit einem meiner besten Freunde um die Jahrtausendwende herum in den Kopf gesetzt hatte, Gold zu kaufen. (Ja, die jungen Leute liegen nicht ganz falsch, wenn sie uns Millennials hassen.) Wir machten also bei der Sparkasse einen Beratungstermin aus, trugen einer Mitarbeiterin unseren glänzenden Investmentplan vor, nur um eine halbe Stunde lang über Fonds, Optionen und Anleihen vollgetextet zu werden. Wir ließen uns zu keinem der als langfristig lukrativer beworbenen Anlagemodelle überreden und verließen die Bank barren- und münzenlos.
Zugegeben, im Vergleich zum MSCI-World-Index (dessen Entwicklung im SZ-Beitrag graphisch wiedergegeben wurde) hat Gold rückblickend den Kürzeren gezogen, allein: Was auf die Gesamtheit der Aktien zutrifft, trifft ja nicht auf die einzelne Aktie zu. Man kann allen Prognosen und bisherigen Trends zum Trotz stets zum falschen Wertpapier greifen (und Gott weiß, das habe ich schon getan), und dann hat man auch nix von der schönen ansteigenden Kurve. Gold bleibt Gold. Money quote: "Gold als kleine Beimischung empfehlen auch Fachleute wie die Honorarberaterin Stefanie Kühn. Gerade in Krisenzeiten könne es Schwankungen im Portfolio ausgleichen, da es in Krisen stabil bleibt, während Aktien meist nach unten tendieren. Der Knackpunkt für ihre Kunden sei, dass Gold historisch betrachtet noch niemals wertlos geworden sei und man stets etwas damit habe anfangen können. Kühn empfiehlt ihren Klienten eine Goldquote zwischen zweieinhalb und zehn Prozent".
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