Samstag, 13. Januar 2024

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

Office Race
Ein in einem undankbaren Bürojob versauernder Slacker (Beck Bennett) trainiert für einen Marathon mit der Motivation, seinem ekligen Boss (Joel McHale) eins reinzuwürgen. Der Plot dieser Direct-to-TV-Komödie von 2023 klingt nicht gerade innovativ, hat auch nicht sonderlich tiefgründigen Humor zu bieten, erfreut aber mit bekannten Gesichtern aus dem US-Comedy-Business (Alyson Hannigan, J.B. Smoove) und eignet sich für unbeschwertes Wegglotzen allemal.

Speak No Evil
Reichlich verstörend ist diese dänische Kreuzung aus Drama und Thriller, die sich zunächst beinahe wie eine awkward situation comedy ausnimmt, Stichworte: "aufdringliche Urlaubsbekanntschaft", "übergriffige Freunde", "Culture-Clash". Als reiner Horror zeigt sich dann die skandinavisch-düstere Pointe, deren foreshadowing immer wieder sachte in die ersten eineinhalb Stunden getupft wird. Man könnte einwenden, dass das Unheil abzuwenden gewesen wäre, hätte die (nicht durchweg Sympathien heischende) Opfer-Familie rechtzeitig die Reißleine gezogen, um nicht weiter in den toxischen Beziehungsstrudel zu geraten. Doch darum geht's ja: Unbeherrschbare Dynamiken, Dominanzasymmetrien, falscher Stolz, das Nichtbenennen von Tabus. Die spinnen, die Holländer!

Alan Partridge: Alpha Papa
Meine Reise durch das Cooganverse führte mich endlich zum ersten und bislang einzigen Partridge-Spielfilm. 2013 in die britischen Lichtspielhäuser gekommen, ist er zeitlich und narrativ zwischen den beiden "Mid Morning Matters"-Staffeln angesiedelt, Schauplatz ist denn auch das Radiostudio von "North Norfolk Digital". Charaktere aus vergangenen Serien sind freilich auch wieder dabei. Unnötig zu erwähnen, dass mich die gag- und actiongeladenen 90 Minuten köstlichst amüsiert haben; die vergleichsweise geringe imdb-Wertung dürfte von Leuten beeinflusst worden sein, die den Film gesehen haben, ohne mit der Figur Alan und ihren früheren Eskapaden vertraut gewesen zu sein. Am Drehbuch arbeiteten neben dem gewohnten Dreier-Dream-Team Coogan/Gibbons/Gibbons (die zwei Letztgenannten sind übrigens Zwillinge) Armando Iannucci sowie Sacha Baron Cohens langjähriger Schreibpartner Peter Baynham.

Die Fliege
David Cronenbergs 1986er Verfilmung der gleichnamigen Kurzgeschichte habe ich wahrscheinlich schon einmal, wenigstens in Auszügen, gesehen, konnte mich aber an manches (wie die Albtraumsequenz) nicht mehr erinnern. Müßig zu schreiben, dass man sich diesen Klassiker mit Jeff Goldblum in seiner ersten großen Rolle nicht auf nüchternen Magen antun sollte. Die Spezialeffekte haben es wirklich in sich, sind indes schon aus einem rein künstlerischen Blickwinkel bemerkenswert. Einer der dafür mit dem Oscar ausgezeichneten Make-up-Artists, Chris Walas, hat drei Jahre später eine Fortsetzung inszeniert, an der u.a. Grusel-Legende Frank Darabont mitgeschrieben hat.

Last Night in Soho
Anya Taylor-Joy hat man ja mittlerweile fast über – wie oft fiel ihr Name bisher allein in diesem Blog? –, und das, bevor sie ihr 30. Lebensjahr erreicht hat. Nicht abzustreiten ist aber nun mal, dass sie noch nie in einer wirklich misslungenen Produktion aufgetreten ist. So ist auch Edgar Wrights opulenter Sechzigerjahre-Fiebertraum ein in durchaus positiver Erinnerung bleibendes Stück Kino. Oberflächlich eine Fish-out-of-water-Selbstfindungs-Parabel in Musikvideo-Ästhetik, enthält "Last Night in Soho" zudem genug Brit-Glamour sowie Krimi-Elemente, um an keiner Stelle langweilig zu werden. Ein Geschmäckle hat (Vorsicht, leichter Spoiler) der Schluss, der, darin eine Parallele zu "Der Gesang der Flusskrebse" aufweisend, in gewisser Weise Selbstjustiz wo nicht verherrlicht, so doch rechtfertigt.

Inside
"Älterer Mann mutterseelenallein in auswegloser Situation": Mit dieser Prämisse hat "All is Lost" mit Robert Redford bei mir alle richtigen Knöpfe gedrückt, wie man heutzutage sagt, und dementsprechend hoch waren meine Ansprüche an "Inside" (2023). Ein von Willem Dafoe verkörperter Einbrecher-Veteran wird in einem Smart-Home, das sich in Abwesenheit seines Besitzers selbst versiegelt, eingesperrt und muss tagelang gegen Hunger, Durst und Wahnsinn ankämpfen. Nun hätte man aus dem Survival-Aspekt viel herauskitzeln können: Wie versucht sich der glücklose Dieb aus der im Doppelsinne entmenschlichten Luxusbude zu befreien, mit welchen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nimmt er mit der Außenwelt Kontakt auf, etc.? Stattdessen bleibt der Protagonist nahezu ideen- und hilflos. Er bereitet sich spärliche Mahlzeiten zu, beschafft sich gar was zu trinken, okay, am Ende dreht er aber einfach nur durch. Und dann behilft sich der deutlich zu lang geratene Streifen auch noch mit der faulsten aller plot devices und lässt seinen Helden Traum und Wirklichkeit vermischen. Enttäuschend!

Moonfall
Dass "Moonfall" sogar (Stand heute) 0,4 Wertungspunkte weniger auf imdb hat als "Inside", zeigt einmal mehr, dass Filmgeschmack letztlich subjektiv ist. Nachdem bei einem meiner seltenen Kinobesuche während der Pandemie der Trailer gezeigt worden war, fieberte ich mit bübischer Vorfreude und huldvollem Vertrauen in Roland Emmerichs Händchen für Krachbumm-Apokalyptik bei gleichzeitig niedriger Erwartung etwelchen "Niveaus" dem Amazon-Prime-Release entgegen. (Geld dafür zahlen wollte ich nun auch wieder nicht.)
Und heidewitzka!, ist das ein geiler Blödsinn. Wobei man konstatieren muss, dass sich der Action-Altmeister bei allem Sichverlassen auf bewährte Genrestandards nach circa zwei Dritteln traut, in esoterische Gefilde abzutauchen. Rezente Science-Fiction-Hits wie "Interstellar" oder "Arrival" mögen hier Inspiration gewesen sein. Ich war mit allem einverstanden. Das Trio Halle Berry / Patrick Wilson / John Bradley (Letzterer übrigens bald in der "Drei Sonnen"-Vernetflixung zu erleben) zeitigt eine angenehme Ausstrahlung und Harmonie.

Empire of Light
Noch einmal muss ich auf den Komplex imdb-Wertungen eingehen. Ich meine: Die uneingeschränkt vergötterte Olivia Colman in der Hauptrolle, mit Sam Mendes ein respektierter Academy-Award-Gewinner auf dem Regiestuhl, eine Liebesgeschichte in der Thatcher-Ära mit einem historischen Filmtheater als Kulisse, dazu die angesagten Sujets Rassismus und psychische Instabilität – und dafür gibt's lächerliche 6,6 Punkte? An der Kritikerfront sieht es nicht besser aus: "Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten 242 Kritiken sind lediglich 45 Prozent positiv", steht bei Wikipedia. "Das Fazit der Seite lautet: 'Empire of Light enthält einige gute Darbietungen und ein paar brillante Blitze, aber diese Hommage an die Magie des Kinos ist enttäuschend banal'." Gerade letztgenannter Aspekt, das Zelebrieren des Zaubers des silver screens, hat mein Herz erwärmt. Colman spielt wie erwartet klasse, ihr Partner, der mir bis dahin unbekannte junge Michael Ward, nicht minder. Und Toby Jones soll (hoffentlich erst in vielen Jahrzehnten) einen Oscar für sein Lebenswerk bekommen!

Please Don't Destroy: The Treasure of Foggy Mountain
Auch wenn ich zugeben muss, dass ich in der laufenden Season von "Saturday Night Live" ein- bis zweimal bei einem "please don't destroy"-Pretape schmunzeln musste, ist meine Reaktion doch stets heftiges Augenrollen, sobald die drei weißen Wörter vor schwarzem Hintergrund eingeblendet werden. Leider kommen diese Sketche fast so gut an wie weiland die "Digital Shorts" von The Lonely Island, so dass es nun nach nicht mal zwei Jahren den ersten Film geben musste.
Warum ich es mir trotz aller Vorbehalte angetan habe, anderthalb Stunden drei Nepo-Babys beim Overacten zuzugucken, hat einen einfachen Grund: Conan O'Brien. Der mimt in bester Conan-Manier den Vater eines der PDD-Boys und konnte sich damit meiner Lacher sicher sein (nahezu die einzigen, mind you). Die Geschichte: *Abwinkgeste*
Erwähnenswert ist höchstens noch eins: In einer Nebenrolle ist SNL-Neuzugang Chloe Troast dabei, und da frage ich mich, ob sie ihr Show-Engagement ebendiesem Mitwirken verdankt oder ob im Gegenteil vor dem Dreh bereits feststand, dass sie ein Featured Player sein wird und man ihr schon mal was zu tun geben wollte; oder ist sie schon länger mit PDD verbandelt, oder ist alles nur Zufall? Wurscht.

Platoon
Einen der wegweisenden Vietnamkriegsfilme habe ich mit fast vierzig Jahren Verspätung endlich erstmals geschaut, und der tut mindestens genau so weh wie "Die durch die Hölle gehen". Oliver Stone wird sich mit seiner ungeschönten, alles anderen als die USA glorifizierenden Darstellung dieses amerikanischen Traumas keine Freunde gemacht haben; Helden gibt es in dieser realistischen Dschungel-Tour-de-force wahrlich nicht. Der junge Willem Dafoe tut alles dafür, dass man ihn hasst. "Der junge XY" ist eh ein durchgängiges Motiv: "Hey, das ist doch der!", hört man sich mehrmals rufen. Unter anderem geben sich Charlie Sheen, Forest Whitaker, Johnny Depp und John C. McGinley ("Scrubs") die Ehre.
Wem nach diesen zwei Stunden nicht klar ist, dass der Vietnameinsatz eine einzige Torheit war und Krieg im Allgemeinen scheiße ist, der lernt es nimmermehr.

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