Montag, 12. Februar 2024

Rot, gelb, blau. Und grau

"Will dich der liebe Gott bestrafen, schickt er dich nach Ludwigshafen." In solch billige Häme mag ich nicht einstimmen! Ich bevorzuge es, mir selbst ein Bild zu machen. Mir war bekannt, dass Ludwigshafen am Rhein selber mit seinem Image als "hässlichste Stadt Deutschlands" kokettiert und man inzwischen ironische Führungen zu den vorgeblich scheußlichsten Ecken buchen kann. Da ich die Pfalz aber für die unterschätzteste Region der Republik halte und bisher nur als schnuckeligen Landstrich voller liebenswerter Menschen kennenlernen durfte, habe ich die BASF-City letzten Monat einmal gezielt angesteuert, nachdem ich bereits etliche Male durch sie hindurchgefahren war.

Durch Erzählungen von jemandem, der dort aufgewachsen ist, wusste ich vom berüchtigten derben Ton, den man in Ludwigshafen wie in Mannheim an den Tag lege; unter anderem sei "Boah, bist du fett geworre!" eine völlig normale Begrüßung. Und tatsächlich: In der kurzen Zeit, in der ich durch die Straßen lief, hörte ich, 1.) wie ein Rentner einem etwas ruppig anfahrenden Taxi (es herrschten gerade Schnee und Glätte) "Arschloch!" hinterher rief, 2.) wie eine Mutter zweier Vorschulkinder zwei am Bahnsteig vapende Jugendliche aufforderte, sich in den Raucherbereich zu verziehen, was die mit "Ohhh, Mann eyyyy, Alter" quittierten, was wiederum die Mutter mit "Ja, nix 'Mann eyyyy'!" konterte.

Fotografiert habe ich die von mir abgelaufenen Straßenzüge nicht. Wie gesagt, man möge sich selbst ein Bild machen. (Was sich ergänzend anböte, wäre eine Thementour "Hochbunker".) Die folgenden Fotos entstanden im Wilhelm-Hack-Museum, denn Hauptanlass meines Tagestrips war die Ausstellung "Re-Inventing Piet. Mondrian und die Folgen", welche dort bis zum 21. Januar lief. Sorry an alle, die diese ebenfalls interessiert hätte; ich habe davon auch erst knapp vorm Ende erfahren. Es waren mehrere Originale des Meisters zu sehen, vor allem aber Remixe, Weiterentwicklungen, Kommentare von Zeitgenossinnen, Epigonen und Nachgeborenen. Eine exzellente Schau!








Wusstet ihr übrigens, dass die Stilrichtung, die Mondrian begründet hat, Neoplastizismus heißt? Ich nicht! Neu war mir außerdem, dass die Kunstsammlerin Ida Bienert in den 1920er-Jahren Mondrian damit beauftragte, ein Zimmer in ihrer Dresdner Villa zu gestalten. Zur Umsetzung kam es nicht, erst "2001 wurde der Raum nach den farbigen Entwürfen im Dresdner Kupferstich-Kabinett für die Ausstellung 'Ornament und Abstraktion' in Basel rekonstruiert" (Staatliche Kunstsammlungen Dresden).

 

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