Samstag, 31. August 2024

Fotos, Ausrisse und Screenshots, August 2024


In Hünfeld bei Fulda gibt es ein Hotel, dessen Name, zumindest auf der Dachbeschilderung, "Hôtel Engel" geschrieben wird. Als Liebhaber alles Altmodischen ging mir angesichts des Zirkumflex das Herz auf.


Dass "scheinbar" benutzt wird, wo "anscheinend" gemeint ist, ist ein alter Hut. Viel seltener ist der umgekehrte Fall: "anscheinend" statt "scheinbar"!


Lukrative Verdienstmöglichkeiten hält mitunter der FAZ-Anzeigenteil bereit. (Anm.: Kann der Mops nicht mit auf Reisen genommen oder alternativ von einer anderen Person gepflegt werden?)

Schmunzelnswertes fand ich im Zuge meiner Recherchen über halluzinogene Fische zur Goldstrieme:


Den Abschnitt "Verwechslungsmöglichkeiten" sollte es auch in Wikipedia-Artikeln über Schauspieler/-innen geben!

Themenwechsel! Prima Kosename für eine kleine Oma (ein Ömchen):


Apropos Werbung. Ein Kollege wies mich auf dieses Verlagsangebot des Spiegel hin:


Abgesehen von der erratischen Einfärbung des "Ostens" (in Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin [!] sind dieses Jahr keine Landtagswahlen): Es muss heißen "Droht [...] ein Machzuwachs der AfD?" Für die AfD selbst ist potenzieller Machtzuwachs ja keine Bedrohung.


Amazon Prime Video stellt neuerdings für einige Filme automatisch generierte Untertitel zur Verfügung. Die Technik ist noch ausbaufähig. An der oben festgehaltenen Stelle sagt jemand "... or go under".


Wie Profis (hier: H. Prantl) Zeilen schinden: einfach Synonyme aneinander reihen. "Sterndlwerfer" ist ein bairischer Ausdruck für "Wunderkerze".


Mein erster Gedanke bei dieser Meldung: Tja, hätten sie mal versucht, sie zu verschenken statt zu verkaufen!

Zum Schluss etwas, das ich mir lobe: ein Steven-Wright-Zitat im Süddeutsche Zeitung Magazin!

Donnerstag, 29. August 2024

TITANIC vor zehn Jahren: 9/2014

Wieder einmal sind mehrere Doppelheiten (das Wort steht im Duden!) zwischen den Jahren 2014 und 2024 auszumachen. Zeitgeschichtlich dominier(t)en im September damals wie heute die drei großen internationalen Themen Russland, Israel und Islamischer Staat, was sich im Septemberheft '14 auf den Seiten 3, 5, 7 (Konkret-Anzeige), 8 ("Basteln mit Bier"), 22-23, 32-33, 36-38, 40-41, 43 (Becker-Cartoon) und 46-47 spiegelt. Plus: Ebola 2014, Mpox 2024. Zudem gibt es auf der Meta-Ebene eine Parallele: Das vorliegende Heft wurde aus Gründen nicht vom damals amtierenden Chefredakteur verantwortet, sondern vertretungshalber von Mark-Stefan Tietze; die morgen erscheinende Ausgabe 9/24 wurde ebenfalls von jemand anderem als der regulären Chefredakteurin gemacht, in diesem Fall von mir.

Ich hätte schwören können, dass der schöne Ekeltitel, dem das Kunststück gelingt, prima vista gänzlich unschockig auszusehen, M.-S. Tietzes Einfall war, aber nein, er wurde von Moritz Hürtgen ersonnen, der in jenem Monat abermals enorm produktiv war.


Aufhänger für den Fotoroman auf S. 12ff. war die unvorstellbarerweise vernünftige Einschätzung eines sozialdemokratischen Kabinettsmitglieds. "Wirtschaftsminister Gabriel hat entdeckt: Rüstungsgüter können Schaden anrichten! Deshalb fürchtet er sich plötzlich vor dem 'Geschäft mit dem Tod' und fordert einen Kurswechsel für Deutschland, den drittgrößten Waffenexporteur der Welt. Klar, daß er sich damit Feinde macht, besonders in Bayern ..." Es folgt eine nette Geschichte mit cleverem, aber leicht verständlichem Plot.


Ladies and gentlemen, hier kommt etwas aus der Kategorie "Würde ich heute nicht mehr machen": ein Testbericht zu einem fiktiven Videospiel über den Abschuss der Maschine des Fluges MH17. Ich meine – das Genre Spieletest zu parodieren, war ein einigermaßen frischer Einfall. Der Ton ist gut getroffen, und das Layout entspricht dank Tom Hintner fast 1:1 dem damaligen der GameStar, was übrigens als liebevolle Hommage verstanden werden darf. Nur: warum? Wo ist die Satire? Der Text ist weniger eine Kritik an Spiele- als eine an Kriegsberichterstattung, und selbst in dieser Hinsicht sind die Vorwürfe schwammig und ungerechtfertigt. Auch sehe ich mit zehn Jahren Abstand und vor dem Hintergrund des Angriffs auf die Ukraine 2022 einiges anders. Es sei in Erinnerung gerufen, dass die damalige herrschende Auffassung unter Linken eine ganz andere war als die heutige, sofern man überhaupt von "den Linken" als einheitlicher Strömung sprechen konnte (konnte man nicht). Na ja, Schwamm drüber.


Auch auf meinen Mist gewachsen ist das folgende Wortspiel. Ich murmelte während der Redaktionskonferenz zusammenhanglos "Kalif Strolch", und Michael Ziegelwagner fand das so originell, dass er daraus ein Märchen dichtete, welches auf S. 32f. zu bestaunen ist.


Und hier kommt das absolute Highlight des Hefts. Die unvergesslichste und sonderbarste Redaktions-Exkursion, die ich je unternommen habe, machte ich gemeinsam mit M. Hürtgen und M. Ziegelwagner, und sie führte uns nach Borken (Hessen). Dort war gerade Deutschlands erster "Senioren-Freizeitpark" eröffnet worden, nur um nur einen Monat später wieder geschlossen zu werden. Was bin ich froh, dass wir dieses Zeitfenster genutzt haben, um den Irrwitz festzuhalten. Allein die schiere Größe und die unzähligen Bereiche des Parks, die wohlwollend als "eklektisch", nüchtern aber als chaotisch, konzeptlos und größenwahnsinnig zu bezeichnen sind, glaubt einem keiner: Der auf S. 28 abgebildete Übersichtsplan vermittelt nur eine vage Vorstellung von dem von einer Privatperson quasi im Alleingang zusammengestellten Panoptikum (Chinahaus, Bootsanlegestelle, Genforschung, Elvis Memorial Disco u.v.v.m.) ...


Dass der Ausflug sogar ein kleines mediales und rechtliches Nachspiel hatte, war das i-Tüpfelchen.

Weiteres Notierenswertes
- Just heute teilt der Katz-&-Goldt-Account auf Facebook und Instagram den in dieser Ausgabe (S. 34-35) abgedruckten Comic "Choose your own personal nut desire intensity"!
- Auf der "55ff"-Titelseite "Dein erstes Herbarium" (Gaitzsch/Hürtgen) befand sich bis kurz vor Drucklegung ein ulkiger Fehler: "Vogelniere" statt "Vogelmiere". Kollege Hintner, der die Pflanzennamen vom Manuskript händisch abgetippt hatte, kannte die Vogelmiere nicht.

Schlussgedanke
Ganz schön harter Tobak. Ich schrieb ja bereits vor einigen Monaten, dass wir allmählich von der verhältnismäßigen Unbeschwertheit der späten Nullerjahre in die Ära des ununterbrochenen Weltenbrandes und der nicht abreißenden deprimierenden Nachrichten hinübergleiten. Angesichts des ganzen "schweren" Materials konnte ich beim Wiederlesen dieses Heftes zwar nur punktuell loslachen (hauptsächlich bei "Greise ins Glück"), doch fand ich die satirische Bearbeitung ebenjenes Materials im Wesentlichen gelungen.

Mittwoch, 28. August 2024

Traumurlaub an der Agave

Ein Produkt vom guten alten Lidl hat es geschafft, Alnaturas Tomate-Basilikum-Paste als meinen liebsten herzhaften Glas-Aufstrich abzulösen. ("Glas-Aufstrich" bedeutet nicht, dass Glas ein Inhaltsstoff des Aufstrichs ist; Glas ist das Behältnis des Aufstrichs.) Es handelt sich um den Brotaufstrich der Eigenmarke Vemondo in der Geschmacksrichtung Senf Agave.


Das vegane und sehr günstige Bio-Produkt enthält unspektakuläre Zutaten (Senf, Senfkörner, Sonnenblumenöl, Agavendicksaft und weniges mehr), deren Zusammensetzung dafür verantwortlich sein mag, dass lediglich Nutri-Score D erreicht wird. In Senf ist halt Zucker drin, ja mei. Die 180 Gramm sollen laut Etikett "innerhalb von 1-2 Tagen" verzehrt werden. Sportlich! Ich esse nun schon fünf Tage davon, und das Zeug ist immer noch genießbar. Ein Hochgenuss ist es sogar! Man muss aufpassen, dass man nicht so viel auf einmal schnabuliert, dass man es alsbald über hat. Dergleichen wird mir aller Voraussicht nach nicht passieren, denn ich vermag maßzuhalten.
Jenen, die Senf generell nicht mögen, sei gesagt, dass das getestete Erzeugnis in der Tat sehr senfig ist, was allerdings in diesem Fall nicht das Prädikat "bitzelnd scharf" einschließt.

Montag, 26. August 2024

Meine zehn zuletzt gesehenen Filme

Mudbound
Auf dieses historische Südstaaten-Drama von 2017 bin ich aus Zufall gestoßen, und ich wunderte mich hinterher, warum ihm seinerzeit nicht viel mehr Beachtung zuteil geworden ist. Die Figurenzeichnung und die dem Titel gerecht werdende Bildsprache (Mississippi wird von seiner unwirtlichsten, dreckigsten Seite gezeigt) sind superb. Es geht um Kriegsheimkehr, Familienfehden, die harte Fron der Agrarwirtschaft, Rassismus und Armut, und insgesamt ist alles sehr bedrückend. Man muss sich drauf einlassen.

Civil War
... ist nicht nur Alex Garlands bislang stärkster Film (Beim nächsten Mal bespreche ich "Men". Spoiler: Der ist so mittel), sondern auch der stärkste Film, den ich dieses Jahr gesehen habe. Dass ich ihn sogar in einem Premium-Kinosaal mit Dolby Surround sah, war ein Glücksfall, denn der Ton ist, v.a. was die Schussgeräusche betrifft, derart intensiv, dass man meint, man befinde sich mittendrin in den Kriegskulissen des Amerikas einer allzu wahrscheinlichen nahen Zukunft. (Am Rande: Ich las gerade, dass seit 2020 keine Oscars mehr für den besten Tonschnitt vergeben werden, nur noch in der Kategorie "Bester Ton". Schade, "Civil War" hätte sich dafür empfohlen!)
Dass vieles vage gelassen wird, dass keine der zwei Seiten in diesem Sezessionsszenario (was für ein Wort!) eindeutig als "die gute" oder "die böse" ausgemacht werden kann, dass bis zur verstörenden Klimax im letzten Akt kein erkennbarer Handlungs- im Sinne eines Kriegsverlaufes dargestellt wird, sondern die Erzähltechniken von Road Movie und Episodenfilm genutzt werden, das alles erweist sich als ungeheurer Gewinn.
Kirsten Dunst gibt als leading woman alles, und die Kürze der Auftritte von Nick Offerman und Dunsts Ehemann Jesse Plemons (uncredited!) machen diese nur noch effektvoller.

Serenity
Nachdem ich mir schon "Firefly" mit reichlich Verspätung angeschaut hatte, habe ich nun mit noch mehr Verspätung die Spielfilmfortsetzung der nach nur einer Staffel gecancelten Space-Western-Serie auf DVD nachgeholt und hatte dabei einen riesen Spaß! Es gibt was zu lachen, was zu staunen, es gibt Dramatik, Verluste, Action, Spannung, Erotik und eine mehr als passable Optik. Zudem kann man – bei allen Schweinereien, die man über den Mann mittlerweile weiß – Joss Whedons Schreibstil nicht genug loben: knackig, pointiert, rasant und bis in die Jetztzeit wegweisend. Mit dem eingespielten Ensemble wäre man gern noch auf viele weitere Reisen gegangen.
Ich frage mich nun, ob ich "Firefly", mit dem ich damals nicht so recht warm werden konnte, bei einem Rewatch mehr goutieren würde.

The Town
Mir ist Ben Affleck als Schauspieler relativ egal. Mehr übrig habe ich für ihn als Regisseur; "Gone Baby Gone" und "Argo" fand ich jedenfalls gelungen. Auch dieser raue Thriller ist nicht zu unterschätzen und wartet mit einer interessanten Prämisse auf: Ein Gangster (Affleck) kommt nach einem Banküberfall zufällig seiner Geisel (Rebecca Ferguson) näher, die ihn, weil er bei der Tat maskiert war, zunächst nicht wiedererkennt. Seine Komplizen wollen sicherstellen, dass sie keinen der Räuber identifizieren kann. Ein Dilemma!
Mit der Stadt ("town") ist natürlich Boston gemeint.

Furiosa: A Mad Max Saga
Auch den habe ich im Kino erlebt. Denn ein Erlebnis ist es allemal, eins fürs Auge zuvörderst. Das Charakter- und Kostümdesign, die Stuntchoreographie, die Verfolgungsjagden sprühen vor Kreativität. Nach dem Actionfeuerwerk "Fury Road", dessen Zauber sich niemand, den ich kenne, entziehen konnte, lag die Messlatte freilich hoch. Ganz ehrlich: Diese zu reißen, ist George Miller mit dem Prequel nicht gelungen. Der Kritikpunkt mag einfältig klingen, aber für mich ist da einfach zu viel Story drin. Und unglaublich geschwätzig ist diese Endzeit-Saga. Das passt nicht zu Mad Max, das ist substance over style.
War ich unzufrieden? Keineswegs. War ich enttäuscht? Ja, doch. Müsste ich meine Meinung in Zahlen ausdrücken, würde ich 6 von 10 Punkten vergeben.

In a World...
Den Titel dieses leicht mumblecorigen Dramas dürfte der Großteil des deutschen Publikums gar nicht einzuordnen gewusst haben. "In a world...", das ist seit mindestens drei Jahrzehnten der klischeegewordene Anfang unzähliger Kinotrailer im englischen Sprachraum: Eine sonore, bedeutungsschwere Männerstimme setzt mit den Worten "In einer Welt, in der ..." das Setting des vorgestellten Films. Und um diese Stimmen geht es in dieser kleinen, aber feinen Produktion von 2013, die hierzulande dann zum Glück doch den Untertitel "Die Macht der Stimme" erhalten hat.
Lake Bell, die auch das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat, spielt eine junge Schauspielerin, die sich mit gelegentlichen Sprechrollen mehr schlecht als recht über Wasser hält, bis sie plötzlich die Chance ihres Lebens wittert: Könnte sie die Nachfolgerin der größten lebenden Voice-over-Legende – ihres eigenen Vaters – werden?
Die kurzweiligen 90 Minuten liefern eine gefällige Showbusiness-Story, die was über female empowerment zu sagen hat, mit sympathischem Humor aufwartet und mit fröhlich stimmenden Gesichtern aus der US-Comedyszene überrascht (Demetri Martin, Tig Notaro, Michaela Watkins, schon wieder Nick Offerman ...). Schön!

Massive Talent (OT: The Unbearable Weight of Massive Talent)
Ich hatte befürchtet, dass diese Action-Komödie, in der Nicolas Cage eine leicht bzw. nach eigener Auskunft stark abgewandelte Version seiner selbst verkörpert ("Nick Cage"), zu krampfhaft auf Kult getrimmt ist. Gewiss: "Massive Talent" ist eine Nic-Cage-Show für Nic-Cage-Fans. Andererseits: Wer ist kein Fan von Nic Cage, wenn dieser klug besetzt ist? Hier ist er es, und die Meta-Sause funktioniert. Die Turbulenzen sind vergnüglich anzuschauen, zumal vor pittoresker Kulisse, die Schlagabtausche mit dem stets liebenswerten Pedro Pascal heben die plot-technisch eher mäßige Gangster-Farce auf das Niveau einer unterhaltsamen Buddy-Comedy – nicht unbedingt haha-funny, aber mit Herz.
In weiteren Rollen: Tiffany Haddish, Demi Moore, Neil Patrick Harris.

2001: Odyssee im Weltraum (OT: 2001: A Space Odyssey)
Ja, ich gebe es zu: Erst 23 Jahre nach dem Jahr, in dem der mir bis dahin nur aus Zitaten und Parodien bekannte Sci-Fi-Meilenstein angesiedelt ist, habe ich ihn nachgeholt. Ich weiß nicht mehr, welche Remaster-Version genau mir vorlag, aber sie war gestochen scharf und dadurch so bildgewaltig und immersiv, wie es Kubrick intendiert haben muss. Man kann seinen Blick nicht abwenden. Die schleichende Bedrohung, die durch das Kammerspiel (ein solches ist es mehr denn eine "Odyssee") wabert, fühlt sich angesichts des Umsichgreifens von sog. Künstlicher Intelligenz anno 2024 womöglich noch realer an als zum Zeitpunkt seiner Entstehung.
Dass "2001" so ... nun ja: esoterisch, metaphysisch und psychedelisch endet (und damit, wie mir jetzt klar wird, u.a. "Unendliche Begegnung der Dritten Art", "Interstellar" oder sogar "Moonfall" extrem beeinflusst hat), war mir unbekannt. Arthur C. Clarkes literarische Vorlage kenne ich nicht. Als zu gedehnt und artsy-fartsy mag das manch einer empfinden; ich war geflashed!
Müsste ich eins kritisieren, dann wäre es, dass man die ikonischen Einsätze des Donauwalzers und des "Zarathustra" auf je einziges Mal hätte beschränken sollen, um ihnen noch mehr Pathos und Gewicht zu geben.

Withnail & I
... von 1987 genießt im Vereinigten Königreich wohl einen gewissen Kultstatus, sagte mir aber gar nichts, als ich zufällig im Amazon-Prime-Katalog darauf stieß. Richard E. Grant und Paul McGann ("Doctor Who" aus dem TV-Film von 1996) sind zwei mittellose Schauspieler und Säufer, die sich Zugang zur Ferienhütte von Withnails Onkel verschaffen und dort heimlich Urlaub machen, bis ebenjener Onkel persönlich dort aufkreuzt. Das liest sich jetzt reichlich banal und obendrein wie eine launige Männertrip-Komödie. Worum es wirklich geht, ist indessen ernst und vielschichtig: unterdrückte Homosexualität, die Toxizität des Schauspielgeschäfts, die als Romantik verklärte Trostlosigkeit des Landlebens (hier: im Lake District) und vor allem Alkoholismus und Drogenabhängigkeit. Ich schwör's, ich bin seit "Trainspotting" nicht solchem Abfuck ausgesetzt worden. Insgesamt äußerst sehenswert und unter die Haut gehend. (Es lohnt sich übrigens, den dazugehörigen Wikipedia-Artikel zu lesen.)

Screwed
Zum Schluss etwas extrem Behämmertes: ein Kidnapping-Klamauk aus dem Jahr 2000 mit Norm Macdonald und Dave Chappelle. Die Macher haben offenbar versucht, dem Klassiker "Ruthless People" nachzueifern, doch mit diesem gemein hat "Screwed" lediglich, dass Danny DeVito mitspielt. Der gibt sich abermals größte Mühe, jedoch sind etliche seiner Auftritte unnötig gestreckt und wirken wie etwas, das man auf der DVD unter "Deleted Scenes" finden würde. Doch konnte man es sich anscheinend nicht leisten, irgendetwas herauszuschneiden, weil der ohnehin nur 80 Minuten dauernde Streifen dann noch kürzer geraten wäre. Retten konnte DeVito den vor Logiklöchern und humoristischen Rohrkrepieren strotzenden Slapstick ebensowenig wie der nach wie vor schmerzlich vermisste Norm.

Samstag, 24. August 2024

Das Ende der Podcast-App-Saga (?)

Ich will mich kurz fassen, denn viele von euch mag das Thema inzwischen ermüden, aber den paar Leuten, die ähnlich ticken wie ich, bin ich es schuldig, zu protokollieren, dass der Wechsel von Google Podcasts (RIP) zu Youtube Music ganz anders vonstatten ging als befürchtet.

"Eine reibungslose Transition, im Zuge derer auch meine sämtlichen Fortschrittsstatus, i.e. welche Podcasts habe ich (bis wohin) gehört?, beibehalten werden, erwarte ich dennoch nicht", schrieb ich Pessimist im Oktober 2023. Das Gegenteil ist eingetreten. Ich kann Podcasts runterladen, speichern, unterbrechen und später weiterhören wie in den guten alten Zeiten. Zwei winzige Negativpunkte sind festzuhalten: 1. Nicht alle Podcasts, die es bei Google gab, gibt es auch bei YT Music, allerdings fehlen ausschließlich welche, die ich eh nicht abonniert hatte (zwei bis drei sind mir eingefallen, bei denen ich bloß mal reinhören wollte und die ich nun nicht mehr vorfinde); 2. Mir ist es noch nicht gelungen, Push-Nachrichten für neue Episoden zu aktivieren, aber wahrscheinlich bin ich einfach nur unfähig, mich zu den entsprechende Einstellungen durchzuwühlen.

Fazit: Läuft.

Donnerstag, 22. August 2024

Teilweise spukhaft

Ich hätte schwören können, dass ich in der Vergangenheit schon einmal über das dem Paretoprinzip verwandte Zipfsche Gesetz gebloggt habe, mit welchem wiederum das Benfordsche Gesetz zusammenhängt. Als ich von letzterem las, erfasste mich, das weiß ich noch, ein Unbehagen, wie es nur der (für mich) undurchsichtige Nebel der höheren Mathematik zu erzeugen vermag, ein der Numerologie inhärenter cosmic horror.

Ich habe also offenbar noch nicht darüber gebloggt, und ich habe auch nicht vor, es nachzuholen: eben weil ich mich diesem Grauen nicht erneut aussetzen will. Googelt es halt! Dafür kommt jetzt etwas aus der Welt der Teilbarkeitsregeln. Gefunden habe ich das Folgende in "Das kleine Buch der Zahlen" von Peter M. Higgins.

Möchte man wissen, ob eine Zahl a durch 3 teilbar ist, bildet man die Quersumme dieser Zahl: Wenn diese durch 3 teilbar ist, ist es auch a. So weit, so bekannt. Wissen sollte man ferner, dass jede gerade Zahl durch 2 teilbar ist. Daraus ergibt sich, dass eine Zahl b durch 6 teilbar ist, wenn die Bedingungen für durch 2 teilbare Zahlen und für durch 3 teilbare Zahlen gleichzeitig erfüllt sind. Eine Zahl ist durch 10 teilbar, wenn sie auf 0 endet. Eine Zahl ist durch 5 teilbar, wenn sie auf 0 oder 5 endet. Eine Zahl ist durch 4 teilbar, wenn ihre letzten beiden Ziffern eine durch 4 teilbare Zahl sind; durch 8 ist jede Zahl teilbar, deren drei letzte Stellen ein Vielfaches von 8 sind. Kopfnuss für zwischendurch, falls nicht eh noch aus der Schulzeit bekannt: Wie geht der Teilbarkeitstest für 9? Antwort: genau wie der für 3. Begründung s. Higgins, S. 48-50.

Und jetzt kommt's!!!

Wenn die Stellen einer Zahl n jeweils mit alternierendem Vorzeichen addiert werden und diese Summe durch 11 teilbar ist, dann ist n durch 11 teilbar 

Beispiel: a = 56518. Man rechne:

8 - 1 + 5 - 6 + 5 = 11
Das Ergebnis ist ein Vielfaches von 11 und somit ist 11 ein Faktor unserer Zahl
a. In diesem Fall haben wir die Stellen von rechts nach links abgearbeitet. Die umgekehrte Reihenfolge führt auf dasselbe Ergebnis, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen.

Für 11 kann man auch den folgenden Test anwenden, der für die 7 und 13 funktioniert (und zwar für diese Zahlen ausschließlich) und der mich im Gegensatz zu Mathe-Assen und anderen abgeklärten Seelen regelrecht erschüttert hat:

Sei a eine beliebige Zahl. Wir beginnen von rechts, fassen immer Blöcke von drei Stellen zusammen und bilden von diesen Blöcken die alternierende Summe s, ähnlich wie bei dem Teilbarkeitstest für 11. Die Zahl a ist genau dann durch 7 oder 13 teilbar, wenn dies für s gilt.

Machen wir die Probe aufs Exempel, mit einer möglichst großen Zahl:

a = 49 851 711

s = 711 - 851 + 049 = 91

91 ist sowohl durch 7 als auch durch 13 teilbar, also ist 49.851.711 durch 7 teilbar und durch 13 teilbar. (Ich habe die Zahl natürlich absichtlich unter Einbeziehung der Faktoren 7 und 13 gebildet. Im Buch wird die Regel an einer weder durch 7 noch durch 13 teilbaren Zahl gezeigt.)

Offene Fragen: Wer hat diese Regeln entdeckt? Warum funktionieren sie? (Okay, diese Frage wird im "Kleinen Buch der Zahlen" beantwortet, aber mein Warum ist hier eher philosophisch gemeint.) Welche abgefahrenen Teilbarkeitsregeln, etwa für große Primzahlen, sind wohl noch unbekannt?

Dienstag, 20. August 2024

Es zeppelint wieder!

Noch bis heute schwebt, wie schon im vergangenen Jahr (wo es allerdings, anders als im Jahr 2020, nicht von mir bemerkt und dokumentiert wurde), das "Goodyear"-Luftschiff über Frankfurt! (Die Rundschau weiß mehr.) Und dieses Mal ist es mir gelungen, es fotografisch einzufangen. Ich trat am Samstag nichtsahnend aus meiner Haustür, schaute, ein ungewöhnliches Geräusch wahrnehmend, nach oben, und da war es plötzlich.

Sonntag, 18. August 2024

Handzettel, durchdigitalisiert

Das Papierreklamesterben geht weiter. Als vorerst letzter in einer immer länger werdenden Reihe von Händlern ist nun der Discounter Aldi Süd dabei, seinen gedruckten Werbeprospekt abzuschaffen. "In einer Testphase sollen ab dem 19. August in einigen Regionen Deutschlands vorerst keine Handzettel mehr verschickt werden", weiß "Focus online". An meine Adresse war ja schon ewig keine Aldi-Werbung mehr versandt worden, bevor die wöchentliche Werbeversorgung schließlich komplett abbrach.

Der physische Aldi-Prospekt von vergangener Woche wurde mir jedoch zugespielt, und darin stieß ich auf etwas Ungeheuerliches:


Ein Rezept für ein aus Sonderangeboten zuzubereitendes Gericht wird mit einem KI-Bild illustriert! In meinen Augen ist das nicht nur eine Sparmaßnahme, sondern der schleichende Tod eines kulturellen Guts. Werden bald auch Lebensmittelverpackungen mit computergenerierten "Fotos" versehen werden? Serviervorschläge klassischer Prägung mögen abwegig, unpassend, ja bisweilen irreführend, vor allem bizarr gewesen sein, aber immerhin steckten dahinter echte Menschen. O tempora ...

Freitag, 16. August 2024

Albernes zum Wochenschluss

Ausgedachte Freibadszene

Ein kleiner Junge spielt im Kinderbereich mit einem aufblasbaren (und aufgeblasenen) Skorpion, circa 50 Zentimeter lang. Ein älterer Herr schaut ihm von einiger Entfernung aus zu, schüttelt dabei immer wieder den Kopf und murmelt irgendwas, es sind nur Wortfetzen zu vernehmen: "Unmöglich ... schauderhaft ... früher nicht gegeben ..."
Nach einer Weile tritt der Mann an den Buben heran und schnauzt: "Was hast du denn da für ein entsetzliches Tier? Musst du damit die ganze Zeit spielen? Was sagen deine Eltern dazu? Hä?! Ich rede mit dir!" Der verdatterte Junge sagt leise "Badetier."
Der Vater des Jungen erscheint: "Kann ich Ihnen helfen?" – "Ja!", blafft der Opa. "Sie könnten mir erklären, wieso Ihr Kind mit so einem furchtbaren Skorpionvieh spielen darf! Da kriegt man ja das nackte Grausen. Ein Skorpion, mit Fangarmen und allem – schämen Sie sich gar nicht?" – "Ähm, Entschuldigung", erwidert der Erziehungsberechtigte, "vielleicht lassen Sie es meine Sorge sein, womit mein Sohn spielt, wenn er es möchte. Bis jetzt hat sich noch kein Mensch beschwert ..." – "Traut sich ja niemand! Bei so einem Horrormonster! Scheußlich! Abartig ..." – "Also wenn es Sie so arg stört, zwingt Sie niemand, hierzubleiben. Gehen Sie doch woanders hin, es gibt genügend Platz."
Schnaubend geht der Alte zu seiner Decke zurück, packt zischelnd ("Giftstachel ... Greifzangen ... nur ein Witz oder was ...") seinen Kram zusammen, dabei fallen aus seiner Badetasche gut drei Dutzend mickriger, unreifer Wildäpfel und rollen in allen Richtungen über die Liegewiese.
Wenig später tropft etwas Sonnenöl auf das Spielzeug. Der Skorpion wird lebendig, krabbelt ins Wettkampfbecken und zwickt mehrere Schwimmende.

Mittwoch, 14. August 2024

Ich war noch niemals in New York (2024/25-Edition)

Es ist August, und das heißt: Die "Saturday Night Live"-Ticket-Lotterie läuft wieder! Allein ich werde mich heuer nicht um Eintrittskarten für die legendäre Show bewerben. Grund #1: Weil die kommende Staffel die Jubiläums-Season ist (50!), gehe ich davon aus, dass die Plätze noch begehrter sind als eh schon und also die Wahrscheinlichkeit, gezogen zu werden, noch geringer ist. Grund #2: Mein nächstes halbes Jahr ist bereits ziemlich dicht durchgetaktet, ein (zudem relativ spontaner) Trip in die USA eigentlich nicht machbar; im schlimmstmöglichen Ausgang bekomme ich ein Datum zugewiesen, an dem ich nicht kann, und meine Tickets verfallen – Klappe zu, Affe tot, ein zweites Mal würde ich bestimmt nicht gewinnen.

Aufgerufen habe ich die NBC-Seite trotzdem mal, und I'll be a son of a gun, die haben die Regeln modifiziert! Zum einen ist jetzt die Rede von "a set number of tickets", die man im Gewinnfall zugestellt bekomme; ich bin mir zu 95 % sicher, dass zuvor exakt zwei Tickets für jede erfolgreiche Bewerbung ausgelobt worden waren. Und dann steht da noch: "tell us why YOU would like to be a part of our studio audience!" Waaas?! Soll ich jetzt jedes Jahr ein Motivationsschreiben anfertigen? Okay. Ein gutes Argument dafür, ausgerechnet mich ins Studio 8H zu lassen, ist, dass ich das seit nunmehr 15 Jahren versuche. Über weitere kann ich 2025 nachdenken.

Montag, 12. August 2024

Ich glaub', ich sehe Regenbogenforellen!

Vom Ablecken bestimmter Froscharten zwecks Berauschung hat man ja schon gehört, aber wusstet ihr, dass es halluzinogene Fische gibt? Ich nicht! Als prominentes Beispiel für ein solches Tier nennt Wikipedia die Goldstrieme, die schon in der Antike als halluzinogener Fisch bekannt gewesen sein soll und deren arabischer Name "der Fisch, der Träume macht" bedeutet. Welche Stoffe die Trips verursachen, ist bislang nicht geklärt. Sind es aus dem Meer aufgenommene Toxine? Enthalten die Körper von Natur aus Dimethyltryptamin?

Noch mysteriöser: Die Goldstrieme, auch Goldstriemenbrasse genannt (Sarpa salpa), wird auf der Liste der Nordseefische geführt, in ihrem eigenen Eintrag ist im Abschnitt "Verbreitung" allerdings nur vom östlichen Atlantik von der Biskaya bis an die Küsten von Sierra Leone, vom Mittelmeer und vom Schwarzen Meer sowie von den Küstengewässern um Südafrika die Rede. In der Liste der halluzinogenen Spezies steht "Tunesien, Frankreich, Israel". Allein die englischsprachige Seite weiß: "It has occasionally been found as far north as Great Britain." Besteht eine Chance, das Tier auch in deutschen Hoheitsgewässern zu angeln? Nicht dass ich Interesse daran hätte ... "2006 erlebten zwei Männer, die offenbar den Fisch gegessen hatten, mehrere Tage lang anhaltende Halluzinationen" – nein, danke!

Samstag, 10. August 2024

Wenn Übersetzungen wie Übersetzungen klingen

"'Die Hölle auf Erden': Amerikas Wahlkampf in Zitaten", FAZ, 08.08.2024:


Ich werde nicht lügen, ich liebe diese Übersetzungen nicht.

Donnerstag, 8. August 2024

Auf der Suche nach der verlorenen Zeitschrift

Ich bin, wie lange Mitlesende wahrscheinlich wissen, nach wie vor zufriedener Abonnent des Computerspielemagazins GameStar. Früher habe ich gelegentlich das Konkurrenzblatt PC Games aus der Bibliothek entliehen, wurde jedoch nie so richtig warm damit. Als die PC Games im Herbst 2022 ihr 30-jähriges Bestehen feierte, zog sie allerdings meine Aufmerksamkeit auf sich: Der Jubiläumsausgabe 10/22 lag nämlich eine DVD mit einem PDF-Archiv der ersten zehn Jahre bei. Das musste ich haben! Spieletests von 1992 nachlesen, das hätte mir Spaß gemacht. Leider war ich nicht hurtig genug, das Heft war an allen Kiosken bzw. in allen Bahnhofsbuchhandlungen, die ich aufsuchte (circa drei), vergriffen. Ich bestellte ein Exemplar im Verlagsshop, erhielt aber am nächsten Tag mein Geld zurück mit dem Hinweis, dass der Artikel ausverkauft sei. Wenig später wurde die Nummer auch im Shop als nicht vorrätig gelistet, und bis heute ist das begehrte Printprodukt nirgends zu haben, nicht mal bei eBay.

Die Novemberausgabe besorgte ich mir dann rechtzeitig und kann nun wenigstens die Jahrgänge 2002 bis 2009 mein (digitales) Eigen nennen. (Das war die Ära der sexistischen Hardware-Anzeigen und der zweifelhaften Klingelton-Werbung.) Es sind, obwohl ich zu dieser Zeitschrift wie gesagt nie ein enges Verhältnis pflegte, wohlige Nostalgiemomente, über "Rossis Rumpelkammer" zu schmunzeln oder auch, weil man ja älter geworden ist, nicht mehr zu schmunzeln. Für Uneingeweihte: Der zuvor schon für Play Time tätige Rainer "Rossi" Rosshirt durfte seine Leserbriefseiten mit allerlei Schabernack füllen, zudem wurden Fragen und Einsendungen auf sarkastisch-freche Weise erwidert. In Sachen Kundeninteraktion leistete man sich als Spieleredaktion damals ein gewisses Maß an Unernst; die GameStar hatte lange Zeit den Kult-Kasten "Fehler des Monats" (und bediente natürlich mit Videos wie "Raumschiff GameStar" zielgruppengerechten Humor), die Power Play sel. wartete mit der nerdigen Comicserie "Starkiller" auf, die PC Player übertrieb es am Ende mit krampfhafter Witzischkeit.

Es ist übrigens bemerkenswert, wie stiefmütterlich die PC Games ihr Monatsmagazin behandelt. Der Online-Auftritt, inkl. Clickbait auch zu Nicht-Spiele-Themen, ist inzwischen das Kerngeschäft, das aktuelle Heft wird nicht mehr prominent oder überhaupt irgendwie beworben, man muss ganz nach unten scrollen, um es in einem kärglichen "Print / Abo"-Bereich zu finden.

Dienstag, 6. August 2024

Reis' und schein'!

Heute habe ich durch den "Profil"-Kasten der Süddeutschen Zeitung, in dem es um den Flotillenadmiral Axel Schulz ging (nein, nicht der Axel Schulz!), gelernt, dass der morgendliche Weckruf auf deutschen Kriegsschiffen so lautet: "Reise, Reise – Aufstehen!"

Die SZ hat die seemännische Phrase allerdings ein wenig irreführend wiedergegeben. Korrekt ist "Reise reise", das Wort ist nicht das uns bekannte Substantiv, sondern der Imperativ zu einem niederdeutschen Verb, das mit engl. rise "sich erheben, aufstehen" verwandt ist. Dies entnahm ich dem dazugehörigen Wikipedia-Eintrag, der erwartbarerweise eine Reihe weiterer interessanter Fässer aufmacht: "Der Tag an Bord eines Schiffes der Deutschen Marine beginnt wie überall mit dem Wecken, auch Purren, das mit dem Locken eingeleitet wird, einem Pfeifsignal, das in der Regel fünf Minuten vor dem eigentlichen Aufstehen mit der Bootsmannsmaatenpfeife gegeben wird und auf die ein Ausruf folgt. Das eigentliche Wecken beginnt hingegen mit einem langgezogenen Pfiff und dem Ruf Reise reise, aufstehen, Überall zurrt Hängematten!"

Bei der Marine geht es meiner Vorstellung nach noch rauer und also auch verbal rauer zu als beim Heer, was bestätigt wird, wenn man sich die hier versammelten Weckspruch-Varianten zu Gemüte zieht. Beispiel: "Reise reise, aufstehen! Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, ist einer, der die Putzfrau vögelt." Na ja, wenn's hilft, bei heiklen Manövern (Großübung "Indo-Pacific Deployment") auf hoher See (zurzeit: vor Hawaii) die Moral zu heben bzw. ein wenig vom Ernst der Lage abzulenken ...

Sonntag, 4. August 2024

Zum Sonntag: Neue Pflanzen, die ich sah

Meine wunderbare Pflanzenbestimmungs-App hat wieder das ein oder andere Exemplar identifiziert. Das alles wächst mitten in Deutschland:









Habt ihr auch den Drang, das Wort Taglilie italienisch auszusprechen?

Freitag, 2. August 2024

Serientagebuch 07/24

01.07. The Jack and Triumph Show 1.05
02.07.
The Jack and Triumph Show 1.06
Gotham 4.14
03.07. House of the Dragon 2.03
05.07. Evil 2.04
Evil 2.05
06.07. The Cockfields 2.02
07.07. The Jack and Triumph Show 1.07
08.07. The Cockfields 2.03
09.07. The Cockfields 2.04
11.07. Evil 2.06
The Cockfields 2.05
House of the Dragon 2.04
Gotham 4.15
13.07. Eric 1.03
Eric 1.04
16.07. The Cockfields 2.06
House of the Dragon 2.05
Evil 2.07
17.07. Douglas is Cancelled 1.01
Douglas is Cancelled 1.02
22.07. Evil 2.08
Douglas is Cancelled 1.03
23.07. Douglas is Cancelled 1.04
House of the Dragon 2.06
24.07. Saxondale 2.01
25.07. Saxondale 2.02
Gotham 4.16
28.07. Saxondale 2.03
29.07. Evil 2.09
30.07. House of the Dragon 2.07
Saxondale 2.04

2015 liefen auf "Adult Swim" sieben (von 20 bestellten) Folgen einer Comedyserie, die kaum jemand (mehr) kennen dürfte: The Jack and Triumph Show, produziert u.a. von Conan O'Brien, mit reputablen Namen wie Andrew Weinberg, Julie Klausner, Andy Breckman und Dino Stamatopoulos im Schreibteam, und in den Hauptrollen Jack McBrayer, June Squibb und Robert Smigel als seine berühmteste Schöpfung, der Handpuppenköter Triumph the Insult Comic Dog.
So ein Format dürfte es noch nie gegeben haben: In der Hauptsache ist es eine vor Live-Publikum aufgezeichnete Sitcom, inkl. der abgedroschensten Genreklischees, mindestens einmal pro Episode gibt es allerdings einen ungescripteten Dreh on location, in dem Triumph wie in seinen aus Conans (und später Colberts) Late-Night-Show bekannten Auftritten ahnungslose Nicht-Schauspieler beleidigt. Comicmessenbesucher, Paparazzi oder Hipster sind seine Opfer; die "Live"-Momente sind stets in die Handlung eingebettet, vermischen sich teils mit den "Drama"-Parts, gelegentlich wird die Vierte Wand durchbrochen, mal wird improvisiert ... es ist alles äußerst bizarr. Und sehr witzig! Zu den angemessen abgefahrenen Gästen gehören Michael Winslow (der Geräuschimitator aus "Police Academy") und Tay Zonday (der "Chocolate Rain Guy").

Bei The Cockfields ist mir ärgerlicherweise ein Fehler unterlaufen: Ich habe das Christmas Special, welches eigentlich das Finale der zweiten Staffel darstellt, vor dieser gesehen. Ich wunderte mich, warum überhaupt nicht erklärt wurde, dass Simons Freundin plötzlich von einer anderen Darstellerin (nämlich nicht mehr Diane Morgan, sondern Susannah Fielding aus "This Time with Alan Partridge") verkörpert wurde. Erst in Folge 2.01 wurde mir dann klar, dass es sich nicht um einen Fall von unkommentiertem Schauspielerinnenaustausch handelte, sondern dass unser Protagonist zwischen den Staffeln eine neue Partnerin – nun seine Verlobte – kennengelernt hat. Im weiteren Verlauf passierte bis zum Weihnachts-Spezial jedoch nichts Gravierendes mehr, so dass ich abgesehen davon, dass mir ein, wenn auch nicht unwichtiges, Storydetail erst "nachgeliefert" werden musste, den Rest wie gehabt genießen konnte.
Ich hatte 2022 gar nicht erwähnt, dass neben Joe Wilkinson der bereits an anderer Stelle im Blog gelobte David Earl als Co-Autor und -Creator von "The Cockfields" fungiert – und obendrein eine kleine Rolle als Nachbar hat. Beide Komiker hatte ich früher sogar miteinander verwechselt!
PS: Letzten Monat hatte ich vergessen zu schreiben, dass ich enorm dankbar war, "The Responder" mit Untertiteln geschaut zu haben. Ich hätte die Figuren mit ihrem klassengemäß stark ausgeprägten Liverpudlian sonst praktisch nicht verstanden. Bei "The Cockfields" nun standen mir leider keine Untertitel zur Verfügung, und ich hatte Schwierigkeiten, die Sätze (gottlob nur) eines Charakters, nämlich Simons Vater, zu entschlüsseln. Das Gesamterlebnis trübte dieser Umstand indes kaum; mehr als einmal habe ich buchstäblich Tränen gelacht.

Eine Miniserie von Steven Moffat, in der auch noch zwei Darstellerinnen spielen, die in dessen "Doctor Who"-Tribunat tragende Säulen waren (Karen Gillan, Alex Kingston)? Douglas is Cancelled nicht zu sehen war keine Option. Dass ich mich vorab nicht informiert hatte, wohin die Reise in diesem britischen Vierteiler über Cancel-Culture geht, war ein Segen. Die ersten zwei Episoden waren eine turbulente Workplace comedy, eine satirische Abrechnung mit Social Media und dem Fernsehgeschäft, die nach allen Seiten austeilt, ohne Missstände herunterzuspielen. Folge Nr. 3 überrumpelte mich dann total, wurde ich doch Zeuge eines Kammerspiels, das zur beklemmendsten Stunde meines Serienjahres werden sollte. Die Achterbahnfahrt endete schließlich in einem Finale, das dieser Bezeichnung würdig war. Unvorhersehbare Wendungen, glaubwürdige Stimmungsbilder und messerscharfe Dialoge: "Douglas is Cancelled" trägt Moffats Handschrift von vorn bis hinten, und ich liebe es.
Kurioserweise treten hier sowohl Joe Wilkinson (s.o.) als auch Simon Russell Beale, der mir zurzeit allwöchentlich in "House of the Dragon" begegnet, in Nebenrollen auf! Hugh Bonneville als Titel-"Held" überzeugt.