Landschaftsgärtnerei ist ja ein endloses Faszinosum. (Ein Satz, von dem ich vor 20 Jahren auch nicht gedacht hätte, dass ich ihn mal äußern würde.) Insbesondere jene historisierenden Gestaltungselemente, die in Anlagen des 18. und 19. Jahrhunderts Einzug fanden, laden zum Staunen wie zum Schmunzeln ein, man denke an künstliche Ruinen und pseudomittelalterliche Gemäuer. Im Zuge der Recherchen für mein Binneninselbuch lernte ich das Konzept des Scheinfriedhofs kennen, vgl. etwa Rousseau-Inseln.
Die vorletzte Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung stellte wiederum etwas vor, von dem ich noch nie gehört hatte: In der Rubrik "Dem Geheimnis auf der Spur" ging es um Schmuckeremiten (Artikel leider hinter Paywall). Das waren menschliche Zierelemente speziell in englischen Landschaftsgärten: Freiwillige, vorzugsweise fortgeschrittenene Alters, verpflichteten sich für mehrere Jahre, sich für ein paar Stunden täglich als naturromantisch verwahrloste Einsiedler in eigens eingerichteten Outdoor-Klausen grübelnd, chillend oder schmökernd zu präsentieren, zur Steigerung der "Authentizität" und zur Erbauung der Flanierenden. Auch in Deutschland soll es solche lebenden Gartenzwerge gegeben haben. Im Bergpark Kassel-Wilhelmshöhe könnte ich mir einen Schmuckeremiten ohne Weiteres auch heute noch vorstellen.
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