Erst sehr spät in meinem Leben habe ich gelernt, dass Wattenscheid und Uerdingen keine Städte, sondern Stadtteile sind. Mir waren die dazugehörigen Fußballmannschaften ein Begriff, und mein Gehirn hat wohl irgendwann den Schluss gezogen: Wenn es dort einen Sportverein gibt, wird es schon eine richtige Stadt sein. Wo genau diese Städte liegen, hatte ich mich nie gefragt, bis mir – wie gesagt, sehr spät in meinem Leben – der Gedanke kam: Komisch, es gibt Orte in Deutschland, die man nur wegen der dort beheimateten Fußballclubs kennt. Dann schlug ich nach und erfuhr, dass Wattenscheid ein Bezirk von Bochum und Uerdingen ein Bezirk von Krefeld ist. Als ich später erstmals von einer Mannschaft namens SV Elversberg hörte, recherchierte ich lieber sofort, und siehe: Elversberg ist auch keine eigenständige Gemeinde!
Letzte Woche nun las ich etwas im Spiegel, das mir die Kinnlade bis zur Tischkante herunterklappen ließ: "Wanne ohne Eickel. Die einst stolze Zechenmetropole Wanne-Eickel heißt heute nur noch Wanne und ist ein Stadtbezirk von Herne. Mithilfe von Beratern sucht der Ort eine neue Identität. Kann eine Stadt sich neu erfinden?" Waaaas?!
Bereits 1975 hat sich Wanne-Eickel mit Herne zusammengeschlossen. Für mich war Wanne-Eickel seit je eine nicht zu hinterfragende feste Größe, so was wie Castrop-Rauxel, einfach Kult. Der Spiegel bringt die kollektiv wahrgenommene Unsterblichkeit Wanne-Eickels gut auf den Punkt: "Überlebt hat 'Wanne-Eickel' seltsamerweise bis heute als eine Art Slapstickbegriff für die deutsche Provinz. Als Codewort für alles Spießige, mal liebevoll ironisch gemeint, mal mit beißendem Spott. Vielleicht lag es am Klang, 'Wanne-Eickel', allein die Phonetik ist schon ein Lacher."
Den Hauptbahnhof Wanne-Eickel kann man übrigens heute noch anfahren.
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