Donnerstag, 27. Februar 2025

TITANIC vor zehn Jahren: 3/2015

Diese Ausgabe, die erste nach der Charlie-Hebdo-Nummer, verantwortete vertretungsweise Mark-Stefan Tietze, da sich Tim Wolff eine verdiente Auszeit genommen hatte. Die beherrschende Frage bei der Titelkonferenz war, wie wir die neuen, selbsterklärten Satireversteher und Meinungsfreiheitsbefürworterinnen im Lande plump und zugleich hintersinnig vor den Kopf stoßen könnten. Ergebnis war die Umsetzung einer Idee von Moritz Hürtgen:


Um die Zeit des Hefterscheinens herum war ich zu einer Podiumsdiskussion – ich glaube, in Leipzig – eingeladen, an der auch Medienanwalt Christian Schertz teilnahm und sich dabei als entschiedener Gegner des Papst-Titelbildes aus dem Jahr 2012 zeigte. Ich hielt die neue Ausgabe hoch und wollte wissen, was er von diesem Cover halte: Er fand es gelungen und musste darüber lachen. Zehn Jahre später vertritt RA Schertz Herrn Chr. Lindner in einer Unterlassungssache, betreffend einen satirisch ja wohl einwandfrei zu rechtfertigenden Witz. Verstehe einer Juristen!

Jedenfalls wollten wir in diesem Monat mit der Bazooka schießen statt mit dem Florett fechten. Wie weit würden die Tausenden Neuabonnenten mitzugehen bereit sein? Um klarzustellen, dass in der Neuen Frankfurter Schule neben dem Geistreichen eben auch das Pubertäre seinen Platz hat, packten wir noch diese wenig subtile Anzeigenparodie auf die Rückseite:


Die abstoßende Puppe hatten wir eigens für dieses Foto bestellt – wobei sie ein Jahr später noch einmal zum Einsatz kam. Seitdem ruht Susi, wie wir sie tauften, in einem Umzugskarton in unserem Fundus.

Aufmacher in diesem Heft war der Bericht über eine Straßenaktion, bei der ich als fast einziges Redaktionsmitglied nicht dabei war, weswegen ich nichts aus erster Hand darüber erzählen kann. Die Redaktion spielte eine "Freiwillige Steuerwehr e.V.", die an einem Informationstisch Infomaterial und Schnaps verteilte, "um deutsche Bürger nach Auflagen, Sanktionen und möglichst grausamen Strafen fürs kommunistische Bittstellervolk Griechenlands zu fragen und die erhobenen Haßdaten anschließend direkt an die Bundesregierung zu übermitteln."


Am Ende der Aktion war Fotograf Tom Hintner vom übermäßigen Ouzokonsum dermaßen fertig, dass er den gesamten restlichen Nachmittag schlafend verbrachte.


Die Mitte der 2010er Jahre war die große Ära des Verreisens mit Flixbux & Co. Erinnert sich noch jemand an Megabus? Der britische Anbieter war im April 2015 "mit Kampfpreisen von einem Euro pro Fahrt in Deutschland" gestartet (Süddeutsche Zeitung). Und wie näherte sich Titanic diesem eher drögen Wirtschaftsthema? Mit einer von Elias Hauck und Leo Riegel gestalteten Witz-Doppelseite im Stile einer Sechzigerjahre-Illustrierten:


Im Februar 2005, offenbar vom Studium nicht ausgelastet, schrieb ich für mich selbst und ein paar Freunde eine Kurzgeschichte über ein Juniordetektiv-Quartett namens "Die Fairen Fier". Der in einem naiven Tonfall und leicht schiefem Deutsch verfasste Text ließ mich die folgenden Jahre nicht los. Die darin enthaltenen Gags und Formulierungen waren zu schade, um sie vergammeln zu lassen, dachte ich mir, und so gab ich das Stück irgendwann meinen TItanic-Kollegen zu lesen: Wäre das was fürs Heft? War es tatsächlich! Meinem Dokumente-Ordner zufolge war die Geschichte bereits für das Dezemberheft 2014 vorgesehen, wurde dann aber noch dreimal verschoben, ehe sie – veredelt durch Illustrationen von Leo Riegel – auf vier Seiten (28-31) erschien.


Abermals zehn Jahre später kann ich mit Stolz verkünden, dass es ein brandneues zweites Abenteuer der Fairen Fier in Titanic zu lesen gibt!

Weiteres Notierenswertes
- Im März 2015 noch Werbegesicht für unsere Abo-Anzeige (U2), ist Papst Franziskus zehn Jahre später so alt und schwach, dass zahlreiche seiner Anhänger für sein Durchhalten beten.
- Dass Amazon mit seinem eigenen Studio ins Filmgeschäft eingestiegen ist, ist auch schon wieder zehn Jahre her! (Mark-Stefan Tietze: "Zittere, Hollywood!"; S. 36f.)
- Nachdem vor zwei Monaten ausnahmsweise Rattelschneck den Umblätterer im Essay stellten, hat Stephan Rürup diesmal diesen Platz inne.
- "Letzte Ausgabe von Heinz Strunks 'Strunk-Prinzip'", hatte ich bereits im vergangenen Monat behauptet. Fälschlicherweise, wie ich jetzt sehe: Eine allerletzte Ausgabe gab es doch noch. Danach folgt aber wirklich der Launch der "Intimschatulle", die ich wie gesagt um ein Vielfaches mehr schätze.

Schlussgedanke
Die Produktion dieser Ausgabe ist mir als Kraftakt in Erinnerung, das Ergebnis kann sich aber wieder mal sehen lassen.

Dienstag, 25. Februar 2025

Videospielbewertungs-Roundup (Teil 3 von x)

Heute stelle ich drei Spiele vor, mit denen ich noch nicht durch bin, von denen ich aber einen genügend großen ("groß genugen"?) Eindruck gewinnen konnte, um ein Fazit zu ziehen.

Planet of Lana ist ein weiterer Vertreter des Jump-&-Run-Subgenres "Ein Kind rennt in einer fremdartigen Welt vor grausamen Bedrohungen davon". Erfreulicherweise geht es hier aber weniger blutrünstig zu als etwa in "Bramble", und überhaupt ist diese 2,5D-Welt viel heller und heiterer. Statt durch dräuende Wälder, klaustrophobische Höhlen und verhexte Zivilisationsreste hüpfen wir größtenteils durch Wüsten und Steppen, unser Startpunkt ist gar eine südsee-paradiesisch anmutende Pfahlbautensiedlung. Manchmal geht es zwar auch in den Untergrund, doch insgesamt überwiegen luftige Biome und aufgeräumte Panoramen. Was das Visuelle angeht, wurde ich öfter an die neueren Star-Wars-Produktionen erinnert, in Kritiken, die ich gelesen habe, wurden die Filme vom Studio Ghibli als Vergleich herangezogen. Unsere Gegner sind extraterrestrische Drohnen und Laufroboter, die wir durch Ablenkung, Fluchtmanöver oder technische Manipulation ausschalten bzw. umgehen. Essentiell ist dabei unser Begleiter, ein putziger Hybrid aus Hund und Maki, dem wir kleine Aufgaben (Knöpfe drücken, Seile durchtrennen) überantworten. Die Rätsel sind stets logisch und nie zu simpel; dreimal musste ich bisher gar einen Video-Walkthrough konsultieren. Freies Speichern gibt es nicht, dafür wird nach jedem Puzzle-Abschnitt autogesaved.
"Planet of Lana" ist das Debut des schwedischen Indie-Studios Wishfully.


Wenn ich mich mal eine halbe Stunde entspannen will, werfe ich Little Kitty Big City an. Der Name ist Programm: Als Kätzchen streunen wir durch eine (zugegeben: nicht übermäßig) große City, die übrigens wie eine japanische wirkt, obwohl die Macher, Double Dagger Studio, in den USA sitzen. Wir erledigen Sammelaufgaben, sprechen mit anderen tierischen Stadtbewohnern, nebenbei spielen wir Streiche, verschaffen uns kletternd, springend und schleichend Zugang zu Privatwohnungen und Geschäfte oder begeben uns einfach so in schwindelerregende Höhen, von denen wir auch herunterfallen können, was uns aber nichts ausmacht, denn als Katze landen wir jedes Mal auf allen Vieren. Sterben können wir in diesem kindgerechten Exploration-Abenteuer ohnehin nicht.


Schon sehr, sehr viele Stunden habe ich in The Outer Worlds versenkt. Warum das 2019 erschienene SciFi-Rollenspiel nicht längst Kultstatus erlangt hat, ist mir unbegreiflich. Immerhin stammt es von den RPG-Profis von Obsidian, sieht betörend aus, hat packende Quests, einnehmende Charaktere, pfiffige Dialoge, abwechslungsreiche Planeten und große spielerische Freiheit.
Wäre ich gehässig, würde ich "The Outer Worlds" als "'Fallout'-Rip-off im Weltall" bezeichnen. Tatsächlich sind die postapokalyptische Spielwelt, der Humor sowie etliche Spielmechaniken von Bethesdas Open-World-Franchise mindestens inspiriert. Aber ist das was Schlechtes? Lieber gut geklaut als schlecht neu erfunden! Zumal die Macher allenfalls bei sich selbst "klauen": Die Game Directors von "The Outer World" sind Tim Cain und Leonard Boyarsky, zwei Mitschöpfer der "Fallout"-Reihe. In Bezug auf Ästhetik und Design möchte ich Wikipedia zitieren: "Art director Daniel Alpert described the game's aesthetics as the 'Old West' set in the future. Halcyon was envisioned to be a remote space colony with a 'strong element of heavy machinery'. The art team utilized the Art Nouveau style to depict the corporations and large cities in the game to reflect their elitist nature. The Outer Worlds uses vibrant colors to depict its world, and the team was inspired by works of Alphonse Mucha and Moebius. The use of striking color also helped the world to feel more 'alien', so that Halcyon will be 'familiar, but also slightly different' to players."
Ja, ja, dreimal ja! Mich holt das voll ab. Wie man es von derartigen Spielen gewohnt ist, hat man nach einer Weile genug Geld, Munition, Ausrüstung, Bauteile und Crafting-Zubehör angehäuft, um seinen Charakter nach Belieben zu individualisieren, auszuschmücken und aufzupowern. Nicht aber zu overpowern, unterfordernd werden die Kämpfe nämlich nie. Wie z.B. bei "Fallout 4" leveln die Gegner mit, so dass ich es immer noch regelmäßig mit Monstern zu tun bekomme, die mich und meine bis zu zwei Begleiter/innen aus den Latschen hauen. Das einzige, was mich inzwischen ein wenig nervt, ist die Musik. Die wiederholt sich zwangsläufig halt doch und plätschert weder so banal dahin, dass man sie schlicht ignorieren kann, noch ist sie so episch, wie etwa bei "Skyrim", dass man selbst nach hundert Stunden noch gerne hinhört.
Trotzdem: Eine knallbunte, hervorragend eskapistische Space-Gaudi mit irrwitzigen, mitunter schwarzhumorigen Ideen, die mich hoffentlich noch lange beschäftigt.

Sonntag, 23. Februar 2025

Kosmischer Horror

Galaxien setzen sich zusammen aus Sternen, Planeten und sonstigem Gedöns. (Offenlegung: Ich bin kein Astronom.) Mehrere Galaxien wiederum bilden Galaxienhaufen. Damit ist zwar bereits das Ende meiner Vorstellungskraft, nicht aber das der Fahnenstange erreicht: Es gibt nämlich sog. Supercluster, welche aus Haufen von Galaxienhaufen bestehen.

Die weitläufigste dieser Strukturen ist kürzlich entdeckt worden: Sie wurde "Quipu" getauft (nach der Knotenschrift der Inka, deren Reich auch die Atacama-Wüste umfasste, wo sich die zum Einsatz gekommenen Teleskope befinden), beinhaltet nicht weniger als 68 Galaxienhaufen und hat eine Ausdehnung von 1,4 Milliarden Lichtjahren. Quipu "erstreckt sich von uns aus gesehen über grob drei Viertel des Himmelsrundes" und ist somit "das größte aller Dinge" (FAZ, 18.2.2025), wobei der Zusatz "... des beobachtbaren Universums" nötig ist. Was die Sache bloß noch beunruhigender macht: Es gibt also im für uns nicht sichtbaren Teil des Alls womöglich noch riesigere Strukturen? Ja, sagt der Astrophysiker Hans Böhringer vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, der die Erkenntnisse zusammen mit seinem Team demnächst im Journal Astronomy & Astrophysics veröffentlichen wird und von dem mich interessieren würde, wie er nachts schlafen kann: "Größere Gebilde könnten – durchaus wahrscheinlich – auftauchen, wenn wir immer größere kosmische Volumina untersuchen" (zit. n. derstandard.de).

Von mir aus müssen "wir" so was nicht untersuchen, denn mir wird schon schwindelig, wenn ich über die Tiefe der Erdozeane nachdenke. Aber spannend ist es schon.

Freitag, 21. Februar 2025

Am Maulbeerbaum gerüttelt (oder: Ein Ring, sie zu knechten)

"Angesichts des vollmundig-beerig-herben Geschmacks wundert man sich, dass man diese mal roten, mal weißen, mal schwarzen brombeerartigen Früchte nie auf dem Wochenmarkt oder in der Obstabteilung sieht. Der Grund ist ihre Fragilität, beim Transport zermatschen sie. Als Saft ist die Maulbeere aber inzwischen in jedem Reformhaus und getrocknet im Asialaden zu finden."

So steht es in meinem Inselbuch, im Kapitel über die Maulbeerinsel im Neckar. Dass die Maulbeere in getrockneter Form erhältlich ist, wusste ich spätestens, als ich 2014 von Veronica Ferres' Vorliebe für diesen Snack erfuhr. Weder im Asialaden noch anderswo hatte ich jedoch danach je Ausschau gehalten. Als ich im Advent 2024 meine alljährliche Pilgerreise zum Kaufland unternahm, kam es dann zu einem Spontankauf. Getrocknete Maulbeeren waren dort nämlich im Trockenobstregal – zum überraschend niedrigen Preis – zu haben. Seitdem streue ich mir fast jedes Mal, wenn ich Müsli esse, ein paar der leckeren Beeren hinein.


Weniger angetan bin ich von getrockneter Ananas. Ich benötigte solche für ein Muffin-Rezept und habe noch viel zu viel davon übrig. Hin und wieder "gönne" ich mir einen Ring, finde sie aber zu sauer und schlecht zu kauen. Wenigstens lösen sie bei mir kein Kribbeln in der Mundhöhle aus; Trockenfrüchte scheinen generell weniger starke bis gar keine allergischen Reaktionen auszulösen.

Mittwoch, 19. Februar 2025

Einige Gedanken zu #SNL50

Im Rahmen des 50-jährigen Bestehens von "Saturday Night Live" hat NBC sich nicht lumpen lassen und vor der großen, wirklich gelungenen Jubiläums-Show mehrere nicht minder tolle Specials ausgestrahlt: eine vierteilige Dokumentation (von denen eine ganze Folge ausschließlich dem Making-of von "More Cowbell" gewidmet war!), den Dreistünder "Ladies & Gentlemen" über "50 years of SNL music", ein "Homecoming Concert" in der Radio City Music Hall sowie ein Red Carpet Event.

Insbesondere der erhellende Vierteiler machte noch einmal deutlich, wie stark der Einfluss von Lorne Michaels auf die Show nach wie vor ist. Als Executive Producer könnte der Achtzigjährige sich genauso gut zurücklehnen, ein- bis zweimal die Woche ins Studio kommen und die fertige Sendung abnicken, während die wesentliche Arbeit von einem fähigen Zirkel Vertrauter erledigt wird, aber nein: Bei der Auswahl der Sketche hat Lorne das letzte Wort, keine einzige Zeile geht ohne seinen Segen über den Äther, den exakten Ablauf der Show bestimmt er nahezu allein, nichts wird dem Zufall oder Untergebenen überlassen. Umso schleierhafter ist mir, dass sich immer wieder humoristische Kardinalsünden einschleichen – und zwar seit ungefähr Staffel 42 häufiger als vorher –, die ein Comedy-Fachmann mit über einem halben Jahrhundert Erfahrung niemals durchgehen lassen dürfte. Ich beziehe mich hier vor allem auf das unsägliche "explaining the joke". Dass Witzerklärung der Tod der Pointe ist, hat man bei SNL offenbar vergessen, oder es ist allen Beteiligten egal. Wobei ich seit Beginn von Season 49 wieder eine allgemeine Qualitätszunahme beobachte, nachdem vor fünf, sechs Jahren noch regelmäßig Ausgaben liefen, die das Prädikat unwatchable streiften. Unter anderem die ermüdenden cameo fests und das ständige breaking sind deutlich zurückgegangen. Es gibt auch keine Ensemblemitglieder mehr, die mich nerven, ja sogar solche, die mich früher genervt haben, konnte ich inzwischen liebgewinnen (Mikey Day, Bowen Yang) oder zumindest tolerieren (Please Don't Destroy).

In bleaker news: Mein Projekt "Sämtliche Episoden von SNL sehen" ist zu einem unfreiwilligen Stopp gekommen. Mir "fehlten" nur noch elf Staffeln, welche sich seit 2021 ganz einfach im "Internet Archive" nachholen ließen, weil sie dort zu meiner Freude jemand komplett hochgeladen hatte. Ende 2024, ich war gerade mitten in Season 7, war jedoch plötzlich alles weg. Alle. Episoden. Gelöscht. Und ich dachte, was einmal auf archive.org landet, bleibt auf ewig da! Nun bin ich wieder in der Situation, wo ich mich in zwielichtige Gegenden des Internets begeben muss, denn auf legalem Wege ist historisches SNL-Material berüchtigerweise nicht zu beschaffen. Ein Kommentator im "One SNL a Day"-Blog brachte vor einer Weile die Misere auf den Punkt:

I have to say… the video legacy of SNL has been treated like garbage.

Aside from the excellent season 1-5 DVDs, what do we have? A bunch of cheaply packaged, truck-stop-grade DVDs of chopped up sketches that purport to be the best of certain cast members…. some of whom were barely integral to the show when they were on it, let alone now, decades later.

We have edited-to-death online versions of certain episodes that are buried in other services.

We have a yawning, 25 year gap on Hulu (last I checked) for full episodes — and that’s a service that’s tanking. I can see every millisecond of Peter Saarsgard on Hulu, but screen legend Robert Mitchum is MIA.

Then there’s a totally random selection of sketches on the atrocious NBC website for anyone who loves mislabeled files that are constantly buffering … and they don’t even pick the best ones! I can forgive the omission of sketches for music rights (Buckwheat sings, for example), but from this very episode I’m commenting on, they paid to get Chippendale’s online. No love for Eddie?

And so to find everything else, we’re left with crappy smartphone video shot off a TV screen, horrible sounding Dailymotion uploads that get removed, weird foreign websites sourced from 20 year old Comedy Central broadcasts on VHS, and the occasional sketch that sneaks onto YouTube… till Broadway Video takes it down.

But WHY?

If their goal is to prevent others from profiting, well, what’s stopping you guys from posting the content yourselves? What are you waiting for? Some new format where video is injected directly into the bloodstream with the accompanying pharmaceutical-grade markup?

Does Broadway think reruns on E! and VH1 will suddenly become super profitable and popular again?

Is there some forthcoming SNL paid app with every sketch ever (which would be amazing)?

Are they trying to quash anything embarrassing from the past? Well I have news for you: the stuff that IS being posted up isn’t always the best.

SOMEone is looking at every episode and saying “post this sketch, but not that one.”

And whoever this hipster is has ZERO regard for the audience. They have ZERO sense of history or quality. They have ZERO social media savvy. They have ZERO sense of humor. Maybe send this person back to the NBC legal clerk intern program and choose someone who, oh, I don’t know, watched the show before 2017.

Because right now, SNL from before ‘17 has been treated like crap.

Consider this: I can get every episode of Welcome Back, Kotter (which debuted the same season as SNL) delivered to my door step in 24 hours.

But if I want to see James Brown rocking 8H, or Howard Cosell as Ed Grimley, or Francis Ford Coppola directing George Wendt, or Donald Trump selling chicken, or the “Ghost” sketch from this very episode… it’s close to impossible.

Season 7 zu erleben, war für mich aus mehreren Gründen etwas Besonderes. Nicht nur handelte es sich nach dem auf seine eigene Weise ergründenswerten, weil als desaströs geltenden Jean-Doumanian-Jahr um die erste von mehreren "Wiedergeburten" der Show – sie atmet zudem den Geist einer Ära, die mich ungemein fasziniert. New York war in den 1980ern ein dunkler, rauer, abgerockter Moloch, auf dessen Zustand bereits die opening montage mit ihrem gritty Schwarz-Weiß und Mel Brandts Ansage "From New York, the most dangerous city in America” verweist. Dass in diesen Jahren die gesamte Kreativszene permanent bis in die Haarspitzen zugekokst war, merkt man dem Chaos und der Quirligkeit der von Dick Ebersol produzierten Staffeln an. Und dann ist da noch Eddie Murphy! Glücklicherweise konnte ich bereits die Ausgabe von Halloween 1981 sehen, die erste nach meiner Geburt gelaufene! Die ist insoweit legendär, als sie eine der wildesten, unvorhergesehensten musikalischen Performances der SNL-Geschichte enthielt (Fear!). Wer weiß, wann ich mein fernsehhistorisches Vorhaben werde fortsetzen können. Bis dahin freue ich mich jedenfalls auf die nächsten (wenn auch nicht notwendigerweise 50) Jahre, denn das Anniversary Special hat nicht nur mich versöhnlich gestimmt: "It’s kinda stupid that sometimes I need to be reminded that I love this show because it’s a sketch show and hit & miss by design but goddamn, I do love this show." (@ThatWeekInSNL auf Twitter)

Montag, 17. Februar 2025

Tarte-Ort Backofen

Of(f)enlegung: Nicht alle Personen, denen ich das folgende Gericht vorgesetzt habe, würden es als ihre neue Leibspeise bezeichnen. Ich persönlich fand es auch nicht überragend, aber mindestens "interessant". Das französisch angehauchte Rezept stammt aus dem "Kochquartett" des Süddeutsche Zeitung Magazins und trägt den schlichten Titel "Tarte mit Trauben, Ziegenkäse und Pinienkernen".

120 g kalte Butter in Flocken werden mit 200 g Mehl, 1/2 TL Backpulver, 1 TL Salz, 1/2 TL Zucker und 4 EL kaltem Wasser zu einem Teig verknetet, welcher in eine Frischhaltefolie gewickelt und eine Stunde lang kühl ruhen gelassen wird. Bis zum Ende der Teigruhezeit 400 g kernlose dunkle Trauben waschen und halbieren (sehr kleine Beeren können freilich ganz bleiben).

Eine gefettete Springform mit dem Teig auslegen, dabei einen nicht zu hohen, nicht zu niedrigen Rand hochziehen. In den Boden ein paar Mal mit einer Gabel einstechen. Den Boden etwa 10 Minuten blindbacken, aus dem Ofen nehmen, diesen aber heizen lassen. 2 EL Butter in einer Pfanne schaumig erhitzen, dann die Trauben sowie 2-3 TL getrockneten Thymian (bzw. die Nadeln von 3 frischen Stielen) in die Butter geben und darin schwenken. 2 EL braunen Zucker darüber streuen, leicht karamellisieren lassen. Mit 3 EL Sherry ablöschen. (Ich hatte keinen Sherry im Haus und habe stattdessen Calvados genommen. Passt irgendwie auch.) Pfanne von der Hitzequelle nehmen. Den Teigboden mit 2 EL Dijonsenf bestreichen und mit 4 EL Semmelbröseln bestreuen. Die Trauben darauf in einer einzigen Schicht ablegen (Flüssigkeit in der Pfanne lassen bzw. vorher abgießen). 200 g Ziegenfrischkäse darüber bröseln/streichen. Mit frisch gemahlenem Pfeffer würzen und ganz oben 3 EL Pinienkerne, die man zuvor ohne Fett in einer Pfanne etwas angeröstet hat, verteilen. Das Ganze circa 25 Minuten backen.

Samstag, 15. Februar 2025

Videospielbewertungs-Roundup (Teil 2 von x)

Das von Genrevertretern wie "Limbo" und "Little Nightmares" etablierte Prinzip, kindliche, hilflose Protagonisten in rätselhafte Horrorszenarien zu werfen, treibt Bramble: The Mountain King von 2023 auf die Spitze. Das Grauen wirkt hier noch stärker, weil der Knuddelfaktor – als Gegengewicht – ebenfalls gesteigert wurde: Wenn wir über sonnenbeschienene Blumenwiesen hüpfen und Waldzwergen in putzigen Pilzdörfern begegnen, denken wir uns: Ei, was für ein putziges Familienspiel! Nur um dann von einer Stachelfalle oder einem Troll umso kälter erwischt zu werden. Die Schweden von Dimfrost Studio haben sich großzügig im Bestiarium der nordischen Folklore bedient und präsentieren uns ein paar der albtraumhaftesten Monster, die ich je in einem Jump-and-Run(-and-Sneak) erlebt habe. Wegen der furchterregenden (und zum Schluss hin recht knackigen) Bosskämpfe sowie der expliziten Darstellungen von Infantizid empfiehlt sich "Bramble" eher für ältere Semester; bzw. was heißt "empfiehlt" – in Deutschland ist das Game ab 16, nach dem PEGI-System sogar erst ab 18 Jahren freigegeben.
Leider konnte ich das graphisch und erzählerisch absolut überzeugende Abenteuer nicht abschließen, da "Bramble" zwischendrin aus dem Xbox-Game-Pass verschwand. Viel fehlte allerdings nicht mehr bis zum Ende, wie ich später durch Gronkhs Let's Play erfahren habe.


Weil eben schon von "Limbo" die Rede war, bietet es sich an, kurz auf Somerville einzugehen. Dino Patti, Mitbegründer von Playdead, dem dänischen Indie-Studio hinter "Limbo" und "Inside", gründete nämlich 2017 zusammen mit dem Briten Chris Olsen die Spieleschmiede Jumpship und arbeitete fortan mit Olsen, der seit 2014 Vorarbeit zu "Somerville" geleistet hatte, an dessen Fertigstellung, welche schließlich Ende 2022 gelang. Im Geiste der genannten Puzzle-Plattformer ist "Somerville" dahingehend, dass auch hier ein gewöhnlicher John Doe (diesmal ein erwachsener) mit einer beunruhigenden Ausnahmesituation konfrontiert wird, für die keine Erklärung geliefert wird und die mit zahlreichen potentiell tödlichen Bedrohungen einhergeht. Während der unfreiwilligen Odyssee des von seiner Familie getrennten Helden wird kein einziges Wort gesprochen, dennoch kommt es zu emotionalen Momenten. Die Rätsel sind deutlich anspruchsvoller als bei "Limbo" und "Inside", zudem mit mehr Action verbunden; man brutzelt, lasert und leuchtet sich mithilfe fremdartiger Technologien durch bizarr veränderte Landschaften, bekommt es mit Schiebe- und Stromkreisrätseln zu tun, zudem muss man in gewohnter Duck- und Schleich-Manier diverse außerirdische Entitäten umgehen.
Dank mitreißender "Kamera"-Führung und spielerischer Linearität im positiven Sinne hat "Somerville" geradezu den Flow eines interaktiven Spielfilms. Allein, dieser Film weiß nicht, wann es zu viel des Guten ist. 'Das wäre jetzt das perfekte Ende!', habe ich mehr als einmal gedacht, nur um dann einen weiteren Abschnitt vorgesetzt zu bekommen. Gegen ordentlich Inhalt fürs Geld ist nichts einzuwenden (und howlongtobeat.com veranschlagt selbst für Komplettionisten gerade mal viereinhalb Stunden), doch dieses Aneinanderklatschen von immer neuen Volten und Epilogen gab mir das Gefühl, hier wurde unnötig gestreckt. Weil ich für "Somerville" letztlich nichts zahlen musste, weil auch dieses Spiel im Game-Pass inkludiert war, und ich die meiste Zeit Spaß hatte, will ich mich aber nicht beschweren.


Ebenfalls im Game-Pass enthalten: As Dusk Falls aus den Xbox Game Studios, ein episodisches Abenteuer allererster Güte. Man lasse sich nicht von der gewöhnungsbedürftigen Präsentation, die von der GamePro passend als "grob bewegter Comic" bezeichnet wurde, abschrecken. Nach einer Weile fand ich diesen erfrischenden Stil sogar sehr einnehmend und dem Storytelling dienlich: Auch wenn sich die Gesichter und Lippen der Figuren nicht fließend bewegen, kommen diese glaubwürdig und überhaupt nicht uncanny rüber – wozu das herausragende Voice-Acting seinen Teil beiträgt. "As Dusk Falls" ist mehr Film als Spiel und dürfte auch Leuten gefallen, die sonst kaum zocken. Die Quicktime-Events sind bewältigbar (wobei ausgeprägtes Reaktionsvermögen belohnt wird), größtenteils treibt man diesen teils hochdramatischen Action-Thriller durch das Treffen schwerer und schwerwiegender Entscheidungen voran. Nach jedem Kapitel gibt es eine zeitstrahlartige Auswertung der getroffenen Entscheidungen, so dass man die Konsequenzen seines Handelns nachvollziehen kann. Der Wiederspielfaktor ist demgemäß hoch. Neben dem streckenweise schweißtreibenden Plot und den Auswirkungen jedweden Eingreifens in das Geschehen hat mich das Setting überzeugt: Arizona im Jahr 1998. Wer jetzt noch hadert, möge anhand eines Testvideos entscheiden (!), ob "As Dusk Falls" das Richtige für ihn oder sie ist. Spoilerfrei und ausgewogen ist zum Beispiel das von Gamersglobal:

Donnerstag, 13. Februar 2025

Some Brain Droppings

Tipp: nicht immer sich selbst, sondern auch mal jemand anderem die Blöße geben

Sei nicht immer nur erpicht, erpiche auch mal selbst!

Iggy Pops nächste Tournee sollte "Gaudeamus Iggy-Tour" heißen.

Ballbesitz ist Balldiebstahl.

Einem Fisch die Grätchenfrage stellen

Harpunen? Damit kannste mich jagen!

Leichen in Teppichen einwickeln ist camp.

Komplett mystisch: Spüllappen, die bretthart werden, wenn sie trocknen

Diese Woche das Wort "Kinderwunschzettel" gelesen. Sprache ist toll.

Wäre ich Bundeskanzler, würde ich als erstes den Nutri-Score abschaffen und ihn durch einen SCHMECK-SCORE ersetzen: Die leckersten Lebensmittel bekämen A, die unappetitlichsten E wie "eklig".

Erich Talahonecker

Für mich ist "Stirb langsam" nicht nur ein Weihnachtsfilm, ich gehe noch weiter: "Stirb langsam" ist ein sowjetischer Märchenfilm.

Gibt es eigentlich bescholtene Bürger?

Eins muss man der Generation Alpha lassen: Den Satz "Alle Menschen werden Brüder" hat sie sich zu Herzen genommen!

Cy 2mbly

Vlas Belang - die Puddingpartei

Nicole Kidgirl in: Babyman

In Köln bestelle ich gerne mal "ein Kölnisch".

Auf einem Alete-Glas steht "Füttere dein Kind unter Aufsicht und wenn es sitzt". Man braucht heutzutage also zwei Personen zum Kinderfüttern: eine, die den Löffel führt, und eine, die den Vorgang beobachtet. Ich finde das übertrieben.

Ich, wenn ich nicht rennen kann, weil ich zu viel trage: "Krass, wie in einem Videospiel!"

Lord Vivec Ramaswamy

Schmeckt leicht holzig: Verschnitt aus Asti und Zweigelt

Horton hört die Signale

Audience flaw

Ist mir egal, ob das jetzt Skyr heißt - für mich bleibt es "Dänischer Bettenjoghurt"!

Die erste Frau im All: Lady Gagarin

"Und was machen Sie beruflich?" - "Parkett und Laminat." - "Verlegen?" - "Nö, inzwischen recht selbstbewusst."

Herpes of Might and Magic

George Carlin > Călin Georgescu

Ach ja, du liebst Deutschland? Nenne alle Städte!

Merowinger gegen Mähroboter

Sketchidee
Eine Band tritt auf. Der Sänger hat den Text des ersten Songs vergessen. Um Zeit zu schinden, rennt er armwedelnd im Kreis. Erst johlt das Publikum mit, nach 15 Minuten verlassen die Ersten das Venue. Der Sänger stürzt irgendwann zu Boden, übergibt sich, weint.

Inflation im Westen Indiens - da ist Gujarat teuer.

Ich liebe es, "Avengers" hessisch auszusprechen.

Im Gegensatz zum U-Rezept ist das E-Rezept ernst.

Jedes Mal wenn ich Knorr Salat-Krönung anrühre und lese "3 EL Wasser und 3 EL Öl", muss ich "Ein Drittel Heizöl, zwei Drittel Benzin" vor mich hin singen.

Gott schuf die Miniaturbäume in Frankreich. Und Er sah, dass es bon sei.

Näht Bargatze?

Konzept: süß-saure Schokolade

Ich stell's mir anstrengend vor, als Deutsche/r einen französischen Nachnamen zu haben, den man auch deutsch aussprechen kann (vgl. Inge Maux, Karsten Dusse). Ich würde irgendwann nachgeben und sagen "Ja sprecht's halt deutsch aus, ihr Barbaren!"

Eine Sache, die ich noch nie in meinem Leben getan habe und auch nie tun werde: mir Luft zufächeln.

Dienstag, 11. Februar 2025

Google und ich: Es bleibt kompliziert

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr veröffentlichte ich einen Beitrag mit der Überschrift "Bei Google wird alles schlechter, Teil 398". Heute habe ich der Liste von Dingen, die dafür sorgen, dass ich immer weniger Freude an Google habe, zwei weitere hinzuzufügen.

1.) Die Google-Umfrage-App, mit der man sich auf einfache Weise ein paar Cent verdienen konnte, hat zuletzt keine (Um-)Fragen mehr ausgespuckt. Stattdessen wurden mir ständig "Belegaufgaben" gestellt: Ich möchte doch bitte die Quittung von meinem letzten Einkauf abfotografieren und hochladen. Darauf habe ich aber keine Lust, daran konnten auch die regelmäßigen Pushnachrichten mit dem Lockruf "Extra Guthaben mit Belegaufgaben" nichts ändern. Und so habe ich die App nach fast zehn Jahren der Nutzung deinstalliert. Das Google-Play-Guthaben in Höhe von 4,22 Euro werde ich demnächst einlösen, um auf Youtube den Film "The Banshees of Inisherin" zu leihen (3,99 €); der ist nämlich weder auf den üblichen Streaming-Plattformen noch als physisches Leihmedium in der Stadtbibliothek erhältlich.

2.)

(Hintergrund auf heute.de)

Sonntag, 9. Februar 2025

Videospielbewertungs-Roundup (Teil 1 von x)

"Irgendwann werde ich es schaffen, meine zuletzt gespielten Computer- und Xbox-Games in einem Sammelbeitrag vorzustellen", schrieb ich im Oktober vergangenen Jahres. Heute ist es endlich soweit – wobei es nicht auf einen Sammelbeitrag hinauslaufen wird: Es hat sich mittlerweile so viel angesammelt, dass ich den Rezensions-Rundumschlag splitten muss. Ich will schließlich nicht nur ein, zwei Sätze zu jedem Game runtertippen; das bin ich euch schuldig.

Ganze 36,5 Stunden habe ich mit Pathfinder: Wrath of the Righteous verbracht. Das ist viel, aber nicht so viel, wie man erwarten würde, oder? Let me explain. In meiner Freizeit bin ich Mitglied einer Pen-&-Paper-Gruppe, die seit etlichen Jahren das Pathfinder-System nutzt, daher kann ich recht gut einschätzen, wie gelungen die Versoftung durch Owlcat Games ist, nämlich sehr! Und ich liebe es, mich in den zahlreichen Anpassungsmöglichkeiten, dem Charakterausbau und dem Crafting-System zu verlieren. Einsteiger mögen von der Freiheit erschlagen werden, ich finde es geil, wie viel Liebe und Regelwerkstreue in dieses Abenteuer geflossen sind. Diese Optionen, diese Tiefe, diese Komplexität! Die Kämpfe, die man wahlweise in Echtzeit oder rundenbasiert ablaufen lassen kann (ich bevorzuge natürlich Runden!), gehören mit zu den besten, die ich je in einem Computer-RPG erlebt habe. Nicht selten sind sie massiv. Wenn wieder einmal ein Dutzend höllischer Abominationen ("mongrels") vor einem steht, denkt man sich knöchelknackend: Zum Glück habe ich in den nächsten zwei Stunden nichts vor. Die Story ist nicht bahnbrechend, aber spannend genug, die Begleiter/innen sind toll geschrieben und interessant.

(Screenshot von Gamersglobal)

ABER. Ein dicker Wermutstropfen fällt einem beizeiten auf. Der Spieler wird direkt in das Geschehen geschubst, von Anfang an geht es turbulent zu, eine bedeutungsvolle, actionlastige Sequenz folgt der nächsten, man hat keine Gelegenheit zum Durchschnaufen. Was fehlt, ist eine Art Hub, ein Ort, in den man nach einer geschlagenen Schlacht zurückkehren kann, um zu rasten, zu handeln, Sightseeing zu betreiben oder seichte Nebenquests zu erledigen. Ich hätte mir so etwas wie Athkatla in "Baldur's Gate II" gewünscht, eine zentral gelegene Stadt, an deren Look, Vielfältigkeit, aber auch Vertrautheit man sich jederzeit erfreuen kann. Über das Fehlen einer solchen hätte ich noch hinwegsehen können, würde nach der Hälfte der Kampagne (oder nach einem Drittel?) nicht eine Art Zusatzauftrag bzw. ein Parallelspiel eingeführt, das zum Weiterkommen unabdingbar ist: der Kreuzzug. Zitat Gamersglobal: "
Fortan durchquestet ihr nicht mehr nur mit eurer eigenen Party die Lande, sondern kommandiert auf der Übersichtskarte zusätzlich unabhängige Truppenverbände, mit denen ihr den versprengten Dämonenarmeen zu Leibe rückt. Diese Kämpfe werden auf eigenen, schachbrettartigen Schlachtfeldern ausgetragen – und spielen sich leider noch weniger spannend als die RPG-Gefechte. Im Wesentlichen klickt ihr den Gegner so lange an, bis er umfällt – die zahlenmäßig stärkere Fraktion gewinnt. Überspringen könnt ihr die Auseinandersetzungen nicht. Häufig müsst ihr nämlich erst mit euren Stoßtrupps den Weg freiräumen, bevor eure Party die nächste Mission erfüllen kann." Ich sag's ehrlich: Das nervt wie Sau. Nachdem ich viermal an so einem Geplänkel gescheitert bin, weil meine Truppen einfach zu schwach waren und ich weder mit Taktik noch Glück weiterkam, musste ich das Spiel schweren Herzens deinstallieren.

Keine zwei Stunden dauert Old Man's Journey, aber diese Reise wird nie vergessen, wer nicht vollends abgestumpft ist. Es geht emotional zu wie in "Up", und das, obwohl kein einziges Wort fällt. Ein alter Mann schnappt sich den Wanderstock und stapft durch eine wunderschöne, französisch angehauchte Landschaft. Wir steuern ihn lediglich mit Mausklicks, müssen dabei aber – und das ist ein enorm innovatives Spielprinzip – die Ebenen jener Landschaft verschieben: Ein Berg wird nach unten gezogen, eine Brücke nach oben; man rückt die Gegend sozusagen zurecht, als würde unser Held durch ein Aufklapp-Bilderbuch marschieren. Schwer zu beschreiben. In Rückblenden lernen wir die Lebensgeschichte des Opas kennen, die dezente Musik unterstreicht die Stimmung. Toll!


Ungewöhnlich ist auch The Lion's Song, zumindest was die Optik angeht. Sepia-Pixel-Look, Retro-Font ("System"), Animationen wie in frühen Graphik-Adventures. Die vier Episoden dieses Point-and-Click-Indie-Games erschienen bereits 2016. Das Entwicklungsstudio Mi'pu'mi Games sitzt in Österreich und verlegt die Handlung ebendort hin. Die Wiener Kaffeehauskultur zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird wunderbar eingefangen. Es geht um Kunst, Kultur und Wissenschaft, im Mittelpunkt steht allerdings das Innenleben der Protagonisten, deren Schicksale, wie man nach und nach erfährt, miteinander verstrickt sind. Bemerkenswerten Kopfnüssen begegnet man nicht, meist kommt es auf das Navigieren durch lebensnahe Dialoge an. Diese weisen leider etliche Komma- und Tippfehler auf, was aber das einzige ist, was den rund fünfstündigen, reichlich melancholischen, nun ja, Spielspaß trübt.


Wer Melancholie mag und von schweren Themen nicht abgeschreckt wird, ist bei Tell Me Why richtig. Ein Vergleich mit "Life is Strange" drängt sich auf, doch ist das ebenfalls von Dontnod entwickelte Coming-of-Age-Drama deutlich weniger clever, was das Gameplay angeht. Im Grunde ist ein solches gar nicht vorhanden. Die "Rätsel" sind nicht der Rede wert, abseits von unspektakulären Sammel- und Kombinationsaufgaben treibt man die Handlung über das Durchsuchen von Räumen und das Interagieren mit Personen voran. Auch die Entscheidungen fallen nie so schwerwiegend aus wie in der "Life is Strange"-Reihe. Doch genug genörgelt. "Tell Me Why" sieht fantastisch aus! Sowohl der Schauplatz Alaska als auch die Handelnden sind exzellent in Szene gesetzt. Die Geschichte ist mitreißend und gefühlsbetont, ohne je unglaubwürdig oder kitschig zu werden. Die Transgender-Thematik wird professionell, i.e. einfühlsam und klischeefrei behandelt. An der Vertonung ist so wenig auszusetzen wie am Umfang des mehrfach ausgezeichneten Episodenspiels aus den Xbox Game Studios.

Mittwoch, 5. Februar 2025

Neues Altes (November '24 - Januar '25)

Gleich zwei Meldungen – die neben vielem anderen hier natürlich nicht unerwähnt bleiben sollen – sorgten Ende letzten Jahres auch über die Archäologie-Community hinaus für Aufsehen: der rheinland-pfälzische Manipulationsskandal und die Frankfurter Silberinschrift. Los geht es aber mit einem Nachzügler aus dem Oktober:
  • Der Mann im Brunnen: Genanalysen bestätigen eine nordische Saga (Tagesspiegel, 31. Oktober) Mithilfe von Erbgutanalysen und der Radiokarbonmethode konnten Forscher Licht in eine in der Sverris Saga überlieferte Begebenheit bei der Schlacht zwischen den "Baglern" und den "Birkebeinern" im Jahr 1197 bringen. Untersucht wurden menschliche Überreste aus den Ruinen der norwegischen Festung Sverresborg.
  • Rätselhafte Zeichen aus Syrien sollen älteste Spuren eines Alphabets sein (Der Standard, 23. November) In Gräbern aus der frühen Bronzezeit fand ein Forschungsteam 2004 in der "Stätte Tell Umm-el Marra, die eine der ersten Städte mittlerer Größe im Westen Syriens war", neben Skeletten, Schmuck und Gebrauchsgegenständen vier kleine "Zylinder aus gebranntem Ton, die mit einfachen Zeichen verziert waren". Könnte es sich um Buchstaben handeln, die mithin älter als die frühesten Alphabete der Welt wären?
  • Archäologie-Skandal in Koblenz weitet sich offenbar aus (swr.de, 25. November) Ein Mitarbeiter der Generaldirektion Kulturelles Erbe in Koblenz soll reihenweise archäologische Funde falsch datiert haben. Unter anderem stellte sich ein Schädel des "Neandertalers von Ochtendung" als 160.000 bis 170.000 Jahre jünger heraus. "Die Ergebnisse datieren demnach das Fragment ins Frühmittelalter (7./8. Jahrhundert nach Christus) und nicht in die Altsteinzeit." Weitere Verdachtsfälle werden untersucht.
  • Was Archäologen auf Karls Erdbeerhof in Döbeln freilegen (Mitteldeutsche Zeitung, 26. November) "'Anhaltspunkte gab es bereits, doch die bronzezeitliche Siedlung ist viel größer als angenommen', sagte Grabungsleiter Thomas Lukas. 'Bislang gab es ein Haus aus dieser Zeit, aber jetzt wurden in etwa 50 bis 60 Metern Entfernung weitere Gruben entdeckt. Die Siedlung ist rund 4.000 Jahre alt und gehört zur Aunjetitzer Kultur, die Epoche, aus der auch die Himmelsscheibe von Nebra stammt.'" Aus einer Siedlung aus der frühen Jungsteinzeit wiederum wurden die Grundrisse von 50 Häusern freigelegt, zudem "etliche große Speichergruben sowie Baugruben, [...] über 30.000 Keramikscherben, rund 7000 Feuerstein-Objekte, rund 500 Mahlsteinfragmente, 200 Steinbeile und Steinäxte sowie 250 Schleifsteine".
  • Seltene römische Brutus-Münze für 1,98 Millionen Euro versteigert ("Spiegel online", 10. Dezember) Sie wurde kurz nach Caesars Ermordung geprägt und zeigt den Mitverschwörer von einem Lorbeerkranz umgeben.
  • "Der älteste Christ nördlich der Alpen war Frankfurter" (Hessenschau, 11. Dezember) Ein 2018 entdecktes Amulett an einem Skelett aus dem Gräberfeld im heutigen Frankfurter Stadtteil Praunheim ist auf den Zeitraum zwischen 230 und 270 n. Chr. datiert worden. "Insgesamt 18 gravierte Zeilen zeigen: Das Amulett ist ein christliches Fundstück, das etwa 1.800 Jahre alt ist. 'Damit ist die sogenannte Frankfurter Inschrift der älteste Nachweis für christliches Leben und die Ausübung christlicher Religion nördlich der Alpen', sagte [Oberbürgermeister Mike] Josef." Eine Umzeichnung der Inschrift, der lateinische Originaltext sowie ihre deutsche Übersetzung finden sich auf der Seite des Archäologischen Museums. (Siehe auch: Überwältigende Presseresonanz auf Frankfurter Silberinschrift, RheinMainVerlag, 29. Januar. Viele weitere Artikel über Googlesuche "Frankfurter Silberinschrift".)
  • Höhle in Galiläa war ritueller Versammlungsort (mdr.de, 12. Dezember) "In der Zusammenfassung der Studie schreiben die Autoren, dass die gewonnenen Erkenntnisse darauf hindeuten, dass die Bewohner der Manot-Höhle aus dem Jungpaläolithikum gemeinschaftliche Aktivitäten ausübten, die sich um ein symbolisches Objekt drehten, das sich im tiefen, dunklen Teil der Höhle befand", nämlich einen "mit Gravuren verzierte[n] Felsblock [...], der in einer Nische der Höhle platziert war und in dessen Oberfläche ein Schildkrötenpanzer-Muster eingeritzt ist".
  • Knochen aus der Bronzezeit zeugen von kannibalischem Massaker ("Spiegel online", 16. Dezember) Knochen von 37 Frauen, Männern und Kindern, die bereits in den 1970er Jahren einer Grube der Stätte Charterhouse Warren in der britischen Grafschaft Somerset entnommen wurden, weisen Spuren massiver Gewalteinwirkung auf. Für die fragliche Zeit von ca. 2000 bis 1500 v. Chr. sei ein solches Massaker, bei dem die Opfer teilweise verzehrt wurden, eher ungewöhnlich.
  • Hunderten Legionären wurde einfach der Kopf abgeschlagen ("Welt online", 30. Dezember) Das Archäologische Museum Frankfurt zeigt bis zum 15. Juni eine Ausstellung über das Massengrab von Scupi, die ich mir auf jeden Fall angucken werde. Im Norden von Skopje wurden 2011 in einer Nekropole südöstlich von dessen antikem Vorgänger mehr als 200 Skelette aus der Zeit der sog. Reichskrise des 3. Jahrhunderts freigelegt. Die überwiegend männlichen Individuen waren entkleidet, wahllos ausgerichtet und allesamt enthauptet worden; höchstwahrscheinlich gehörten sie dem römischen Heer an. "Drei Szenarien sind denkbar: An den Opfern wurde eine Strafe exekutiert [die berüchtigte decimatio]. Oder sie wurden von Invasoren aus dem Barbaricum hingemetzelt. Oder sie fielen in einem Bürgerkrieg?"
  • Hat Bleiverschmutzung den IQ in Europa gesenkt? ("Spiegel online", 7. Januar) Ein internationales Forschungsteam hat "drei Eisbohrkerne aus der Arktis auf Blei-Isotope, vor allem für die Zeit von 500 vor Christus bis 600 nach Christus", untersucht, um Schlüsse auf kognitive Veränderungen der Menschen während der Blüte des Römischen Reiches zu ziehen. "Demnach sank der Intelligenzquotient (IQ) im Römischen Reich bleibedingt im Mittel um 2,5 bis 3 Punkte, in Teilen der Iberischen Halbinsel sogar um mehr als 4 Punkte." Der intensive Bergbau führte u.a. dazu, "dass die Bleibelastung der Atmosphäre im späten 2. Jahrhundert vor Christus ein erstes Maximum erreichte. Einen starken Anstieg verortet das Team dann um das Jahr 15 vor Christus bis in die zweite Hälfte des 2. Jahrhunderts nach Christus". "Außerdem wurde aus dem 10./11. Jahrhundert ein slawisches Gräberfeld mit 35 Körpergräbern entdeckt."
  • Byzantinisches Kloster bei Grabung in Israel entdeckt (Deutschlandfunk Kultur, 7. Januar) Reste von mindestens zehn Gebäuden haben die Forschenden freigelegt. Zu den reichen Funden innerhalb des Klosterkomplexes aus dem 5. bis 6. Jahrhundert zählen Münzen, Gefäße, eine Weinpresse und ein Mosaikboden, der u.a. einen Bibelvers in griechischer Sprache enthält.
  • Archäologen entdecken Grab von Chefzahnarzt der Pharaonen ("Spiegel online", 9. Januar) Ein französisch-schweizerisches Archäologenteam hat in der Totenstadt Sakkara bei Kairo das rund 4000 Jahre alte Grab eines Mannes namens Teti Neb Fu entdeckt, bei dem es sich den Inschriften auf einer Scheintür-Stele zufolge um den "Chefarzt des Palastes, Chefzahnarzt und Leiter der Heilpflanzenabteilung" handelte. Die Grabkammer ist "von bunten Wandgemälden geschmückt".
  • 500 Jahre alte Königskronen lagen in Geheimversteck (Spektrum.de, 14. Januar) In einer Krypta der Kathedrale von Vilnius wurden im ersten Jahr des Zweiten Weltkriegs Insignien polnischer und litauischer Herrscher versteckt, die erst 1931 entdeckt worden waren. Nun sind sie wiederentdeckt worden und sollen noch dieses Jahr ausgestellt werden.
  • Historisches Schiffswrack an Sylter Strand freigespült ("Spiegel online", 15. Januar) Durch heftige Stürme wurden Holzbohlen eines alten Schiffswracks freigelegt, sind jedoch nur bei Flut sichtbar und inzwischen teilweise wieder versandet. 3D-technikgestützte Untersuchungen sollen in Kürze Klarheit schaffen.
  • "Frauenpower" im Keltenreich (scinexx.de, 16. Januar) Analysen der DNA von 57 Toten, die zwischen 100 v. bis 100 n. Chr. "in einer Siedlung des keltischen Stammes der Durotriges in Südengland bestattet worden waren", legen eine matrilineare und matrilokale Gesellschaft nahe – "eine Sozialstruktur, in der Frauen Status und Besitz an ihre Töchter weitergaben und auch den Wohnort der Familien bestimmten". Dies deckt sich mit entsprechenden Andeutungen römischer Geschichtsschreiber über das keltische Britannien.
  • Antikes Luxus-Spa in Pompeji entdeckt ("Spiegel online", 17. Januar) In einem noch relativ unerforschten Gebiet im Zentrum Pompejis, wo kürzlich bereits "eine Bäckerei, eine Wäscherei, zwei Villen und die Knochen von drei Menschen" gefunden worden waren, stand mit Platz für 30 Personen der laut Gabriel Zuchtriegel "vielleicht größt[e] Thermalkomplex in einem Privathaus in Pompeji". "'Die Mitglieder der herrschenden Klasse von Pompeji richteten in ihren Häusern riesige Räume ein, um Bankette abzuhalten', so der Archäologe. [...] 'Es war eine Gelegenheit für die Besitzenden, ihren Reichtum zu zeigen und ihren Gästen eine angenehme thermische Behandlung anzubieten.'"
  • Römischer Goldschatz in Luxemburg entdeckt (Tagesschau, 23. Januar) In den luxemburgischen Ardennen wurden 141 Goldmünzen – darunter allerdings auch Fälschungen – gefunden, die ein wohlhabender Römer um 408 n. Chr. aus Furcht vor raubenden Germanen eingegraben haben muss. Drei davon zeigen den selten abgebildeten Kaiser Eugenius, der das Weströmische Reich nur zwei Jahre lang regiert hat.
  • Mit diesen Superwaffen bewiesen Fürsten ihre Macht ("Welt online", 24. Januar) "In der Nähe von Canterbury in der Grafschaft Kent haben Archäologen auf einem angelsächsischen Friedhof aus dem 6. Jahrhundert ein Langschwert freigelegt, das zu Superlativen anregt." Zu den feinen Verzierungen auf der außerordentlich gut erhaltenen Waffe gehört eine noch nicht identifizierte Runeninschrift. Auch weitere Schätze kamen an der bislang geheim gehaltenen Stätte zutage.
  • Forscher entschlüsseln 1900 Jahre alten Papyrus und stoßen auf antiken Kriminalfall ("Spiegel online", 31. Januar) "Der Papyrus wurde vermutlich bereits in den Fünfzigerjahren in einer Höhle nahe dem Toten Meer gefunden. Lange lagerte er unbeachtet in den Archiven der israelischen Antikenbehörde, im Jahr 2014 entdeckte ihn dort eine Forscherin und begann mit einem Team, den schwer entzifferbaren Text zu übersetzen. Das Dokument stammt ungefähr aus dem Jahr 130 nach Christus, als in Judäa das römische Recht galt und die dortigen Bewohner Steuern nach Rom abführen mussten." Es geht u.a. um Steuerhinterziehung, Erpressung und Urkundenfälschung.
And finally (ab 3:44):

Montag, 3. Februar 2025

ZA-HL

Am Wochenende war ich in Fürth. Dort sah ich mehr als einmal Autos mit FÜ-NF auf dem Nummernschild. Da fragte ich mich: Wie viele Orte gibt es wohl in Deutschland, in denen die Wörter für die Zahlen von 1 bis 9 aus dem dort amtlichen Unterscheidungszeichen und dem/den Erkennungsbuchstaben gebildet werden können? Oder anders herum: Lassen sich alle einstelligen Zahlen als Kfz-Zeichen ausschreiben? Da ihr alle euch das bestimmt jetzt ebenfalls fragt, bin ich wohl eine Antwort schuldig. Sie lautet: Das geht natürlich nicht, schon allein weil die Zahlwörter sechs und sieben aus mehr als vier Buchstaben bestehen. Sehr wohl geht aber nach meiner Recherche das Folgende:

- Im Landkreis Eichstätt (EI) ist EI-NS möglich, im niedersächsischen Northeim (EIN, was von Einbeck abgeleitet ist) EIN-S.
- Auf in Zweibrücken angemeldeten Kraftfahrzeugen kann ZW-EI stehen.
- Im Kreis Viersen lässt sich VIE-R bilden.
- FÜ-NF hatten wir schon.
- Die 8 lässt sich im Großraum Aachen als AC-HT realisieren.
- Im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald (NEU, nach Neustadt im Schwarzwald / Titisee-Neustadt) bekommt man NEU-N und im Rheinkreis Neuss NE-UN.
- Der Vollständigkeit halber sei noch die NU-LL erwähnt, die in Neu-Ulm zu haben ist.

Schade, dass es weder DRE noch DR als Unterscheidungszeichen gibt bzw. jemals gab.

Samstag, 1. Februar 2025

Serientagebuch 01/25

01.01. Lost 1.03 (RW)
Lost 1.04 (RW)
02.01. The Simpsons 36.13
Twelve Monkeys 2.05
Twelve Monkeys 2.06
03.01. Boss 1.05
Boss 1.06
06.01. Person of Interest 3.10
Twelve Monkeys 2.07
08.01. Boss 1.07
10.01. Boss 1.08
11.01. The Shrink Next Door 1.01
Bosch 2.01
Twelve Monkeys 2.08
12.01. The Shrink Next Door 1.02
Lost 1.05 (RW)
14.01. The Shrink Next Door 1.03
15.01. Squid Game 2.01
Lost 1.06 (RW)
Lost 1.07 (RW)
16.01. Bosch 2.02
17.01. Twelve Monkeys 2.09
20.01. Person of Interest 3.11
The Shrink Next Door 1.04
Bosch 2.03
21.01. Twelve Monkeys 2.10
22.01. The Shrink Next Door 1.05
Bosch 2.04
24.01. The Shrink Next Door 1.06
Person of Interest 3.12
26.01. Squid Game 2.02
Lost 1.08 (RW)
27.01. The Shrink Next Door 1.07
Bosch 2.05
30.01. Twelve Monkeys 2.11
31.01. The Shrink Next Door 1.08

Hui, diesen Monat habe ich so einiges weggeglotzt, es fühlt sich an wie zu Beginn des Serientagebuchprojekts! Abgeschlossen habe ich aber nur zwei Serienstaffeln.

Das Politdrama Boss ist ein an mir vorbeigegangenes Juwel aus der Hochphase des Prestige (Pay) TV und ein typisches Kind seiner Zeit: Es werden Ränke geschmiedet und Intrigen gesponnen, es wird geflucht, praktisch jede weibliche Figur ist mindestens einmal nackt zu sehen, unter den männlichen gibt es keinen einzigen Sympathieträger, und die Folgen haben eine Länge von fast einer Stunde. Man kennt solche "Game of Thrones in der realen Welt"-Variationen heute zur Genüge, doch befanden mir bekannte Serienjunkies, dass "Boss" für sie das bessere "House of Cards" gewesen sei (was ich nie gesehen habe). Auch ich hatte bei dieser Starz-Produktion von 2011 jede Menge, nun ja, Spaß. Ich konnte mich den gnadenlosen, bisweilen allzu maskulinen Machtspielchen nicht entziehen, fand Kelsey Grammer als unheilbar kranken Bürgermeister von Chicago sensationell (Golden Globe!) und bin gespannt auf die zweite und leider letzte Staffel.

Auf einem Podcast über einen wahren Fall basierend, erzählt der Achtteiler The Shrink Next Door eine Geschichte von jahrelangem Therapeuten-Patientenmissbrauch, Betrug, Nudging bis Gaslighting und den unschönen Konsequenzen für alle Beteiligten. Mit anzusehen, wie ein armes Würstchen mit Panikattacken und geringer Selbstachtung von seinem shrink dazu gebracht wird, Unmengen von Kapital an diesen abzutreten, sich von Familienmitgliedern zu entfremden und Partnerschaften scheitern zu lassen, ist schmerzhaft. Inhaltlich ist "The Shrink Next Door" also eher dramatisch und traurig, tonal wird die Genrebindung jedoch immer wieder gelöst, indem komische Szenen eingebaut werden. Diese Diffusion ins Locker-Launige würde sogar prima funktionieren, wenn die Serie nicht einen entscheidenden Fehler begangen hätte: im Casting. Prota- und Antagonist werden nämlich verkörpert von Will Ferrell resp. Paul Rudd, zwei Schauspielern, die mir in der Vergangenheit unzählige Stunden Fun und gute Laune beschert haben. Versteht mich nicht falsch: Beide sind glänzend in ihren Rollen, beweisen, dass sie durchaus im ernsten Fach brillieren können, insbesondere den dackeläugigen, hilflosen und herzensguten Marty nehme ich Will Ferrell ohne Weiteres ab. Doch muss ich leider zwangsläufig selig grinsen, wenn ich diesen Mann irgendwo sehe, auch in mehr oder weniger tragischen Parts (seine Nebenrolle in "Winter Passing" ging okay). Und vor allem Paul Rudd kommt, obwohl er einen ojektiv schlechten Menschen mimt, immer noch viel zu oft viel zu liebenswürdig rüber. Ach ja, die begnadete Kathryn Hahn hilft auch nicht gerade, die Stimmung zu justieren. Ohne die (meist erzwungen wirkenden) Dialogwitze und situationskomischen Momente wäre das Ganze womöglich deutlich runder geworden. Trotzdem: Ich mochte diese Miniserie und würde sie weiterempfehlen. Man muss sich darauf gefasst machen, wütend zu werden, wird aber am Ende befriedigt zurückgelassen.